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Neue Ausstellung in Magdeburg Bilder von Juliane Hundertmark in der Galerie Himmelreich

Juliane Hundertmarks Bilder sind alles andere als gefällig Objekt. Ihre Arbeiten sind Zerrspiegel der modernen Konsumgesellschaft.

Von Klaus-Peter Voigt 22.09.2024, 12:00
Hemmungsloser Konsum, egal wie hoch die Kosten für Natur und Mensch sind: „Decadence“ ist eines der aktuellen Bilder von Juliane Hundertmark.
Hemmungsloser Konsum, egal wie hoch die Kosten für Natur und Mensch sind: „Decadence“ ist eines der aktuellen Bilder von Juliane Hundertmark. Klaus-Peter Voigt

Altstadt - Eine im wahrsten Wortsinn bunte Bilderwelt ist seit Mittwoch in der Galerie Himmelreich in Magdeburg zu bewundern. Die Malerin Juliane Hundertmark gibt in einer Personalausstellung „Weird and interesting things“ (Seltsame und interessante Dinge) Einblicke in ihr Schaffen, das von skurrilen und absurden Figuren lebt, die zumeist in einer fast surreal anmutenden Umgebung agieren.

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Nach Magdeburg, als Ort einer Soloschau, kam die Frau mit dem fröhlichen Gesicht eher durch einen Zufall. Einem Anruf aus dem Himmelreich folgte eine kurze Internetrecherche. Was ist das für eine Galerie, wer stellte dort schon aus? Das Gesamtkonzept überzeugte, und die Bewerbung war fast nur noch Formsache. „In einer Galerie auszustellen, das ist für mich das Salz in der Suppe. Das will eigentlich jeder Künstler“, sagt sie.

Ein Blick in ihre Aktivitätenliste zeigt, wie gut der Ruf der in Berlin lebenden Malerin im internationalen Raum ist. New York, Miami, London, Brüssel, Barcelona, Taipeh und Amsterdam stehen dort ebenso wie Städte in Deutschland. Im Moment zeigt sie 30 große Leinwandbilder im Kunstzentrum Karlskaserne in Ludwigsburg. Diese kombinierte sie mit alten Schaufensterpuppen, die sie in Theaterkostüme kleidete. Solche Projekte machen ihr Freude.

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Spürbar wird in den Bildern der Ausbildungsweg von Juliane Hundertmark. Ihre künstlerische Berufung mag in der eigenen Familie begründet liegen, der Vater war Filmregisseur, die Mutter Fotografin. Von 1994 bis 1998 besuchte sie das Friedrich-Böttger-Institut in der Porzellanstadt Selb, lernte in der Fachrichtung Formgebung und Plastik. Dem schloss sich bis 2006 der Besuch der Fachhochschule für Gestaltung und Bühnenbild in Bayreuth sowie der Kunstakademie Nürnberg mit dem Abschluss als Meisterschüler an.

Einen Glücksfall für die Elbestadt kann man die aktuelle Ausstellung ohne Übertreibung nennen. Rätselhafte Mensch-Tier-Wesen prägen die Räume. Alle sind letztendlich aus dem alltäglichen Leben entnommen und in Hundertmarks Manier gestaltet.

Nähe zum Theater

Da finden sich stets aufs Neue Tischgruppen, an denen Fabelgestalten, die sich in der Art der Mimikry, also der Nachahmung, präsentieren. Man spürt die Nähe zum Theater, denn viele der Arbeiten erinnern an einen Blick auf die Bühne, erscheinen wie Szenen aus einer Inszenierung. Das geht mitunter auch recht makaber wie bei „Test“. Das 2020 entstandene Bild geht auf die Corona-Pandemie zurück. Sieben Herren untersuchen einen Leichnam auf dem Seziertisch, im Hintergrund agiert eine Art Strichmännchen mit irrem Lachen. „Jungle“ (Dschungel) entstand nach Besuchen in Miami. Eine ganze Folge von Arbeiten will die Dekadenz der Schönen und Reichen unter anderem am Pool zeigen, nimmt unsere Konsumgesellschaft aufs Korn. Dahinter scheint der Dschungel von der Naturzerstörung betroffen zu sein. Decadence“ lässt undefinierbare Gestalten, manche mit zwei Gesichtern, am übervollen Tisch schlemmen. Auch dabei ein schmaler Grat zwischen Mensch und Tier. Dann sind im Himmelreich kleinformatige Blätter zu sehen, alle eigens für die Präsentation in Magdeburg entstanden.

Themen der Gegenwart

Obwohl Papier als Untergrund dient, verzichtet Juliane Hundertmark nicht auf Ölfarbe zum Malen und ergänzt das Motiv schließlich mit dem Graphitstift. Die Figurengruppen entstanden in der Art von Figurinen fürs Theater und als scheinbar fröhliche Gesellschaften, die aber zudem ein Quäntchen Nachdenklichkeit verlangen.

Fast anrührend zeigt „Mother Love“ (Mutterliebe) zwei vogelartige Wesen in liebevoller Umarmung. Das steht gewissermaßen im Kontrast zu Motiven, die die Künstlerin selbst „als mitunter tatsächlich etwas krass“ bezeichnet. Ihre Comicfigur-Tier-Mensch-Mischwesen lassen Raum für eigene Gedanken, basieren oftmals auf Themen der Gegenwart, die trotz der scheinbar ironischen Fröhlichkeit sich in die Zeitereignisse einmischen und durchaus etwas Optimismus versprühen.

Die Ausstellung läuft noch bis

1. Oktober, wochentags außer Dienstag von 11 bis 16 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr, im

Breiten Weg 213B.

Die Malerin Juliane Hundertmark vor dem Bild „Clowns“, das im vergangenen Jahr entstanden ist.
Die Malerin Juliane Hundertmark vor dem Bild „Clowns“, das im vergangenen Jahr entstanden ist.
Fotos: Klaus-Peter Voigt
„Mother Love“ ist auch in der Ausstellung zu sehen.
„Mother Love“ ist auch in der Ausstellung zu sehen.
Klaus-Peter Voigt