Tätowierungen Tattoo-Kunst aus Burg geht unter die Haut
Der Tätowierer Tobias Keck aus Burg erzählt, was derzeit bei der schmerzhaften Körperkunst gefragt ist.

Burg - Ein Messer verläuft über das rechte Auge bis zur Wange, ein Anker ziert das andere Auge. Tobias Keck ist Tätowierer und Besitzer des Tattoo Studios UnderSkin in Burg. Wie wird man eigentlich Tätowierer? Eine anerkannte Ausbildung gibt es in Deutschland nicht, also was tun, wenn man sich entscheidet seine Kunst von der Leinwand auf menschliche Haut zu bringen?
Mit 18 ging es bei Tobi los. Dann legte er sich unter die Nadel, bis nicht mehr viel Platz da war. Viel von seiner Körperkunst hat er selbst gestochen. Seit drei Jahren ist er nun selbst Tätowierer.
Meistens gehe man zu Anfang mit seinen Zeichnungen zu verschiedenen Studios, oder wird, beim ganz großen Los, über das Internet entdeckt. Selten werde man in den Studios direkt genommen, erklärt er. Bei ihm ging es jedoch überraschend schnell und nach drei Monaten hatte er bereits erste Kunden. Im Voraus übt man viel an Freunden, Familie und sogar an sich selbst. Die Nachfrage für die schmerzhafte Kunst auf der Haut ist auch hier in Burg recht groß und Tobi hat viel Kundschaft.
Welche Tattoo-Trends gehen unter die Haut?
„Mandalas bei Frauen. Bei Männern geht es eher in die nordische Richtung. Wikinger und nordische Kompasse und sowas“,erzählt der Tätowierer über die derzeitigen Trends. Die altbekannten Tribals oder beliebten Unendlichkeitsschleifen sind dagegen schon lange aus der Mode gekommen. Sie zählen zu Motiven, die er nicht mehr sticht oder versucht, den Kunden ins Gewissen zu reden, sich für ein anderes Motiv zu entscheiden.
Am schwierigsten wird es für ihn beim Tätowieren von Augenlidern und Handinnenflächen. Seine persönliche Grenze zieht er beim Intimbereich eines Mannes. Schmunzelnd fügt er hinzu, dass man die Stelle halt nicht wirklich einfach tätowieren könne.
Tobis Steckenpferd im Land der Tattoo-Stile: Trash Polka. Dabei handelt es sich um untypische Motive. Hier werden grafische Elemente mit fotorealistischen Motiven vereint. Meistens in Schwarz-Grau und Rot gehalten. Wenn er könnte, würde er sich darauf spezialisieren. Da seine Kundschaft derzeit aber größtenteils weiblich ist, werden es eher Mandalas, Blumen oder geometrische Motive.
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Wie weit geht man für ein neues Accessoire?
„Wenn man sagt Tätowieren tue nicht weh, ist es gelogen. Es tut weh.“ Wie schmerzhaft eine Tätowierung wirklich ist, ist natürlich bei jedem unterschiedlich. Aber welcher Typ Mensch ist denn beim Tätowieren die größte Memme?
„Meistens die Männer, wo du denkst: Was für’n Mann.“ Sobald die Wirkung der Betäubungscreme nachlässt, beginnt das Zucken. „Frauen sind da definitiv schmerzfreier“, gibt Tobi anerkennend zu.
Tätowierungen für's Leben
Klar sollte sein: Ein Tattoo bleibt für immer und das muss gut durchdacht sein, so auch Tobis Expertenmeinung. So wie Tattoos für immer sind, sind es Beziehungen nicht unbedingt. Wie viele haben den Namen ihres Ex-Partners auf einer Körperstelle verewigt?
Tobi versucht hier als Tätowierer Klarheit zu schaffen, dass Vorsicht geboten sein solle und man sich eventuell für ein zwangloseres Motiv entscheiden könne.
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Bei kleinem Fehler auf die Anklagebank?
Ein kleiner Fauxpas kann jedem mal passieren. Aber wenn dieser einem Menschen für immer präsent bleibt, bekommt ein kleiner Fehler eine ganz andere Tragweite. Tobi erzählt, in seinen Anfängen sei auch er schon mal mit der Nadel abgerutscht. Natürlich könne das passieren, aber in den meisten Fällen kriege man es wieder hin und könne es kaschieren.

Sogenannte Cover-Ups sind momentan Tobis größte Einnahmequelle. Eine Jugendsünde oder ein Andenken an eine wilde Partynacht kann dadurch möglicherweise gerettet werden. Ein schwieriges Unterfangen, aber Tobi nimmt die Herausforderungen gerne an. „Sie sind schwierig, aber das fordert einen ja. Du musst dir Gedanken machen, wie kriegt man das gecovert und wie gedeckt“,erzählt er.
Man solle sich zu einhundert Prozent sicher sein, dass es für immer bleibe, ist Tobis Tipp zum Tattoowunsch.Jeder fünfte ist heutzutage in Deutschland tätowiert und setzt sich dem Schmerz freiwillig aus. Warum? Ob aus Gründen der Optik, oder um Erinnerungen festzuhalten. Aber warum auch eigentlich nicht?