Fußball Auszeichnung der sportlichen Leistung
Ein Blick in die Geschichtsbücher des Kreisfachverbandes Fußball Aschersleben-Staßfurt zeigt, dass es am Ende einer Spielzeit nicht immer Pokale und Titel sein mussten, auf die man stolz zurückblickte. Auch die Berufung in die Kreisauswahl war stets eine große Auszeichnung.

Salzlandkreis
Nicht jeder Sportler kann sich den Traum vom Spielen in der Nationalmannschaft oder einer Auswahl erfüllen. Zum einen gehört Talent dazu, zum anderen muss verbandsseitig eine Auswahl unterhalten werden. Im Altkreis Aschersleben-Staßfurt gab es eine solche nicht nur für die Nachwuchsspieler (Volksstimme berichtete), sondern auch im Erwachsenenbereich. Die eingesetzten Mädchen und Jungen sahen eine solche Berufung als Förderung ihrer persönlichen Entwicklung an. Ähnlich war die Situation im Männerbereich. Die Aktiven, die in der Kreisauswahl eingesetzt wurden, empfanden dies stets als Auszeichnung ihrer sportlichen Leistungen.
Jan Dahms, ein Gierslebener Auswahlspieler, brachte es vor einem Spiel gegen Lok Aschersleben auf den Punkt, als er sagte: „Es ist immer eine Ehre, in einer Auswahl zu spielen“. Worte, die in der Folge mehr und mehr nachgesprochen wurden und das System als positive Bereicherung des Spielbetriebes bestätigten.
Im Kreisfachverband (KFV) Staßfurt existierte kurz vor dessen Ende kein Auswahlspielbetrieb. Ganz dunkel konnten sich die älteren Sportfreunde zu dieser Zeit noch an die 1970 und 80er Jahre erinnern, als durch den Bezirksfachausschuss (BFA) ein solcher Wettbewerb organisiert wurde, doch bald wieder einschlief.
Zusammenschluss mit Aschersleben im Jahr 1994
1994 erfolgte der Zusammenschluss mit Aschersleben und und der dortige Alt-KFV brachte unter anderem den Auswahlspielbetrieb der Männer in den neuen Verband mit. Dieser wurde zwar weiter vom KFV unterstützt, jedoch ging die Initiative vor allem von Torsten Köhler und Helmut Witte aus. Im neuen KFV kam das gut an. Dennoch wurden einige Neuerungen eingeführt, beispielsweise übernahm der Lehrausschuss des Kreisverbandes die Führung und Organisation. Das Gremium war für die Trainerausbildung und Leistungsentwicklung zuständig. Auch sollten nur Aktive berufen werden, die in Mannschaften auf Kreisebene spielten. Eben eine Auswahl des Kreises.
Da kein „von oben“ organisierter Wettbewerb existierte, konnte die Auswahl zu Präsentationszwecken eingeladen werden, zum Beispiel für Vereinsjubiläen oder Feiertage. Das anfängliche Problem, dass nominierte Spieler nicht anreisten, konnte durch Regeln in der Ausschreibung schnell beseitigt werden. Passiert war das beispielsweise bei einem der ersten Spiele in Ermsleben, wo kurzfristig Spieler aus Löderburg nachreisten. Auch der eigentlich nur als Fotograf anwesende Torsten Köhler hatte zufällig seine Sporttasche im Auto und spielte mit.
Im Gedächtnis geblieben sind darüber hinaus aber vor allem positive Erinnerungen. 2000 hatte der SV Lok Aschersleben geladen. Bei bestem Sommerwetter gewann die Auswahl 3:1. Dahms erzielte das erste Tor, bevor in der 69. Minute das 2:0 durch den amtierenden Fußballer des Jahres, Sven Wagner (SG Hohenerxleben), fiel. Den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer, egalisierte Marco Burkart. Für die Kreisauswahl liefen neben den genannten Torschützen Peter Ohlemann (Westeregeln) und Olaf Schulz (Schadeleben) als Torhüter sowie Sven Kerger, Olaf Wenzel, Sven Lorenz (alle Rathmannsdorf), Ingolf Schrader, Tino Kirst, Christian Constabel, Thomas Kneisel (Schneidlingen), Mario Schulz (Schadeleben), Mario Becker, Andy Mülau (Westdorf), Marc Plassa (Winningen) und der nachnominierte Torhüter Henry Schmidt (Lok Aschersleben) auf.
