Dank Shuuz Geld für Kinder Kein Messie! Deshalb sammelte eine Frau 2.000 Kilogramm Schuhe
Eva-Maria Lamprecht macht aus gebrauchten Flip-Flops, Ballerinas, Gummistiefeln, Winterschuhen und Co. bares Geld. Viele Menschen unterstützen sie, weil Kindern damit geholfen wird.

Letzlingen. - Es klingt ein bisschen verrückt, wenn Eva-Maria Lamprecht erzählt, dass sie in knapp zweieinhalb Jahren 2.000 Kilogramm Schuhe gesammelt hat – in allen Größen, Formen, Farben. Aber die junge Frau aus Letzlingen ist kein Messie oder ähnliches. Sie arbeitet stattdessen mit der Plattform Shuuz zusammen, um Geld für das Kinderturnen im Ort zu sammeln.
An zwei Stellen – der Tankstelle in Letzlingen und ihrer Arbeitsstelle bei der Physiotherapie Schulz in Gardelegen – kann jedermann Schuhe abgeben, die er nicht mehr benötigt, egal für welche Saison, oder in welcher Größe. Wichtig ist nur, sie müssen noch tragbar und in ordentlichem Zustand sein. Und es sollen Straßenschuhe sein, also keine Schlittschuhe oder Ski-Stiefel. „Ich sage immer, ich nehme alles an, was man auch noch auf dem Flohmarkt verkaufen könnte“, gibt Lamprecht als Richtmaß für den Zustand aus.
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An den beiden Sammelstellen stehen Kisten bereit. In der Physio-Praxis würden die Kolleginnen ihr aber ab und zu auch einfach so Schuhe hinstellen. „Ich frage dann immer, sicherheitshalber, ob die wirklich für mich sind“, erzählt die junge Frau lachend, schließlich will sie ja niemandem die Schuhe stehlen.
Letzlinger wissen über Sammelleidenschaft Bescheid und spenden gern
Viele Einheimische wüssten schon über ihre „Sammelleidenschaft“ Bescheid. Gerade jetzt, in der Übergangszeit, spricht sie aber auch direkt die Menschen an, mit denen sie zu tun hat, „denn häufig wird nun aussortiert: Fehlkäufe, was nicht mehr passt, was man nicht mehr anzieht – und ich kann die Schuhe gut gebrauchen.“
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Zum Glück nur sehr selten findet sich auch Müll unter den Spenden, also Schuhe, die nicht mehr brauchbar sind. Für Lamprecht sehr ärgerlich: „Das muss ich dann selbst entsorgen, bei mir zu Hause in der Tonne.“ Sie hat inzwischen aber auch ein gutes Gespür dafür, welche Schuhe von Shuuz akzeptiert werden.
Bares Geld für alte Schuhe: So funktioniert das mit shuuz
Sobald sie einen Karton voll hat, sendet sie diesen mit der Post an die Adresse des Recycling-Unternehmens. Von dort bekommt sie dann eine genaue Auflistung, wie viele Kilogramm ihrer Sendung akzeptiert wurden – und für die gibt es Geld.
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Insgesamt sind so schon 391,98 Euro zusammengekommen. „Das ist ein ganz schöner Haufen. Das motiviert natürlich und ich denke: Jetzt machen wir die 500 Euro auch noch voll“, kündigt sie an.
Temu und Co. erschweren Arbeit der Recycling Unternehmen
So lange es das Projekt gibt, will sie auch weiter mitmachen. Allerdings weiß Lamprecht auch, dass das Geschäft mit gebrauchten Schuhen wie das mit gebrauchter Kleidung schwieriger geworden ist. „Alle bestellen billigen Schrapel bei Temu und Co., selbst im Ausland“, sagt Lamprecht und bedauert das. Denn es ist doch viel nachhaltiger, wenn einmal Hergestelltes im Kreislauf bleibt und so lange wie möglich genutzt wird.
„Auch die Transportkosten sind in die Höhe geschossen. Die Erlöse für die Recycling-Unternehmen werden dadurch auch kleiner“, weiß die Letzlingerin.
Sie ist trotzdem überzeugt davon, dass mit der Sammelaktion allen geholfen wird: denen, die ihre alten Schuhe loswerden wollen, dem Unternehmen, das damit Geld verdient, und den glücklichen neuen Besitzern der alten Schuhe. Vor allem aber auch der Umwelt, weil weniger auf der Deponie landet. „Das ist in so vielerlei Hinsicht eine tolle Aktion“, sagt Lamprecht.
Gebrauchte Schuhe sind nicht wertlos: Eine Aktion, die allen hilft
Auf der Homepage von Shuuz heißt es dazu unter anderem: Jedes Jahr werden in Deutschland 600 Millionen Paar Schuhe aussortiert. Dabei sind die meisten nicht kaputt. „Helfen Sie mit, Müll zu vermeiden und wertvolle Rohstoffe einzusparen. Gebrauchte Schuhe sind nicht wertlos. Den Erlös aus Ihrer Schuhsammlung können Sie für sich selbst verwenden oder gezielt einer selbst gewählten gemeinnützigen Organisation spenden.“ Viele Menschen auf der Welt könnten sich keine oder nur minderwertige Schuhe leisten. Über Shuuz könne man Händlerfamilien helfen, ihre Existenz zu sichern und Käufern, gute und günstige Schuhe zu bekommen.
Profiteure sind dabei aber natürlich auch die Letzlinger Kinder. Denn das Geld, was Lamprecht für die Schuhe bekommt, fließt in das Kinderturnen. Das hat sie bei Shuuz so angemeldet.
Neue Spielgeräte, Bälle oder Matten werden damit gekauft. „Als nächstes habe ich an eine Indoor-Slackline gedacht. Die steht schon länger auf meinem Wunschzettel“, blickt die engagierte junge Frau motiviert in die Zukunft.