1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Denkmäler im Harz: Halberstadt untertage: Schatzkammer bleibt bis nächstes Jahr geschlossen

Liveticker

Denkmäler im Harz Halberstadt untertage: Schatzkammer bleibt bis nächstes Jahr geschlossen

Für eine Schatzkammer ist es ziemlich unordentlich in Halberstadts Rathauskeller. Warum es so ist und warum man sich erst nächstes Jahr wieder von der Unordnung überzeugen kann.

Von Thomas Kügler Aktualisiert: 04.12.2025, 15:42
Jörg Essigke (links) gibt einen Überblick über die Geschichte des Rathauses in Halberstadt.
Jörg Essigke (links) gibt einen Überblick über die Geschichte des Rathauses in Halberstadt. Foto: Thomas Kügler

Halberstadt. - Es ist nur eine unscheinbare Tür in der Tourist-Information von Halberstadt. Aber dahinter geht es hinab in das Mittelalter und in den Rathauskeller, der eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat und nicht immer ein Schmuckstück der Domstadt war. Doch die Tür für das Publikum öffnet sich erst wieder im nächsten Frühjahr.

Gerald Eggert weiß nicht, ob es eine gute oder schlechte Nachricht ist. „Wir mussten 40 Leuten absagen, die Nachfrage war einfach zu groß", vermeldet der Halberstädter zur letzten Führung 2025 durch den Rathauskeller. Aus Sicherheitsgründen ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Zusammen mit Volker Bürger und Jörg Essigke aus dem Vorstand des Geschichtsvereins für Halberstadt und den nördlichen Vorharz begleitete er am 28. November noch einmal 24 Interessierte bei der Reise in die Vergangenheit der Domstadt.

Startpunkt ist der Adventskalender der Volksstimme

Eigentlich ist Jörg Essigke Physiker. Erst im Ruhestand hat er sich mit Begeisterung in dieses abwechslungsreiche Thema der Stadtgeschichte eingearbeitet. Der Pensionär erzählt lebhaft vom Start: „Vom Rathauskeller wusste ich nicht viel, bis ich ihn im virtuellen Adventskalender 2023 der Volksstimme gefunden habe.“

Lesen Sie auch: Erfolgreiche Sanierung - Von der Bruchbude zum Fachwerkschatz

Genau genommen muss man von zwei Kellern reden. Einen unter dem Westtrakt aus dem 13. Jahrhundert und einen Keller unter dem Langhaus aus dem Spätmittelalter. Über die Nutzung der Gewölbe ist wenig bekannt, die ersten Dokumente dazu datieren auf das Jahr 1820. Wie in anderen Städten dienten die Rathauskeller in Mittelalter und Renaissance wohl als Warenlager, Waffenarsenal und Gefängnis.

Gerald Eggert zeigt eine der beiden verbliebenen Säulen. Das dazugehörige Kapitell liegt rechts daneben.
Gerald Eggert zeigt eine der beiden verbliebenen Säulen. Das dazugehörige Kapitell liegt rechts daneben.
Foto: Thomas Kügler

Die DAB-Brauerei aus Dortmund küsste den Rathauskeller 1888 gastronomisch wach. Doch wegen der baulichen Mängel dauerte dieses Kapitel keine 50 Jahre. Schon 1934 erfolgte der Umbau zum Luftschutzkeller. Das Bombardement im April 1945 überstand der Rathauskeller, erst die Stadterneuerung der 1950er Jahre machte ihm den Garaus.

Reise in die Vergangenheit ist Reise in die Kindheit

Volker Bürger verlangt Fantasie vom Publikum. „Stellen Sie sich anhand der verbliebenen Säulen und der Kapitelle vor, wie hoch der Keller gewesen sein muss“, fordert er die Besucher auf. Vier Meter lichte Höhe werden es bestimmt gewesen sein.

Lesen Sie auch: Neue Gastronomie im Rathaus Halberstadt

Für Marion Röttgers ist die Führung in den Rathauskeller eine Reise in die Kindheit. „Es erinnert mich an die Erzählungen meiner Oma, wie sie und mein Vater den Luftangriff in diesem Keller überlebt haben“, erzählt die Frau, die erst vor kurzem nach Halberstadt zurückgekehrt ist.

Mit dem Umbau zur Gaststätte bekam der Rathauskeller in Halberstadt auch Toiletten  und die waren hier.
Mit dem Umbau zur Gaststätte bekam der Rathauskeller in Halberstadt auch Toiletten und die waren hier.
Foto: Thomas Kügler

Rony Lang war schon im letzten Jahr neugierig. „Deswegen bin ich froh, dass es endlich geklappt hat", freut er sich. Simone Gogul ist wohl die jüngste Teilnehmerin an diesem Nachmittag. Für sie war dieses Kapitel der Stadtgeschichte bisher unbekannt.

Neues Buch und nächste Führungen

Von der zweiten und erweiterten Auflage der „Halberstädter Rathausgeschichten“ sind noch einige Exemplare verfügbar. Diese sind in der Buchhandlung Schönherr erhältlich und kosten 7,50 Euro je Buch. Der Geschichtsverein plant eine Neuauflage, aber der Erscheinungstermin steht noch nicht fest.

Die Termine für die Führungen 2026 stehen fest. An den Samstagen rund um den 8. April, den Internationale Museumstag, den Tag des offenen Denkmals und den 9. November werden jeweils drei Führungen angeboten. Jörg Essigke will dann neue Erkenntnisse präsentieren. Die Anmeldung erfolgt über die Tourist-Information.