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Heiligabend Alfred Magnus ist der dienstälteste Weihnachstmann im Jerichower Land

Seit 60 Jahren besucht der Redekiner kleine und große Menschen in der Gestalt des Geschenkebringers.

Von Simone Pötschke 24.12.2023, 08:00
Ingrid Magnus putzt ihren Mann Alfred für einen Besuch als Weihnachtsmann heraus.
Ingrid Magnus putzt ihren Mann Alfred für einen Besuch als Weihnachtsmann heraus. Foto: Simone Pötschke

Redekin - Ein Ranking der dienstältesten Weihnachtsmänner gibt es nicht. Alfred Magnus (80) aus Redekin wäre jedoch ein rekordverdächtiger Anwärter, in der Liste der „Altgedienten“ aufgeführt zu werden. Seit 1963 ununterbrochen entweder an den Adventswochenenden oder an den Heiligen Abenden im Dienst, begeht er in diesem Jahr sein Diamantenes Weihnachtsmann-Jubiläum.

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Müde sei er in all den Jahren nicht geworden, den guten Alten zu geben, strahlt der gefragte Redekiner über das ganze Gesicht. Vielleicht deshalb, weil Magnus mit seinem fröhlichen und zugewandten Naturell dem des Originals sehr nahe steht. Magnus (lateinisch der „Große“) muss sich als Weihnachtsmann nicht verbiegen, um authentisch bei Groß und Klein anzukommen.

Natürlich habe er im vorgerückten Alter mit der einen oder anderen Krankheit zu kämpfen. Doch akute Sachen hätten um ihm in der Weihnachtszeit immer einen Bogen gemacht. „Das ist doch einfach ein gutes Zeichen und vielleicht doch so etwas wie Vorhersehung.“ Nur wenige Weihnachtsmänner können wie er auf eine generationsübergreifende Karriere zurückzublicken.

Freude für Kinder und Erwachsene

Mittlerweile stehen schon die Enkel jener Kinder, die er in den 1960er Jahren mit seinen Gaben überraschte, auf seiner weihnachtlichen Besucherliste. Und nicht nur die, längst erstreckt sich sein Kundenkreis neben Kindern über Erwachsene jeden Alters bis hin zu Senioren.

Dabei ist Magnus, der in der Nachkriegszeit aufwuchs, nie persönlich von einem Weihnachtsmann beschenkt worden. „Zu meiner Zeit huschte bestenfalls ein Schatten vor den Fenstern der guten Stube vorbei, der uns Kindern dann als Weihnachtsmann verkauft wurde“, erzählt der Redekiner. Mit dieser Mär brachen Alfred Magnus und seine Ehefrau Ingrid, als der Familienvater die Rolle des Weihnachtsmannes für seine vier Töchter höchstpersönlich übernahm.

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Seinerzeit noch in einem ganz anderen Outfit, das aus einer Fellmütze, einem gefütterten, nach außen gekehrten alten Wehrmachtsmantel seines Vaters und einer mittlerweile aus der weihnachtlichen Kleiderordnung verbannten Larve bestand.

Alfred Magnus’ Debüt als Weihnachtsmann sprach sich rum. „Wir haben einen großen Bekanntenkreis, da füllte sich schnell der Bescherungs-Kalender mit Terminen über die Familie hinaus“, berichtet Ingrid Magnus. Sie hat in den zurückliegenden sechs Jahrzehnten drei maßgerechte Kostüme geschneidert und sorgt für das perfekte Äußere des Weihnachtsmannes an ihrer Seite.

Tipp vom Bärtigen: Gut informiert sein

Alfred Magnus in seiner Weihnachtsmanngarderobe.
Alfred Magnus in seiner Weihnachtsmanngarderobe.
Foto: Simone Pötschke

„Für den perfekten Auftritt ist es immer von Vorteil, gut informiert zu sein, umso wirkungsvoller ist mein Besuch“, verrät Alfred Magnus eine Weihnachtsmann-Weisheit. Außerdem sei es passend, bei den Auftritten auch mal ein Lied anzustimmen. Schließlich war Magnus einst Chorsänger.

Ob und wie er sich als Weihnachtsmann zwischen 1963 und 2023 möglicherweise der Zeit oder gar dem Konsum anpassen musste, ist für ihn kein Thema, über das er nachdenken möchte. „Was soll ich darauf sagen. Das Wichtigste ist doch, dass sich die Menschen freuen, wenn ich komme“, mogelt er sich geschickt um eine Antwort herum.

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Zu Spitzenzeiten kam der Redekiner in einer Saison zu gut einem Dutzend Weihnachtsmann-Auftritten. Etliche davon am Heiligen Abend auch außerhalb. Wie viele es in den vergangenen 60 Jahren insgesamt gewesen sein könnten, vermag der „Altgediente“ nicht einmal zu schätzen. Vermutlich würde er dieser Zahl auch keine große Bedeutung beimessen.

Handglocke wird in Ehren gehalten

Der Weihnachtsmann bewahrt eine historische Glocke auf.
Der Weihnachtsmann bewahrt eine historische Glocke auf.
Foto: Simone Pötschke

Magnus sieht sich als Weihnachtsmann der Tradition und der Beständigkeit verpflichtet und zeigt sich dabei auch detailverliebt. So läutet er seit Jahrzehnten sein Kommen, egal ob bei Weihnachtsmärkten, in Kindereinrichtungen, Seniorenheimen oder Besuchen daheim, mit einer über 100 Jahre alten Handglocke ein.

Denn der letzte Gemeindediener Redekins brachte bis Anfang der 1960er Jahre unter dem Läuten dieser Glocke die Informationen des Rates der Gemeinde unters Volk. „Überliefert ist, dass mit dieser Glocke in Redekin auch die Bodenreform verkündet wurde“, erzählt Alfred Magnus und verlässt damit für einen kurzen Moment das weihnachtliche Terrain.

Wenn er die Glocke heute in der Hand hält, weiß er sie damit nicht allein als originelles Requisit, sondern auch als ein Stückchen Heimatgeschichte zu schätzen.

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Auch nach dem diamantenen Weihnachtsmann-Jubiläum denkt der Rentner noch langen nicht daran, den ehrenamtlichen Job an den Nagel zu hängen.

Am Heiligen Abend ist er der Star im Kreise der Familie, denn Ehefrau Ingrid erwartet 22 Personen. Bei fünf Urenkeln im Alter von sieben bis zwei Jahren ist es nicht so einfach, als Weihnachtsmann unerkannt zu bleiben, sagt selbst ein „alter Hase“. Wahrscheinlich werde er eine Nuss in den Mund nehmen, so dass ihn seinen Urenkel nicht gleich beim Sprechen erkennen, zeigt sich Alfred Magnus kreativ. Wieder einmal ist Alfred dann „der Große“.