1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Arendsee
  6. >
  7. Natur und Tourismus: Wasser knapp: Arendsee sorgt sich um Umwelt

EIL

Natur und Tourismus Wasser knapp: Arendsee sorgt sich um Umwelt

Bis zu einem Meter sank der Wasserpegel des Arendsees. Die Folgen sind unübersehbar. Das Stadtoberhaupt möchte nicht mehr zuschauen, sondern über Landesgrenzen hinweg einen Lösungsweg beschreiten.

Von Christian Ziems Aktualisiert: 02.11.2022, 18:30
Die Badestelle Schramper Eck gehört zu den Bereichen, an denen der Wasserrückgang besonders gut zu erkennen ist. Früher stand das Wasser teilweise unter der Sitzbank.
Die Badestelle Schramper Eck gehört zu den Bereichen, an denen der Wasserrückgang besonders gut zu erkennen ist. Früher stand das Wasser teilweise unter der Sitzbank. Foto: Christian Ziems

Arendsee - Die Tatsache, dass große Mengen an Grundwasser für die Felder im Landkreis Lüchow-Dannenberg verwendet werden, sorgt in der Altmark für Unmut. Die Einheitsgemeinde Arendsee werde auf die entstandene Situation reagieren und Norman Klebe machte deutlich, wie dies geschehen wird.

Der Bürgermeister arbeitet an mehreren Briefen. Einer davon geht an Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff. Darin wird geschildert, dass ein Zusammenhang zwischen gestiegenen Grundwasserentnahmen für die Beregnung von Feldern im Nachbarlandkreis Lüchow-Dannenberg und dem gesunkenen Arendsee-Pegel gesehen werde. Denn der genutzte Grundwasserkörper mit dem Namen „Jeetzel Lockergestein rechts“ befindet sich teilweise auch im Altmarkkreis Salzwedel. Das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt und das Leibniz-Institut für Gewässerökologie, dessen Experten seit Jahren an der Blauen Perle forschen, bestätigen auf Nachfrage der Volksstimme: Dieser Wasserkörper könnte eine Rolle für die Speisung des Arendsees spielen.

„Wir gehen aktuell davon aus, dass dies auch so ist“, meinte Norman Klebe und möchte vor allem eins erreichen: Landes- und Kreisgrenzen nicht länger im Vordergrund sehen, sondern einen Weg suchen, damit gerettet wird, was noch zu retten ist. Und dabei möge Sachsen-Anhalts Ministerpräsident helfen – denn die Blaue Perle gehört dem Land – und mit seinem Amtskollegen in Niedersachsen, Stephan Weil, das Gespräch führen. Schließlich stehe der See unter besonderem Schutz. Er ist zum Beispiel Bestandteil der Europäischen-Wasserrahmenrichtlinie. Beunruhigende Veränderungen sind sichtbar. So fiel beispielsweise der Schilfbereich trocken. Er fällt als Laich- sowie Rückzugsort für Fische aus.

Etwa ein Meter Wasser fehlt im Arendsee

„Mir ist klar, was das Sinken des Wasserpegels angeht, sind mehrere Zahlen im Umlauf. Wir selbst messen regelmäßig an der Anlegestelle des Schiffs Queen und haben festgestellt, bis zu einem Meter fehlt“, machte der Bürgermeister deutlich. Auf einer Karte ist der Grundwasserkörper exakt eingezeichnet und verläuft nicht nur im kompletten Bereich des Arendsees, sondern auch unter mehreren Ortsteilen der Kommune. Dort sind weitere Probleme aufgetaucht.

So fielen Brunnen, die für die Löschwasserversorgung nötig sind, trocken. Der Tourismus leide ebenfalls unter der Situation, dass kommunale Strandbad lässt sich nicht wie gewohnt nutzen. Im einstigen Nichtschwimmerbereich kann nur noch gelaufen werden. „Wendländer nutzen den Arendsee ebenfalls als Naherholungsgebiet und wir müssen uns einfach alle an einen Tisch setzen. Das ist auch unser Wasser“, erklärte der Bürgermeister. Er ergänzt: „Wir bitten die Landwirte im Wendland um Solidarität. Unsere Bauern haben nicht die Möglichkeit, so viel zu bewässern. Wenn immer mehr Wasser entnommen wird, ist irgendwann nichts mehr da.“

Das Land Niedersachsen hatte den Kreis Lüchow-Dannenberg gebeten, erstmal keine Genehmigung für Entnahmen aus dem Grundwasserkörper „Jeetzel Lockerstein rechts“ zu erteilen. Die dortigen Landwirte haben aber bereits deutlich gemacht, sie bräuchten künftig über 90 Prozent mehr Grundwasser als bisher. Auf die angespannte Lage ging der Kreistag Lüchow-Dannenberg in seiner Sitzung im September ein. Die Unterlagen wurden veröffentlicht und können auf der Internetseite unter Bürgerservice abgerufen werden. Die Leiterin der Unteren Wasserbehörde, Karin Bardowicks, benennt darin Schwierigkeiten. Neues Grundwasser bildet sich seit 2018 kaum. Der Vorrat reiche schon jetzt nicht mehr aus, um alle Nutzer zu versorgen.

Über die Landesgrenzen hinweg sparen

Und darum rät Norman Klebe dringend dazu, gemeinsam zu sparen. Er will den Kontakt zu Landrätin Dagmar Schulz suchen, um regelmäßige Informationen bitten sowie einen regen Austausch anschieben. Auch Salzwedels Landrat Steve Kanitz soll für die Problematik sensibilisiert werden.

Das Stadtoberhaupt hält die Allgemeinverfügung des Altmarkkreises für richtig. So durften bis Ende September zwischen 13 und 18 Uhr zum Beispiel keine Gärten mit Wasser aus privaten Brunnen bewässert werden. Solch eine Verfügung gibt es im Nachbarlandkreis nicht. Mit Blick auf den gemeinsamen Grundwasserkörper sei aber gemeinsames Handeln und vor allem darüber miteinander reden, geboten. Und dies möglichst schnell. „Grundwasser hält sich nicht an politische Grenzen“, so Norman Klebe.

Der Grundwasserkörper tangiert den Bereich Arendsee, aber auch einen Teil der Einheitsgemeinde Salzwedel und der Verbandsgemeinde Seehausen (Heiligenfelde). Dazu gehört etwa die Hälfte der Fläche der Kreisstadt. Ungefähr ein Drittel des Grundwasserkörpers befindet sich unter der Altmark, der größere Teil im Kreis Lüchow-Dannenberg.