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Corona-Krise Tischtennis-Coach Roßkopf: Olympia wird keine Qualität haben

Immer mehr Athleten sehen eine Austragung der Olympischen Spiele im Sommer kritisch. Allein eine vernünftige Olympia-Vorbereitung ist für die meisten Sportler nicht möglich.

23.03.2020, 06:22

Berlin (dpa) - Auch die deutschen Tischtennis-Asse leiden unter der Corona-Krise. Bundestrainer Jörg Roßkopf (50) kann mit seinen Athleten nicht mehr im Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf trainieren, die Spieler um Timo Boll halten sich zu Hause fit.

"Am besten getroffen hat es die, die noch eine Platte im Keller haben", sagte Roßkopf den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Mit Vorbereitung auf die Olympischen Spiele im Juli in Tokio habe das aber nichts zu tun.

Der Doppelweltmeister von 1989 sieht derzeit keine Chance mehr, um vernünftige Spiele in diesem Sommer stattfinden zu lassen. Er fragt er sich: "Was sollen das für Spiele werden? Sie werden überhaupt keine Qualität haben." Mit Fairness habe das nichts zu tun, "wenn halb Europa nicht trainieren kann, in Japan aber weitergemacht wird wie bisher". Doch: "Es gibt wichtigere Probleme, da muss jeder solidarisch sein. Und Olympia hat da nichts mehr zu suchen. Das lässt sich verschieben, da wird es für alles Notlösungen geben", sagte er.

Der Deutsche Schwimm-Verband hat seinen Olympia- und Perspektivkaderathleten breite Unterstützung in der schwierigen Sommerspiele-Frage zugesichert. "Wir wissen, dass viele von Euch verunsichert sind und die aktuelle Situation Euch auch psychisch belastet. Es ist daher wichtig, klare Ziele und eine konkrete Perspektive aufzeigen zu können", schrieb Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen an die Sportler.

Der DSV drängt auf eine schnelle und zügige Entscheidung in der Frage, ob die Spiele wie terminiert vom 24. Juli bis 9. August 2020 stattfinden werden oder nach hinten verlegt werden. "Vieles spricht aus meiner Sicht für eine Verschiebung des Termins", teilte Kurschilgen in dem Schreiben mit, das der Deutschen Presse-Agentur aus Sportlerkreisen vorliegt.

Kurschilgen wies auf die schwierigen Trainingsbedingungen für die Sportlerinnen und Sportler in angespannten Tagen hin. "Uns allen ist bewusst, dass es für Euch sehr schwierig ist, sich in dieser Phase unter außergewöhnlichen Bedingungen zu orientieren und zu motivieren. Deshalb finde ich es bemerkenswert, wie ihr diese schwierige Situation mit der aktuell bestehenden Planungsunsicherheit bisher annehmt", so Kurschilgen. Für ihn steht außer Frage, dass die Nominierungskriterien im Falle einer Beibehaltung des Termins der Sommerspiele verändert und angepasst werden müssten.

"Der Traum von Olympia, auf den ihr Eure aktuelle Lebensplanung und Euer tägliches Tun ausgerichtet habt, ist mit vielen Fragezeichen verbunden. Das spürt man in den zurückliegenden Tagen verstärkt, wenn berechtigte Fragen von Euch gestellt werden, wie es weitergeht mit dem Training, den Nominierungen, den Planungen im Spitzensport und den Olympischen Spielen 2020 in Tokio", erklärte Kurschilgen.

In einer Umfrage werden die Sportler nach ihrer psychischen Belastung durch die Coronavirus-Krise, über die aktuelle Trainingssituation und zur Beurteilung der Wettbewerbssituation befragt. Dazu wird ein Meinungsbild eingeholt, wie die Athleten zu einer möglichen Verschiebung der Olympischen Spiele stehen.

Die Zahl der deutschen Athleten, die sich für eine Verlegung der Olympischen Sommerspiele in Tokio aussprechen, wächst von Tag zu Tag. "Aus Athletensicht macht eine Verschiebung zunehmend Sinn, auch wenn klar ist, dass da viel dranhängt", sagte Ruderer Jonathan Koch, der die Athleten im Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB vertritt, der "Süddeutschen Zeitung".

"Im Kern geht es um einen fairen sportlichen Wettkampf, und das ist jetzt schon sehr fragwürdig. Wenn wirtschaftliche Abhängigkeiten den zu Grunde liegenden Sinn der Spiele verdrängen, entwertet sich das Ganze bald von selbst", unterstrich Koch.