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Gedenken im Landkreis Stendal Mahnende Worte auf dem Marktplatz in Havelberg

Die Hanse- und Domstadt Havelberg hat mit Blick auf die Gegenwart an die Ereignisse der Pogromnacht 1938 erinnert. Zusammen mit Museum und Kirchengemeinde.

Von Max Tietze Aktualisiert: 10.11.2025, 22:30
Flötistin Judith Tetzlaff (von links), Simone Dülfer, Bürgermeister Mathias Bölt, Dorothea Kohtz, Mitarbeiterin im Prignitz-Museum, und Stefan Skibbe, Vorsitzender im Stadtrat, erinnerten bei der Gedenkveranstaltung in Havelberg an die Ereignisse der Pogromnacht 1938.
Flötistin Judith Tetzlaff (von links), Simone Dülfer, Bürgermeister Mathias Bölt, Dorothea Kohtz, Mitarbeiterin im Prignitz-Museum, und Stefan Skibbe, Vorsitzender im Stadtrat, erinnerten bei der Gedenkveranstaltung in Havelberg an die Ereignisse der Pogromnacht 1938. Foto: Max Tietze

Havelberg. - Menschen aus Havelberg und Umgebung haben an der Gedenkveranstaltung auf dem Markt am Ort der früheren Synagoge anlässlich der Ereignisse am 9. November 1938 teilgenommen. „Es geht darum, einfach dabei zu sein. Dass so viele gekommen sind, ist ein starkes Zeichen“, so Bürgermeister Mathias Bölt (parteilos) und Stefan Skibbe (Die Linke/Stadt-Land), Vorsitzender im Stadtrat von Havelberg.

Was bedeutet Demokratie?

Mathias Bölt verdeutlichte, dass es 1938 kein plötzliches Ereignis war, sondern ein schleichender Prozess. Die Pogromnacht machte das Ausmaß sichtbar. Die Erinnerung sei zugleich Auftrag in der heutigen Zeit, Antisemitismus entgegenzutreten. Die Demokratie ist nach seinen Worten eine Verhaltensfrage und zeigt sich jeden Tag im Großen wie im Kleinen.

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Dorothea Kohtz, Mitarbeiterin im Prignitz-Museum Havelberg, und Simone Dülfer lasen aus Erlebnisberichten, wie 1938 mit jüdischen Einwohnern in der Domstadt umgegangen wurde. Demonstranten zogen grölend durch Havelberg, zerstörten Wohnungen, Hab und Gut. Zuschauer wagten nicht, einzugreifen. Jüdische Jugendliche, die im Hachschara-Lager bei Müggenbusch in der Landwirtschaft ausgebildet wurden, bekamen ebenso die Gewalt zu spüren.

Stadtratsvorsitzender Skibbe wies darauf hin, wie wichtig Aufklärung über die Tatsachen der Geschichte ist und schlug den Bogen in das Heute. Er erinnerte an die Worte des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (SPD), dass die Demokratie noch nie so in Gefahr war wie zum jetzigen Zeitpunkt.

Als Flötistin begleitete Judith Tetzlaff aus Havelberg das Gedenken – mit einer jüdischen Melodie und der musikalischen Bitte um Frieden.

Georg Winkelmann aus Havelberg gehörte zu den Teilnehmenden. Er betonte: „Es ist eine wichtige Veranstaltung, gerade am 9. November, der für Geschichte in Deutschland im 20. Jahrhundert steht, und mit Blick auf die aktuelle Lage in der Welt.“ Er fügte an: „Noch mehr Beteiligung aus der jüngeren Generation wäre wünschenswert.“