Spaß stand im Fokus von Vereinsfesten und Freundschaftsspielen
Ein geordneter Spielbetrieb fand jedoch weiterhin nicht statt. Nur „Repräsentationsspiele“, mit dem Ziel, neben der sportlichen Leistung auch Spaß zu verbreiten und zu unterhalten. Eine Philosophie, die von Vereinen und Sportlern angenommen wurde. So erinnern sich die Fans der Region gerne an ein Spiel in Neundorf, für das der verdienstvolle Trainer Günter Remme aus seinen ehemaligen Spielern ein Allstar-Team formierte und die Auswahl schlagen wollte. Dass Remme gute Talente entwickelte, zeigte seine Mannschaft, in der überwiegend Spieler aus höherklassigen Mannschaften wie Förderstedt und Staßfurt spielten. Am Ende stand ein gerechtes Unentschieden auf der Anzeigetafel. Das war in der „dritten Halbzeit“ jedoch schnell vergessen.
Ein weiteres Ziel der Auswahlspiele war für das Verständnis in Sachen Fairplay zu werben. Wer in einer Auswahl zusammenspielte und dann als Vereinsmannschaften gegeneinander anzutreten hatte, ging ganz anders in die Spiele. Nicht allein sportlich, sondern auch äußerlich mit dem Slogan „Fairplay ist mehr“ auf den Trikots, war die Botschaft für alle Zuschauer klar.
Gespielt wurde ausschließlich in der Punktspiel-freien Zeit im Sommer. So auch im Juli 2001. Der SV Rathmannsdorf, in diesem Jahr Kreismeister geworden, war der Meinung, die Siegesserie der Auswahl beenden zu können. Nach der Führung für die Auswahl durch Burkart folgte der Ausgleichstreffer von Sven Lorenz. Doch dann schaltete der SVR einen Gang hoch. Marcel Hannemann, der anschließend aus Westdorf zum SV Rathmannsdorf wechselte, Andy Wogatzke und wieder Burkart sorgten für den 4:1-Endstand.
Knapper Sieg in Wolmirsleben
Ein knapper Sieg folgte eine Woche später in Wolmirsleben. 3:2 für die Auswahl hieß das Endergebnis. Gleich am Anfang war SVW-Schlussmann Mirko Schramm machtlos gegen einen 60-Meter-Weitschuss von Ronny Wiele Später leistete Schramm jedoch etwas Wiedergutmachung und verwandelte selbst einen Elfmeter. Sascha Josuhns (SVW) und Thomas Kneisel (Auswahl) erzielten die weiteren Tore. Letzterer war – wie Marco Burkart – stets ein Torgarant für die KFV-Auswahl.
Ein Rückblick auf die berufenen Akteure zeigt viele Spieler, die sich im Salzlandkreis einen Namen gemacht haben. Marc Plassa war langjähriger Kapitän des Teams. Thomas Keye stand ihm leistungsmäßig in nichts nach. Gehörten anfangs viele verschiedene Torhüter zum Team – Olaf Schulz, Peter Ohlemann, Mirko Schramm und Daniel Mohr um nur einige zu nennen – blieben am Ende zwei übrig: Maik Binnebößel und Stefan Krüger.
Alle Spieler, Torschützen, und Anekdoten aufzuzählen, würde zu weit führen. Im Nachhinein einlässt sich aber sagen, der Kreisauswahl-Spielbetrieb war eine Belebung für die Region. Nach der Fusion 2007 konnte er in dieser Form jedoch nicht weitergeführt werden. Nur vereinzelt nahmen Auswahlmannschaften noch an Freundschaftsspielen teil.