Tourismus im Harz Zwei Weltreisende haben sich in Halberstadt verliebt
In Magdeburg hatte man sie vor der Fahrt nach Halberstadt gewarnt. Das können Helene Volkensfeld und Michel Malcin gar nicht verstehen. Darum sind die Weltreisenden von der Domstadt und ihren Einwohnern begeistert.

Halberstadt. - Eigentlich sollte der Stopp in Halberstadt nur eine Lücke im Tourkalender von Helene Volkensfeld und Michel Malcin füllen. Weil sie sich in die Stadt und ihre Einwohner verliebt haben, sind sie viel länger geblieben. Das hat ihnen besonders gefallen.
Das Gespräch beginnt mit einem Ratschlag. „Die Halberstädter sollten nachsichtiger mit ihrer Stadt sein“, sagt Helene Volkensfeld. Mit ihrem Lebensfährten und dem „Doppelleckerbus“ hat sie fünf Tage lang auf dem Domplatz Station gemacht, direkt vor der Liebfrauenkirche.
Halberstadt ist schöner als Weimar, Jena und Magdeburg zusammen
Die 45-Jährige ist noch ganz euphorisch. „Egal ob die Häuser, die Straßen oder die Grünanlagen, hier gefällt mir alles“, fasst sie zusammen. Im Thema „Idylle“ kennt sie sich als gebürtige Mainerzin aus und außerdem war sie mit ihrem Lebensgefährten auf langer Tour durch West- und Südwesteuropa.
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Diese Erlebnisse haben sie in einen Buch zusammengefasst und das Buch auf einer Lesereise vorgestellt. Das haben sie mit dem „Doppelleckerbus“ gemacht. Der doppelstöckige Büssing-Bus von 1959 ist eine Mischung aus Wohnmobil, Café und Lesesaal auf Räder. Geöffnet wurde das Café um 14 Uhr, doch schon um 13.30 Uhr hatte sich an allen Tagen eine lange Schlange gebildet.
Michel Malcin zieht einen Vergleich: „Egal ob Jena, Weimar oder Magdeburg, nirgends waren die Menschen so neugierig und so offenherzig und nirgends sind wir so herzlich willkommen geheißen worden.“ Das sei auch ein Grund, warum alle drei Veranstaltungen im null Komma nix ausverkauft waren.
Oberbürgermeister Szarata bietet seine Hilfe an
Warum man sie in Magdeburg vor Halberstadt gewarnt hatte, das können die beiden Weltreisenden gar nicht nachvollziehen. Eine Einschränkung hat Helene Volkensfeld dann doch: „In Halberstadt sollte man nicht so defizitär denken, nicht immer betonen, was fehlt oder was es nicht mehr gibt, sondern sich freuen, was man alles Tolles hat.“ Denn eine vergleichbare Atmosphäre hätte sie in den letzten zwei Monaten auf der Tour durch Ostdeutschland nirgends erfahren.
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Von einem negativen Erlebnis in Halberstadt berichten der ehemalige Pastor und die ehemalige Lehrerin dann doch. Man hat ihnen den E-Scooter gestohlen. Damit hatten sie bisher die Einkäufe für das Café erledigt. Am Freitag machte die Nachricht über den Diebstahl die Runde in der Stadt und am Samstagmorgen stand als Ersatz ein Fahrrad am Bus auf dem Domplatz.
Volkensfeld und Malcin betonen einstimmig: „Für uns wiegt das geschenkte Fahrrad zehnmal mehr als der gestohlene Roller.“ Eine Anekdote hat Helene Volkensfeld auch noch: „Ich habe beim Einkauf heute Morgen den Oberbürgermeister getroffen. Der hat mir gleich seine Hilfe angeboten und wollte mich und meine 30 Liter Milch zum Domplatz fahren. Ich musste ihm absagen, weil das Taxi schon auf mich wartete.“
Auch das habe sie noch nirgends erlebt. Deswegen steht für die Weltreisenden eins fest: „Im nächsten Jahr kommen wir wieder nach Halberstadt und wir freuen uns jetzt schon drauf.“