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Pandemie Corona in Magdeburg: Warum es so wenige PCR-Teststationen gibt

Die Fieberambulanz in Magdeburg wird angesichts steigender Corona-Zahlen wegen nötiger PCR-Tests überlaufen.Warum nicht auch Schnelltest-Anbieter und Apotheken mit einsteigen.

Von Ivar Lüthe Aktualisiert: 03.02.2022, 08:49
Die Warteschlange vor der Magdeburger Fieberambulanz reicht ein mal um den Häuserblock.
Die Warteschlange vor der Magdeburger Fieberambulanz reicht ein mal um den Häuserblock. Foto: Uli Lücke

Magdeburg - Die Omikron-Welle nimmt in Magdeburg rasant Fahrt auf. Täglich kommen hunderte neue Infektionsfälle hinzu. Die Fieberambulanz wird aktuell heillos überrannt, stundenlanges Warten auf einen PCR-Test sind die Folge. Die Kassenärztliche Vereinigung spricht sich angesichts der Welle für eine Änderung der Testregelungen aus.

Am Mittwoch, 2. Februar 2022, wurden für die Landeshauptstadt Magdeburg 601 neue Corona-Fälle gemeldet. Damit ist die Sieben-Tage-Inzidenz über den Wert von 1000 – konkret auf 1032,8 – geklettert. Und ein Abflachen der Welle ist nicht in Sicht. Bei einer steigenden Zahl von positiven Schnelltests steigt auch die Nachfrage nach bestätigenden PCR-Tests.

Wer nicht bei seinem Hausarzt einen solchen Test machen lassen kann, für den ist die Fieberambulanz in der Brandenburger Straße ein Anlaufpunkt. Doch die ist aktuell heillos überlaufen. Mehr als 700 Personen werden hier pro Tag versorgt und getestet. Die Folge sind lange Warteschlangen und stundenlanges Anstehen. „Mitarbeiter und Ärzte geben ihr Bestes, um die Patienten und zu Testenden möglichst schnell zu versorgen beziehungsweise zu testen, aber dem sind einfach auch Grenzen gesetzt“, so Bernd Franke, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung, die das Fieberzentrum betreibt.

Kassenärztliche Vereinigung: Profi-Schnelltest statt PCR für alle

Die KV Sachsen-Anhalt kritisiert angesichts der Omikron-Welle die aktuelle Testregelung: „Mit dem Wissen, dass Omikron hochansteckend ist und sich damit rasant ausbreitet, hätten die Regelungen zur PCR-Testung angepasst werden müssen. Es kann nicht sein, dass der Einzelne immer noch auf einen PCR-Test angewiesen ist, um einen Genesenen-Nachweis oder eine Quarantäne-Bescheinigung für den Arbeitgeber zu erhalten. Warum sollte ein professioneller Antigen-Schnelltest nicht ausreichen?“, so der KV-Sprecher. Fieberambulanzen, Labore und Gesundheitsämter würden beim derzeitigen Szenario an ihre Grenzen stoßen.

Um die aktuelle Situation für die Wartenden an der Fieberambulanz etwas zu verbessern, wurden jetzt Umbauarbeiten in der Einrichtung vorgenommen. Dort wurde Platz für zwei zusätzliche Anmeldeplätze geschaffen. Dies werde etwas helfen, Wartezeiten außerhalb der Halle zu verringern. Aber bei dem jetzt bekannten Ansteckungspotenzial der Omikron-Variante dürften keine Vorkehrungen bei weiterhin steigenden Fallzahlen ausreichen, so der KV-Sprecher. Die Stadt will noch den überdachten Wartebereich nach Sturmschäden erneuern und verlängern. Auch werde laut KV über eine mögliche zweite Fieberambulanz nachgedacht.

In der Stadt ist ein breitgefächertes Schnelltestsystem entstanden. Warum steigen nicht die vielen Schnelltestzentren auch in das PCR-Testen mit ein, um die starke Nachfrage nach den kostenlosen PCR-Tests zu befriedigen? Das Schnelltest-Zentrum Magdeburg, ein Zusammenschluss von Unternehmern und dem Mediziner Hans Dauster, betreibt als größter Schnelltest-Anbieter der Stadt zahlreiche Drive-in-Stationen. In der ehemaligen Praxis von Hans Dauster in der Herderstraße bieten sie auch PCR-Tests an. Allerdings zum Selbstzahlerpreis von 129,90 Euro. Warum gibt es hier keine kostenlosen PCR-Tests?

PCR-Test-Vergütung vom Bund deckt Kosten nicht

David Rompe vom Schnelltest-Zentrum erklärt es so: „Was der Bund in der Testverordnung als Erstattung vorsieht, deckt bei uns nicht mal die Laborkosten ab. Darum bieten wir PCR-Tests nur für Selbstzahler an.“ Hinzu kommt, dass PCR-Test-Abstriche von medizinischem Personal vorgenommen werden. Und das habe man nur in der Arztpraxis und nicht an den Schnelltest-Stationen, wo geschultes, aber eben nicht medizinisches Personal eingesetzt ist.

Auch andere PCR-Test-Anbieter, wie beispielsweise das Testzentrum im Elbe-Park vor den Toren Magdeburgs, bieten den Service nur für Selbstzahler an. Auch hier kostet ein PCR-Test zwischen rund 100 und 140 Euro.

Die Vergütung der PCR-Tests scheint auch bei den Apotheken der Grund zu sein, warum sie nicht in die Teststruktur einsteigen. Über die Webseite „mein-apothekenmanager.de“ vom Deutschen Apothekerverband ist für Magdeburg keine Apotheke registriert, die PCR-Tests anbietet. Auch bei der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt ist nicht bekannt, dass Apotheken in Magdeburg PCR-Tests anbieten, wobei die Apotheken dies aber auch nicht bei der Kammer melden müssen, so Kammersprecherin Katrin Pohl.

Auch Apotheken halten sich zurück

Die Westernplan-Apotheke bot zuletzt PCR-Tests an. Allerdings auch zum Selbstzahlerpreis. Im Moment gehe dies aber aus Kapazitätsgründen nicht, wie es auf der Internetseite heißt. Apotheker Winfried Rüter, der in Magdeburg drei Apotheken betreibt und wie andere seiner Kollegen auch bereits seit geraumer Zeit Schnelltests anbietet, hatte auch zunächst darüber nachgedacht, PCR-Tests anzubieten, dies jedoch wieder verworfen. „Das Hauptproblem liegt darin, dass laut Testverordnung die PCR-Tests nicht kostendeckend vergütet werden“, sagt er. Und die Nachfrage nach PCR-Tests zum Selbstzahlerpreis sei derzeit zu gering.

Die Deutsche Apotheker Zeitung berichtete jüngst in ähnlicher Richtung. Mit einer Änderung der Coronavirus-Testverordnung habe der Bund zwar den Weg frei gemacht für vergütete PoC-PCR-Tests in den Apotheken. Doch bisher scheinen nur wenige Betriebe bereit zu sein, solche Tests auf Staatskosten anzubieten – denn die veranschlagten 30 Euro je Test decken in vielen Fällen kaum die Materialkosten ab, von der Anschaffung von PCR-Testgeräten ganz zu schweigen.

Das Land Niedersachsen will jetzt den Engpass bei den PCR-Tests zur Corona-Diagnose mit zusätzlichen Testgeräten in den Apotheken lindern. Apotheken, die ein PCR-Testgerät anschaffen, könnten 80 Prozent des Kaufpreises vom Land erstattet bekommen.