Kino Genthin Jubiläum „Metropolis“ in Genthin: Science-Fiction-Meisterwerk feiert 100 Jahre Union-Kino
Das Union-Kino in Genthin feiert einen runden Geburtstag mit einem ganz besonderen Film. Besucher kommen kostenlos in die Vorstellung.

Genthin - Es ist ein Film wie ein Denkmal und der erste, der in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen wurde. Die Rede ist vom 1927 uraufgeführten Stummfilm „Metropolis“.
Am Freitag, 4. Juli, ist das Science-Fiction-Epos des Regisseurs Fritz Lang wieder auf der großen Leinwand zu sehen. Das Genthiner Union-Kino zeigt den Film ab 16 Uhr aus Anlass des 100-jährigen Bestehen des Kinos.
Der Film erzählt von einer futuristischen Stadt, die in zwei klar getrennte Klassen unterteilt ist: die reichen Herrscher, die in der Oberstadt leben, und die Arbeiter, die unter der Erde schuften. Freder, Sohn des Stadtplaners Joh Fredersen, erkennt die Ungerechtigkeiten und stellt sich auf die Seite der Arbeiter.
Er verliebt sich in Maria, eine Arbeiterführerin, die den Arbeitern Hoffnung und den Glauben an eine bessere Zukunft vermittelt. Der Erfinder Rotwang erschafft einen Roboter, der wie Maria aussieht, um die Arbeiter zu einem Aufstand zu verleiten, der die Stadt zu zerstören droht.
Film wurde vor genau 100 Jahren in Potsdam gedreht

Zu einem besonderen Anlass brauche es einen besonderen Film, sagen die Kinobetreiber Claudia Kassler und Lars Hoffmann zur Wahl des Jubiläumsfilms. Und außerdem wurde er vor genau 100 Jahren rund 70 Kilometer von Genthin entfernt, in Potsdam-Babelsberg, gedreht. Schon diese Dreharbeiten waren ein Abenteuer und würden eine eigene Verfilmung hergeben.
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Die Massenszenen wurden mit Tausenden von Statisten gedreht, die Regisseur Fritz Lang bis an ihre Belastungsgrenzen brachte. Die Szene der überfluteten Stadt, die im Film kaum zehn Minuten einnimmt, nahm mehr als sechs Wochen Drehzeit in Anspruch, in der Lang die Statisten immer wieder in eiskaltes Wasser jagte.
Hauptdarstellerin Brigitte Helm, die im unbequemen Roboterkostüm mehrere Stunden ausharren musste, zog sich beim Bewegen Schnittwunden und blaue Flecken zu und kollabierte unter der Last des Kostüms. Das Filmteam verbrachte pro Tag 14 bis 16 Stunden unter schlechten Bedingungen im Studio; viele fielen wegen Krankheit aus.
Bahnbrechender Meilenstein des Science-Fiction-Kinos

Und doch ist der Film bahnbrechend auf mehreren Ebenen. Die futuristische Stadt wurde mit monumentalen Sets und detaillierten Miniaturen gebaut. Metropolis gilt als einer der ersten großen Science-Fiction-Filme überhaupt und prägt das Kino seit Jahrzehnten, ist optisch oder inhaltlich Vorbild für andere Genre-Produktionen wie Star Wars, Blade Runner oder Matrix.
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Metropolis war seinerzeit eine der teuersten und aufwendigsten Produktionen seiner Zeit, mit einem Budget von rund fünf Millionen Reichsmark, in den 1920ern eine unglaubliche Summe und am Ende ein kolossaler Flop an der Kinokasse. Das mag zum einen an den monumentalen, nie zuvor gezeigten Bildern, aber auch an den schwülstig überhöhten Motiven der christlich-jüdischen Tradition gelegen haben. Von Babylon über Maria bis hin zu Mose reichen die Anleihen.
Neu eingespielte Filmmusik in der Genthiner Aufführung
Für die internationale Auswertung wurde der Film massiv gekürzt, von mehr als 150 Minuten Originallänge blieben am Ende nur 117 Minuten. Viele Szenen galten als verloren und wurden durch Texttafeln ersetzt. Erst als 2008 eine nahezu vollständige Fassung in erbärmlicher Bildqualität gefunden wurde, konnte der Kultfilm fast vollständig restauriert werden, so dass der Film heute wieder fast komplett ist.
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Im Jahr 2010 wurde die Original-Filmmusik von Gottfried Huppertz für den restaurierten Film neu eingespielt. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Frank Strobel spielte die Musik synchron zum Film. Diese Fassung wird am 4. Juli in Genthin zu sehen sein.
Anmeldungen sind an der Kasse des Union-Kinos möglich oder auf der Internetseite des Kinos.