Behördenspiele um die Bohrschlammgrube? Brüchau: Bürger sind wütend. Der Giftschlamm soll endlich weg
Obwohl die Auskofferung 2020 beschlossen wurde, wird die Umsetzung ausgebremst – Bürger wenden sich mit einem Brief an die Öffentlichkeit.

Brüchau. - Bürger aus Brüchau und Umgebung und Umweltschützer aus dem Altmarkkreis haben sich am vergangenen Freitag im Brüchauer Dorfgemeinschaftshaus versammelt. Sie fühlen sich nicht ernst genommen. Seit Jahren nicht. Es werde über die Köpfe der Menschen verhandelt, betonen die Organisatoren. „Verschleppung ist das, um was es geht“, sagt der Kakerbecker Steffen Lötge im Gespräch mit der Volksstimme.
Nun wenden sich die Menschen in einem offenen Brief an die Landesregierung, das Landesbergamt (LAGB), Gemeindevertreter und die Betreiberfirma Neptune Energy. Sie wollen endlich volle Transparenz über den Stand der Sanierung der Giftschlammgrube Brüchau und endlich ein Ende der offensichtlichen Blockadehaltung hinter verschlossenen Türen.
Sie fragen: „Was ist in den Behörden im Gange? Wird hier an einem großen Verrat gearbeitet – am demokratischen Willen und an den Menschen, die davon betroffen sind?“ Die Unterzeichner fordern dringend eine Bürgerversammlung mit allen Beteiligten: LAGB, Wirtschafts- und Umweltministerium, Landtag, Kreistag, Landrat, Bürgermeister, Neptune Energy, dem BUND und eben auch und vor allem, mit den betroffenen Anwohnern.
„Wir wollen unseren Lebensraum für die zukünftigen Generationen erhalten“, heißt es in dem Brief. Die langfristigen Risiken für Mensch und Umwelt seien erheblich. „Unser Grundwasser wird nun schon seit Jahrzehnten nachweislich durch Bohrschlämme vergiftet. Und die Haltbarkeit von Plastikmaterialien (hier die Abdichtung der Grube nach unten – d.Red.) ist begrenzt.“
Obwohl der Landtag von Sachsen-Anhalt im Juni 2020 einstimmig beschlossen habe, die kontaminierte Grube vollständig auszukoffern und extern zu entsorgen, und dieser Beschluss 2021 sogar in den Koalitionsvertrag aufgenommen wurde, sei von einer Umsetzung nichts mehr zu spüren, kritisieren die Unterzeichner. Im Gegenteil: Neptune Energy, Betreiberin der Grube, weigere sich, einen vollständigen Entsorgungsplan vorzulegen.
Angeblich gäbe es für 27.000 Tonnen besonders belasteter Abfälle, die sowohl Quecksilber als auch radioaktive Stoffe enthalten, keinen genehmigten Entsorgungsweg. Dabei liege das Problem, wie sich bei einer Bürgerversammlung im Juni 2024 herausgestellt habe, nicht bei der Zieldeponie, sondern im Straßentransport dorthin. Dieser bedürfe einer speziellen strahlenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung, die das LAGB erteilen könne. Bis Ende Februar 2025 habe, so behauptet das Amt, jedoch kein entsprechender Antrag vorgelegen.
Statt konstruktiver Entscheidungen sei die Situation zunehmend von gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt, schreiben die Verfasser weiter. Neptune werfe dem LAGB vor, das Genehmigungsverfahren kürzlich geändert und erschwert zu haben: Während früher die Transportfirma den Antrag gestellt habe, müsse nun das Unternehmen selbst die Verantwortung übernehmen. Das Bergamt weist das zurück: Ein Antrag sei nie gestellt worden.
Gleichzeitig arbeite Neptune an einem sogenannten „Plan B“ - der Sicherung des giftigen Materials vor Ort und dem gegenüber zeige sich das Landesamt sogar offen. Eine versprochenen öffentliche Transparenz gebe es faktisch nicht mehr, monieren die Bürger. Das Verfahren sei undurchsichtig, demokratische Entscheidungen würden faktisch unterlaufen.
In ihrem Brief stellen die Betroffenen nun eine klare Forderung an die Adressaten: „Schaffen Sie Klarheit und sorgen Sie dafür, dass die toxischen Bohrschlämme nachhaltig entsorgt werden!“Eine große Protestaktion ist für den 17. August geplant. Wo uns wie genau diese ablaufen wird, wird noch entschieden.