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Stammtisch Vom Geben und Nehmen

Die Gemeinschaftsschule Barleben hat zu einem besonderen Stammtisch eingeladen. Gekommen waren Vertreter von etwa zehn Unternehmen.

Von Sebastian Pötzsch 02.10.2019, 17:18

Barleben l Wer in das Berufsleben einsteigen will, muss sich als Schüler schon frühzeitig Gedanken machen, in welchem Bereich er später einmal arbeiten möchte. Aber auch Unternehmen müssen vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels nach Wegen suchen, Nachwuchs zu generieren und freie Stellen zu besetzen. Genau hier soll der am Dienstag ins Leben gerufene Gemeinschaftsschulstammtisch in Barleben ansetzen. Ziel der Bildungseinrichtung ist sozusagen die Vermittlung ihrer Schüler an Unternehmen aus der Region – ein gegenseitiges Geben und Nehmen zwischen Schule und Unternehmen soll entstehen.

Dass die Mädchen und Jungen schon recht gut auf ihren späteren Berufsalltag vorbereitet sind, das hat sich die Gemeinschaftsschule auf die Fahnen geschrieben. So sprach Schulleiterin Birgit Sydow vom ausgeprägten Wirtschaftsprofil ihrer Sekundar- und Gemeinschaftsschule. Bereits in der 5. und 6. Klasse würden den Schülern Angebote im Rahmen der Wirtschaftsorientierung gemacht. So berichteten die Lehrerkollegen, dass die Schüler während des Unterrichts gemeinsam ganz unterschiedliche Berufe und verschiedene Unternehmen erkunden, um möglichst frühzeitig die eigenen Interessenslagen zu ermitteln und zu schauen, wohin die berufliche Reise später einmal gehen könnte.

Konkreter werde es dann in den folgenden Klassenstufen. Hier würden die Kompetenzen der Schüler ermittelt, indem beispielsweise Analysen zu Schwächen und Stärken durchgeführt werden. In der 8. und 9. Klasse müssen die Mädchen und Jungen ein zweiwöchiges Praktikum absolvieren, um durch Praxis zusätzlich eine Orientierung zu erhalten. Dazu gehört auch die Durchführung eines Kolloquiums, in dem die Schüler von ihren Erfahrungen berichten.

Auch Maxim Hirschfeld hat im vergangenen Schuljahr Praktika in gleich mehreren Unternehmen absolviert. Während eines Kolloquiums hatte sie über ihre Erfahrungen in einem Augenoptiker-Geschäft berichtet. Am Dienstag erhielt sie abermals die Chance, ihre Erfahrungen darzustellen, nun aber vor den Firmenvertretern. So wartete die 16-Jährige mit Details zu verschiedenen Sehhilfen, Gläserarten und Verarbeitungstechniken auf. Auch wenn sie nun weiß, dass dieser Beruf nichts für sie ist: Ohne das Programm der Schule und das Praktikum sei die Einsicht vielleicht zu spät gekommen. „Mittlerweile steht für mich fest, dass das nicht mein Berufswunsch ist. Ich habe festgestellt, dass mir das Handwerkliche nicht liegt“, sagte die Zehntklässlerin. Am liebsten würde sie eine Ausbildung beim Zoll beginnen, eine Bewerbung sei schon abgeschickt.

Die Vertreter der Unternehmen zeigten sich indes beeindruckt vom Engagement der Schule und ihrer Schüler. Lars Mensing, Inhaber eines Handwerksbetriebes in Barleben, bezeichnete den neuen Gemeinschaftsschulstammtisch als sehr spannend. „Wir würden eine Kooperation starten. Was mich nur überrascht, ist die geringe Resonanz der Unternehmen“, sagte der Firmenchef. Auch andere Vertreter äußerten sich verwundert über die geringe Beteiligung. „Immerhin stehen genug Schüler zur Verfügung, die die Unternehmen ausbilden könnten. Und Unternehmen gibt es ja auch genug“, äußerte beispielsweise Frank Richter. Der Mitarbeiter einer Malerfirma in Meitzendorf erklärte, dass sein Unternehmen positive Erfahrungen mit motivierten Praktikanten gemacht hat.

Schulleiterin Birgit Sydow bezeichnete die Resonanz als mittelprächtig. 52 Firmen seien eingeladen worden und nur eine Handvoll hätten zugesagt. Dennoch zeigte sie sich zuversichtlich, dass der neu geschaffene Stammtisch dazu dienen kann, Grundschüler frühzeitig für die Ausbildungs- und Arbeitswelt zu sensibilisieren und Firmen ihren Nachwuchs zu sichern.

Bürgermeister Frank Nase (CDU) lobte, dass der Stammtisch als neues und wichtiges Format überhaupt angenommen wird. Der positive Trend beim Unternehmerfrühstück übertrage sich hoffentlich auch auf das neue Instrument. „Denn künftig werden mehr Arbeitskräfte nachgefragt werden. Und diese hervorragende Schule sorgt für Output in Form von Absolventen.“