1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Knackpunkt Bebauungspläne

Demographie Knackpunkt Bebauungspläne

Burg will neue Bürger in die Kreisstadt locken. Genthins Stadträte Lutz Nitz und Gerd Mangelsdorf wollen den Schwung übertragen.

Von Susanne Christmann 01.09.2020, 08:00

Genthin l „Das stimmt so nicht“, ärgert sich Stadtrat Lutz Nitz (Grüne). Er bezieht sich auf den Beitrag „Mehr als genug freie Plätze für Eigenheime“ in der Volksstimme vom 27. August. Dort vertraten sowohl Bürgermeister Matthias Günther als auch Michael Weber, Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Genthin mbH (SWG), die Auffassung, dass es zwar genug Plätze für den Bau neuer Wohnungen und Eigenheime in Genthin gäbe, die aber kaum jemand haben wolle, keine Nachfrage danach bestünde. Und: Genthin lasse sich nicht mit der Kreisstadt vergleichen, die jüngst von sich reden gemacht hatte, weil sie einen Zahn zulegen will bei der Erschließung neuer Wohngebiete, um neue Einwohner nach Burg zu locken.

„Natürlich gibt es Nachfragen nach innerstädtischem Bauland in Genthin“, erklärt Lutz Nitz, der auch im Aufsichtsrat der SWG sitzt, gegenüber der Volksstimme. Vor allem Bauunternehmen hätten ihm gegenüber mehrfach Interesse gezeigt. Aber so, wie die freien Bauflächen jetzt „daliegen“, seien sie einfach nicht ordentlich zu vermarkten. Es fehlten zuallererst Bebauungspläne, an denen sich Bauunternehmen und private Interessenten orientieren könnten.

„Ich werde dies zum Anlass nehmen“, kündigt Lutz Nitz an, „im Aufsichtsrat der SWG dringend darüber zu diskutieren, wo wir mit den freien Bauflächen hin wollen und wie wir das dann auch hinbekommen können.“ Denn es könne einfach nicht sein, dass die Kreisstadt vormache, wie man neue Einwohner gewinnen kann und Genthin dann einfach dabei zusehe, wie diese an der Kanalstadt vorbei nach Burg fahren würden, owohl sie in Genthin aussteigen könnten. Nein, nicht könnten, sondern sollten.

Stadtratsvorsitzender Gerd Mangelsdorf (CDU), der auch im Bau- und Vergabeausschuss sitzt, schlägt in die gleiche Kerbe. Spätestens, wenn das Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2030 +, das noch bis zum 8. September in der Stadtverwaltung Genthin für jedermann zur Information und möglichen Stellungnahme öffentlich ausliegt, beschlossen sei, müsste Genthin loslegen und sich ähnlich wie Burg um die forcierte Ausweisung von Bauflächen für neue Einfamilienhäuser sowohl in der Kernstadt als auch in den Dörfern kümmern. Der grundlegende, erste Schritt, so stünde es ja auch im ISEK-Entwurf, müsse die Erstellung von Bebauungsplänen für die jeweiligen Gebiete sein.

Gerd Mangelsdorf, der seit der Wende im Genthiner Stadtrat sitzt, erinnert sich dabei an den Beginn der 1990er Jahre. Damals habe die Stadtverwaltung mangels eigener Fachkräfte ein externes Ingenieur-Büro mit der Erstellung eines tragfähigen Bebauungsplans für das Gebiet an der Zillestraße beauftragt. „Aus meiner Sicht ist daraus eine wirkliche Erfolgsgeschichte geworden“, sagt er der Volksstimme.

Das Geld für diese externen Experten müsse die Stadt eben auch heute in die Hände nehmen, wenn sie selbst die Fachkräfte dafür nicht habe und mit ihren freien Bauflächen wirklich vorankommen wolle. Die Bauträger müssten dann attraktive Angebote entwickeln - mit 08/15-Entwürfen ließe sich keiner mehr für Genthin begeistern. Es sei neben der Erstellung von Bebauungsplänen natürlich noch mehr zu tun, um neue Einwohner nach Genthin zu locken.

Die Werbetrommel für die Kanalstadt, ist Gerd Mangelsdorf überzeugt, müsse viel mehr als bisher gerührt werden. Vor allem in Brandenburg bis nach Berlin, wo die Interessenten sich sehr für die günstigen Grundstückspreise in Genthin interessieren dürften, ist der Stadtratsvorsitzende überzeugt. Und: der Zug dürfe dann eben nicht mehr nur jede Stunde in Genthin halten, sondern mindestens alle 30 Minuten. Denn für eine Zugfahrt von Berlin nach Genthin brauche man heute in etwa genauso viel Zeit wie, um von einem Ende Berlins zum anderen zu gelangen, weiß Mangelsdorf.

Auf einheitliche, preisgünstige Tickets müssten sich die Nahverkehrsgesellschaften der Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt natürlich auch schnellstens einigen. Denn stets über die Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu reden, aber dann, wenn es ernst werde, zu sagen, das kriegen wir nicht hin, helfe nicht wirklich weiter.