Ratsantrag Debatte um Magdeburgs Tauben geht weiter
Magdeburgs Stadtverwaltung soll ein Konzept erarbeiten, wie die Zahl der Tauben in der Stadt gesenkt werden kann. Auch ein Taubenhaus soll dabei eine Rolle spielen. Was die Stadt dazu sagt.

Magdeburg - Das Thema Stadttauben ist erneut Thema in der Stadtpolitik. Die Verwaltung soll laut einem interfraktionellen Rats-Antrag ein Konzept erstellen, wie die Taubenpopulation in Magdeburg reguliert werden kann – inklusive einem Taubenhaus. Was die Verwaltung dazu sagt.
Im Stadtzentrum gibt es vermehrt Probleme mit Tauben – in erster Linie mit deren Hinterlassenschaften. Seit der alte Blaue Bock abgerissen ist, in dem sich in den Jahren des Leerstandes etliche Tauben eingenistet hatten, und dort nun der Neubau der Stadtwerke steht, haben Tauben andere Häuser in Beschlag genommen.
Vorstöße, die Taubenpopulation zu regulieren, gab es bereits im vergangenen Jahr. Die Stadtrats-Fraktion Gartenpartei/Tierschutzallianz hatte einen Antrag gestellt, nach einem Standort für ein Taubenhaus zu suchen. In einem solchen betreuten Taubenhaus werden Eier der Tauben entnommen und durch Attrappen ersetzt. So soll der Vermehrung entgegengewirkt werden. Das Allee-Center hatte seinerzeit angeboten, auf dem Dach des Centers Platz zur Verfügung zu stellen. Der Stadtrat lehnte das mehrheitlich ab. Ein Taubenhaus allein könnte Problemen mit wachsenden und durch Verschmutzung störenden Taubenpopulationen in Innenstädten nicht beikommen, sondern sie im Zweifel sogar verschärfen, hieß es.
Nun unternehmen die Fraktionen FDP/Tierschutzpartei, Grüne/future sowie Gartenpartei/Tierschutzallianz einen neuen Anlauf. Sie beantragen, dass die Stadt ein Konzept zur tierschutzgerechten Regulierung der Stadttaubenpopulation erstellt. Als eine Maßnahme des Konzeptes sollte die Errichtung mindestens eines Taubenhauses geprüft werden. In anderen Städten hätte man damit gute Erfahrungen gemacht, heißt es zur Begründung. Als „stadtverträglich“ wird nach Auffassung der Bundesarbeitsgruppe Stadttauben eine Population angesehen, die maximal ein Prozent der Einwohnerzahl der Stadt entspricht.
Zunächst müssten die Tauben gezählt werden
Bürgermeisterin Simone Borris nahm jetzt zu dem Antrag Stellung. Sie schreibt, grundlegendes Problem bisheriger Taubenhausaktionen in anderen Städten sei, dass verlässliche Zahlen zur tatsächlichen Stadttaubenpopulation fehlen. Ohne dies zu wissen, könne man allein mit der Anzahl entnommener Eier nicht den Erfolg der Aktion messen. Daraus gehe nicht hervor, von wie vielen Brutpaaren diese Eier stammen und inwiefern eine Abnahme der freilebenden Stadttauben überhaupt erfolgt.
Darum sei zur genaueren Einschätzung der Situation eine unabhängige und professionelle Zählung der Tauben im Stadtgebiet notwendig. „Gespräche zur Verfahrensweise der Zählung und zur Kostenermittlung werden kurzfristig durch das Gesundheits- und Veterinäramt angestrebt. Erst danach wird eine objektive Bewertung der Taubensituation möglich sein“, so Borris in der Stellungnahme.
Ein Problem mit dem Betreiben von Taubenhäusern sieht die Stadtverwaltung auch in rechtlicher Hinsicht. Freilebende Stadttauben seien herrenlos, weshalb in der Regel ein Schaden durch Stadttauben vom Hausbesitzer selbst getragen werden müsse. Daher sei zu prüfen, ob nicht der Betreiber eines Taubenhauses rechtlich zum Halter und Eigentümer der Tiere wird und somit für Schäden haftbar gemacht werden könnte.
Nistplätze für natürliche Fressfeinde
Sollte dennoch ein Taubenhaus erwogen werden, müsse zudem geklärt werden, wer sich um die Betreuung kümmert. „Taubenhäuser sind mit erheblichen Kosten unter anderem für Personal, Futter, Reinigung und Desinfektion, Entsorgung des Taubenkotes und der Eier verbunden. Zu bedenken ist der Kostenfaktor für Errichtung und Betreuung der Anlage über Jahre hinweg“, macht die Bürgermeisterin deutlich. „Das Errichten von Taubenhäusern in anderen Städten hat zu Kosten und Arbeitsaufwand geführt, nicht aber zu einer nachweislichen Reduktion der Taubenpopulation beigetragen.“
Außerdem könne der Bau eines oder mehrerer Taubenhäuser mit zusätzlich künstlich erhöhtem Nahrungs- und Nistangebot sogar zum Anstieg der Stadttaubenpopulation führen.
Als alternativer und naturnaher Ansatz zur Eindämmung der Taubenpopulation werden seit Jahren in Magdeburg Nistmöglichkeiten für Turmfalken auf öffentlichen Gebäuden geschaffen, die bereits vielfach von Turmfalken angenommen werden, heißt es. Die Ansiedlung weiterer Greifvögel, zum Beispiel auch Wanderfalken, als natürliche Fressfeinde sei in Magdeburg zu empfehlen. Eine generelle Verringerung der Stadttaubenbestände in Magdeburg wäre nur durch Kopplung von vielen Maßnahmen möglich. Dazu würde beispielsweise auch eine Verringerung des Futterangebotes – ein Fütterungsverbot – zählen.
Eigentlich sollte bereits in der Sitzung des Stadtrates am 9. Juni 2022 über den Antrag abgestimmt werden. Die Fraktionen haben ihren Antrag allerdings zunächst zurückgestellt, er soll später behandelt werden, hieß es.