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Mehrkampf-Finale Zu viele Patzer: Turner nur Olympia-Achte - Russen siegen

Die deutschen Turner müssen eine Ernüchterung verkraften. Im Mehrkampf-Finale gelingt wenig, das Hoch der Qualifikation ist nach Platz acht verflogen. Olympiasieger werden die Russen.

Von Martin Kloth, dpa 26.07.2021, 15:03
Die deutschen Turner um Philipp Herder, Andreas Toba und Nils Dunkel (l-r) wurden nur Achte.
Die deutschen Turner um Philipp Herder, Andreas Toba und Nils Dunkel (l-r) wurden nur Achte. Marijan Murat/dpa

Tokio - Dem emotionalen Hoch der Qualifikation folgte das Gefühlstief im Finale.

Die deutschen Turner haben in der Mehrkampf-Entscheidung der Olympischen Spiele in Tokio einen von Patzern und Schnitzern durchsetzten Auftritt hingelegt und als Mannschaft abgeschlagen den achten und letzten Platz belegt. Zwei Tage nach der nahezu fehlerfreien Teamleistung erturnten Lukas Dauser (Unterhaching), Andreas Toba (Hannover), Nils Dunkel (Erfurt) und Philipp Herder (Berlin) lediglich 238,495 Punkte und damit mehr als elf Zähler weniger.

Die Riege des Deutschen Turner-Bundes (DTB) konnte zu keinem Zeitpunkt an den starken Vortrag der Ausscheidung mit Platz sechs anknüpfen. Das Quartett verpasste damit das mögliche beste Olympia-Ergebnis nach Rang vier 2008 in Peking deutlich. Vor fünf Jahren in Rio de Janeiro und 2012 in London hatte die DTB-Riege jeweils Platz sieben belegt.

Top-Nationen deutlich vorn

In einer anderen Liga turnten die Top-Drei-Nationen. Olympiasieger wurde nach einem packenden Dreikampf das Team des Russischen Olympischen Komitees. Die Riege um Welt- und Europameister Nikita Nagorni verwies mit 262,500 Punkten am Ende souverän Vorgänger Japan (262,397) auf den zweiten Platz. Bronze sicherte sich China mit 261,894 Punkten.

Nach einem durchwachsenen Auftakt an den Ringen mit rund einem halben Punkt weniger als in der Qualifikation steigerten sich die deutschen Turner am Sprung und holten wieder etwas auf. Dann aber leistete sich die Riege ausgerechnet am eigentlich stärksten Gerät einen Aussetzer. Nils Dunkel musste nach einem Patzer vom Barren, auch der EM-Dritte Dauser turnte wertvolle Zehntel weniger als zwei Tage zuvor.

Nur Herder legte im Vergleich zur Qualifikation zu, konnte das Manko aber nicht mehr ausgleichen. Nach drei von sechs Geräten rangierte das DTB-Team auf Position sieben.

Zu viele Patzer und Schnitzer

Auch am folgenden Reck lief nicht alles rund. Andreas Toba, in Basel drei Monate zuvor noch Europameisterschafts-Zweiter an diesem Gerät, verlor gegenüber dem Vorkampf fast 1,5 Punkte, weil ihm zu viele Elemente nicht sauber genug gelangen. Danach schien die Luft raus zu sein. Philipp Herder fiel am Boden auf den Hintern, stieg mit einem Kopfschütteln vom Podium und wurde mit herbem Punktabzug bestraft. Das gleiche Schicksal ereilte anschließend auch Dauser und Toba.

Bei der Heim-Weltmeisterschaft 2019 in Stuttgart hatte sich die DTB-Riege mit Ach und Krach als zwölfte und letzte Mannschaft für die Tokio-Spiele qualifiziert. Entsprechend aus dem Häuschen waren Dauser und seine Mitstreiter schon nach dem Vorkampf mit 249,929 Punkten am vergangenen Samstag. „Unglaublich! Wenn man überlegt, vor knapp zwei Jahren haben wir es gerade so geschafft als Team zu den Olympischen Spielen mit Platz zwölf. Jetzt sind wir Sechster, das ist echt richtig stark“, meinte der deutsche Mehrkampf-Meister im Gefühlshoch.

Während für Toba und Dunkel nun die Spiele in Tokio beendet sind, sind Dauser und Herder schon am Mittwoch wieder auf der Bühne. Der Unterhachinger als 16. der Ausscheidung und der Berliner als 21. turnen das Einzelfinale im Mehrkampf. Der EM-Dritte Dauser geht überdies nach Platz zwei in der Qualifikation am Sonntag mit Medaillenhoffnungen an sein Spezialgerät Barren.