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Sehnlichen Wunsch erfüllt Mit Video: 100-jähriger Haldensleber fliegt noch einmal selbst ein Flugzeug

Der Haldensleber Johannes Lachmund ist 100 Jahre alt. Das hält ihn nicht davon ab, zu tun, was ihm Spaß macht. Seine Imker-Freunde haben ihm nun eine besondere Überraschung bereitet und ließen den Senior noch einmal hoch in die Lüfte abheben.

Von Julia Schneider Aktualisiert: 03.10.2023, 11:58
„Die schönste Maschine, die es gibt“, nennt Johannes Lachmund die „Tante Ju“ – die Ju 52.  Das Verkehrs- und Transportflugzeug des deutschen Herstellers Junkers Flugzeugwerk AG in Dessau flog der 100-jährige Haldensleber während des Zweiten Weltkrieges.
„Die schönste Maschine, die es gibt“, nennt Johannes Lachmund die „Tante Ju“ – die Ju 52. Das Verkehrs- und Transportflugzeug des deutschen Herstellers Junkers Flugzeugwerk AG in Dessau flog der 100-jährige Haldensleber während des Zweiten Weltkrieges. Foto: Michael Ulrich

Haldensleben/Magdeburg - Edith Lachmund versucht, empört zu klingen: „Ich habe das bekannte Geräusch gehört und wusste, gleich fliegt er über mich hinweg“, erzählt sie. „Darum habe ich mich auf den Balkon gestellt und gewunken wie verrückt. Aber denkste, er hat mal geguckt? Er war wohl beschäftigt damit, zu schauen, ob was von vorne kommt“, sagt die Haldensleberin und lacht herzlich. Edith Lachmund erzählt über das jüngste Erlebnis ihres Ehemanns Johannes. Hans, wie er genannt wird, hat nämlich vor wenigen Tagen in einem Flugzeug gesessen, es sogar über eine lange Strecke selbst gesteuert. Obwohl er gelernter Flieger ist, ist das etwas Besonderes, denn: Hans Lachmund ist Ende Juli 100 Jahre alt geworden.

 
Der gelernte Flieger aus Haldensleben flog mit 100 Jahren noch einmal ein Flugzeug. (Kamera/Foto: Michael Ulrich, Schnitt/Sprecher: Torsten Grundmann).

Als „typischen 100-Jährigen“ – was immer das auch sein mag – kann man den Haldensleber wohl ohnehin nicht bezeichnen. Er geht mindestens zweimal die Woche für striktes Training ins Fitnessstudio, danach ist die Sauna dran. Er fährt mit dem eigenen Auto, benutzt täglich das Smartphone und das Tablet, hat sich noch mit 92 Jahren einen Lebenstraum erfüllt und ist mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen.

Dabei ist es eigentlich gar nicht das Springen, sondern das Fliegen selbst, nach dem Hans Lachmund seit Kindertagen eine regelrechte Sehnsucht hegt.

Nach der Schule hat er eine Flieger-Ausbildung absolviert und wurde Flugzeugführer, später dann Kapitän einer Transportmaschine im Zweiten Weltkrieg. Während dieser Zeit hat er viele Geschichten erlebt, die heute unfassbar scheinen. Die hat Hans Lachmund 2018 in seinem Buch „Fliegen! Mein Traumberuf – bis zu den bitteren Erlebnissen des Krieges 1941 bis 1945“ niedergeschrieben. Mit dem Ende des Krieges endete auch seine fliegerische Laufbahn.

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Imker-Kollege leiert Flug für Haldensleber an

Die Liebe zum Fliegen gab Hans Lachmund jedoch nie auf. Das wissen auch seine Imker-Freunde. Denn neben seinem Beruf als Krankenpfleger ging der Haldensleber viele Jahre aktiv dem Hobby der Imkerei nach. Heute hat er zwar keine eigenen Bienen mehr, ist allerdings noch Mitglied im Haldensleber Imker-Verein „Paul Koch“. Dort ist auch Alexander Bonstedt aktiv, der wiederum gute Kontakte zum Flugplatz in Magdeburg hat. Er leierte es schließlich an, dass Hans Lachmund noch einmal in die Luft aufsteigen konnte. Gemeinsam mit dem Imker Peter Klingbeil brachte Alexander Bonstedt den 100-Jährigen zum Flugplatz.

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Dort wartete bereits Hans Ebest. „Ich hatte schon einen Zeitungsausschnitt von Hans Lachmund gesehen“, erzählt der Magdeburger. Als Fluglehrer und Mitglied des Segelfliegerklubs Magdeburg hatte er seine Kontakte genutzt und Michael Ulrich angerufen, der aus Burg eine Cesna 172 brachte.

Im Video: Haldensleber geht auch mit 100 Jahre noch ins Fitnessstudio

 
Hans Lachmund aus Haldensleben ist 100 Jahre alt - aber nicht zu alt für das Fitnessstudio. (Schnitt: Bernd Stiasny, Kamera: Julia Schneider)

In der durfte Hans Lachmund schließlich Platz nehmen. Hans Ebest und Michael Ulrich flogen mit ihm nach Dessau. Dort besuchten die Herren das Technikmuseum „Hugo Junkers“. Hauptziel dort war die „Ju 52“. Mit diesem Flugzeugtypen war Hans Lachmund zu seinen aktiven Zeiten geflogen und durfte nun noch einmal darin Platz nehmen. „Das ist die schönste Maschine, die es gibt“, schwärmt der Haldensleber.

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100-Jähriger steuert Cesna selbst zurück zum Flugplatz

Vom Technikmuseum „Hugo Junkers“ in Dessau aus durfte der 100-jährige Haldensleber die Cesna selbst wieder nach Magdeburg zurück fliegen.
Vom Technikmuseum „Hugo Junkers“ in Dessau aus durfte der 100-jährige Haldensleber die Cesna selbst wieder nach Magdeburg zurück fliegen.
Foto: Michael Ulrich

Der 100-Jährige freute sich sehr über die Überraschung. Für Hans Ebest und Michael Ulrich war es eine Ehre, den alten Flieger die Cesna von Dessau zurück nach Magdeburg steuern zu lassen. Gemeinsam überflogen die Männer in 300 Metern Höhe extra Haldensleben und den Ortsteil Süplingen, in dem Hans Lachmund geboren wurde.

Gemeinsam mit Michael Ulrich (li.) und Hans Ebest (re.) flog Hans Lachmund in einer Cesna 172.
Gemeinsam mit Michael Ulrich (li.) und Hans Ebest (re.) flog Hans Lachmund in einer Cesna 172.
Foto: Alexander Bonstedt

„Ein unvergesslicher Nachmittag“, waren sich später alle Herren einig. „Wenn Hans Lachmund noch einmal fliegen möchte, ermögliche ich das gerne“, resümiert Hans Ebest. Der Magdeburger hatte sich das Buch des Haldenslebers gekauft und es bei der Gelegenheit persönlich signieren lassen.