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Kultur im ländlichen Raum Malkurs im Kreis Stendal öffnet Jugendlichen den Weg in die Kunst

Die Malwerkstatt in Havelberg bringt junge Leute und Kultur zusammen. Mit Begeisterung schaffen sie im Kreis Stendal einzigartige Bilder für ihre Jahresausstellung .

Von Max Tietze Aktualisiert: 07.02.2024, 23:06
Amelie Smolka ist seit einem Jahr in Havelberg bei der Malwerkstatt aktiv. Motive aus der Natur malt sie gern, das Blumenbild auf der Staffelei wird Teil der Jahresausstellung werden.
Amelie Smolka ist seit einem Jahr in Havelberg bei der Malwerkstatt aktiv. Motive aus der Natur malt sie gern, das Blumenbild auf der Staffelei wird Teil der Jahresausstellung werden. Foto: Max Tietze

Havelberg. - Junge Leute und Malerei? Kunstpädagogin Magdalena Lohse und der Verein „Sachen machen“ bieten mit der Malwerkstatt in Havelberg den Freiraum für beides. Vor gut vier Jahren begann das Projekt auf der Altstadtinsel. Im vergangenen Jahr wurde der Umzug in die Bahnhofstraße nötig. Das Konzept blieb, für Kinder und Jugendliche auf dem Land kulturelle Bildung anzubieten. Verein und Förderprogramme tragen die Kosten. In der Werkstatt im Kreis Stendal kann man durch Malen einen Weg für Emotionen und zum Miteinander finden. Mit der Jahresausstellung „Heile, Welt!“ in Havelberg zeigen junge Menschen aus der Elb-Havel-Region in ihren Werken, was sie bewegt.

Volle Kurse

Eine Malwerkstatt in einem großen, damals leerstehenden Ladengeschäft, so hat es angefangen. Alle, die sich für das Malen interessieren, sind willkommen. Durch Fördergeld, Spenden und Vereinsunterstützung sind die Kurse für die Teenager ohne Gebühren. Magdalena Lohse leitet die Malschule und erläutert: „Gerne selbst malen wollen, ist die einzige Voraussetzung. Man muss noch nicht einmal alles können, das lernt man hier bei uns. Wichtig ist, niemals die Freude am Malen zu verlieren.“

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In der Malwerkstatt kommen Kinder zusammen, für die Bilder etwas Faszinierendes sind. Unterschiedliche Schulformen sind vertreten, ebenso verschiedene Herkunftsländer. Die Nachfrage zu den Kursen für die bildende Kunst ist groß. Förderprogramme wie „Kultur macht stark“ helfen, dass die Teenager Material samt Zubehör ohne Gebühr erhalten. Magdalena Lohse berichtet: „Es gibt Leute aus der Malwerkstatt, die jetzt beruflich ihr Zuhause in der Kunst gefunden haben.“

Einige der Künstler sind seit mehreren Jahren in der Malwerkstatt dabei. Die jungen Leute sind aus Havelberg und auch aus Orten von Schollene bis nach Wittenberge. Oft organisieren Eltern Fahrgemeinschaften zu den Kurszeiten.

Athaulf Poley aus Kamern probiert die Spachteltechnik für sein Bild aus.
Athaulf Poley aus Kamern probiert die Spachteltechnik für sein Bild aus.
Foto: Max Tietze

Verschiedene Maltechniken

Amelie Smolka aus Müggenbusch erzählt: „Ich bevorzuge Motive aus der Natur. Die Blumen auf der Leinwand habe ich mit Acryl gemalt. Seit November arbeite ich daran, es muss immer wieder trocknen. Einmal in der Woche komme ich in die Malwerkstatt. Dann geht es weiter.“ Die Siebzehnjährige malt seit einem Jahr bei Magdalena Lohse und hat sich vorgenommen, das Bild bis zur Jahresausstellung zu vollenden.

Athaulf Poley ist 15 Jahre alt und in Kamern zu Hause. In der Malwerkstatt ist er von Anfang an dabei, rund vier Jahre. Er arbeitet an einem Bild, das er mit Spachtel und Farbe gestaltet.

Alle jungen Menschen, die am Kurs teilnehmen, nutzen die Zeit intensiv, lassen sich von Magdalena Lohse Tipps geben und werfen auch einen Blick in die Nachschlagewerke, die in den Regalen bereitstehen. Für Varya und Anhelina Shalaikina bedeutet die Malwerkstatt sehr viel. Sie sind 14 und 15 Jahre alt und durch den Krieg in der Ukraine nach Havelberg gekommen. In ihrer Heimat wollten sie zum Kunstgymnasium, doch der Krieg veränderte alle Pläne. Jetzt sind sie über das Angebot mit der Werkstatt in Havelberg froh. Nele Flader aus Vehlgast-Kümmernitz malt gern mit Acrylfarben. Als Vorlage dient ihr ein Foto, von dem sie sagt: „Es ist ein so ausdrucksstarkes Gesicht, deswegen male ich es.“

Die jungen Künstler lernen neben den Grundlagen für das Malen und Zeichnen noch mehr, sie rahmen ihre Bilder auch selbst ein. Magdalena Lohse erzählt: „Bei uns haben die Kinder Mitspracherecht, sie bringen ihre Ideen mit. Bei uns bekommen sie Farben und Pinsel. Nachmittags darf man auch einmal müde sein. Dann wird bei einem ‚kreativen Loch‘ einfach mit einer Tasse Tee Pause gemacht.“ Sie betreut drei Kurse. Mittwochs kommen 15 und 17 Uhr Teilnehmer, donnerstags wird ab 16 Uhr gemalt.

Die Ausstellung der Werkstatt mit etwa 100 Bildern von 35 jungen Leuten wird in den oberen Räumen der ehemaligen Domkurie „D8“ bis Ostern in Havelberg zu sehen sein. Die Werkstattleiterin sagt: „Jedes Bild ist einzigartig wie die Persönlichkeit der Maler.“ Am Sonntag, 11. Februar, findet um 16 Uhr die Vernissage statt. Die Ausstellung kann sonst nach Absprache besichtigt werden, Telefonnummer 039387/79233.