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  7. Brückenprobleme Magdeburg: Erste Brücke gesperrt – Standsicherheit bedroht

Sperrung für den Verkehr In Magdeburg ist erste Brücke in der City dicht

Eine Brücke in Magdeburg ist so marode, dass sie gesperrt wurde. Weitaus wichtigere Brücken werden jetzt noch genauer beobachtet.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 18.12.2024, 08:40
In Magdeburg wurde eine Brücke gesperrt.
In Magdeburg wurde eine Brücke gesperrt. Symbolfoto: Schumann

Magdeburg. - Viele Brücken in Magdeburg müssen dringend saniert werden. Das ist kein Geheimnis. Nun ist die erste Brücke überraschend bis auf Weiteres gesperrt worden. Um welche Brücke geht es genau? Was ist das Problem bei ihr? Und was sind die Gemeinsamkeiten zwischen weiteren Magdeburger Brücken und der im September in Dresden eingestürzten Carolabrücke?

Welche Brücke in Magdeburg jetzt gesperrt wurde

Bei der jetzt gesperrten Brücke handelt sich um die sonst für Fußgänger und Radfahrer freigegebene Brücke am Petriförder. Hier sind rot-weiße Absperrbaken aufgebaut, und unter einem zusätzlichen Verkehrszeichen, dass das Bauwerk nicht betreten werden darf, findet sich der Hinweis, dass hier eine Brückenkontrolle vorgenommen wird.

Die Fußgängerbrücke am Petriförder ist derzeit gesperrt. Wer nicht quer über Fahrbahn und Grünstreifen laufen möchte, hat die nächsten Möglichkeiten, über die Fahrbahn zu kommen, an der Rötgerstraße nördlich der Lukasklause oder in Höhe der Johanniskirche und des Fahnenmonuments.
Die Fußgängerbrücke am Petriförder ist derzeit gesperrt. Wer nicht quer über Fahrbahn und Grünstreifen laufen möchte, hat die nächsten Möglichkeiten, über die Fahrbahn zu kommen, an der Rötgerstraße nördlich der Lukasklause oder in Höhe der Johanniskirche und des Fahnenmonuments.
Foto: Martin Rieß

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Seitens der Stadt heißt es: „Grund sind dringend notwendige Untersuchungen zur Standsicherheit des Bauwerkes.“ Neben sichtbaren Schäden gehe es darum, dass die Fußgängerbrücke am Petriförder nur über ein einziges sogenanntes Spannglied verfügt. Spannglieder sind Stahleinlagen, die sich mit dem Beton verbinden. Durch sie kann sich der Beton unter anderem besser ausdehnen, was die Bildung von Rissen vermindert. Das Spannglied der Petriförder-Brücke liegt im Inneren des Bauwerks, im Hohlkasten.

Und was ist mit den Magdeburger Ringbrücken?

Doch die Brücke am Petriförder ist nicht die einzige in Magdeburg, deren Zustand bedenklich ist. Spätestens 2021 war beispielsweise klar, wie marode die Brücken über den Ring sind. In diesem Jahr wurde eine Schätzung von Sanierungs- oder Neubaukosten für einige von ihnen vorgelegt. Mehr als 100 Millionen Euro kamen dabei zusammen. Besonders schlecht steht es um die Ringbrücken am Damaschkeplatz und an der Halberstädter sowie an der Brenneckestraße.

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Was hat hier der Expertenrundgang, der zur Sperrung der Petriförder-Brücke geführt hat, ergeben? „Eine Vollsperrung der drei Bauwerke auf dem Magdeburger Ring ist derzeit nicht erforderlich“, so die Stadtverwaltung. Bei den Verkehrseinschränkungen auf den Brücken wird es aber bleiben müssen.

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Auch hier müssen zudem die Untersuchungen ausgeweitet werden. Es geht darum, schnellstmöglich statisch-konstruktive Lastmodellrechnungen sowie Belastungsmodellrechnungen und Materialprüfungen von Beton und Spanngliedern vorzunehmen. Diese Sonderprüfungen ergänzen die Hauptprüfungen.

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Gerade seit dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden drängt sich der Vergleich auf. Zwar sei die Carolabrücke ein Unikat und in ihrer Bauweise nicht mit Magdeburger Brücken vergleichbar. Gleichwohl wurde in den drei Brücken des Magdeburger Rings ebenso wie in Dresden Henningsdorfer Stahl verbaut. Diese Stahlart birgt das Risiko des Auftretens einer sogenannten Spannungskorrosion.

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Das bedeutet: Über kurz oder lang wird eine aufwendige Sanierung oder gar ein Neubau der Brücken nicht zu vermeiden sein. Beim Blick in die leere Magdeburger Stadtkasse wird indes aber klar: Allein wird die Stadt die Aufgaben nicht stemmen können. In der Ausschusssitzung hatten Vertreter der Verwaltung schon deutlich gemacht, dass sie hier auf ein Förderprogramm hoffen, damit die Kosten für die Stadt in einem leistbaren Rahmen bleiben.

Details zur jetzt in Magdeburg gesperrten Brücke

Die jetzt gesperrte Fußgängerbrücke am Petriförder verbindet normalerweise den dortigen Stammhafen der Magdeburger Weißen Flotte über das Schleinufer als eine der wichtigsten Hauptstraßen der Elbestadt hinweg mit dem höher gelegenen Bereich der Altstadt um die Neustädter Straße und Jakobstraße. Auf rund 140 Metern beschreibt die Brücke einen Bogen und überwindet einen Höhenunterschied von rund sechs Metern.

Zugänglich ist die Brücke auf der oberen Seite aus Richtung Jakobstraße über eine Treppenanlage und eine Rampe. Im unteren Bereich zum Petriförder hin beträgt das Gefälle mehr als zehn Prozent.

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Gebaut wurde die Brücke am Petriförder Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre. Damals wurde das Schleinufer vierspurig ausgebaut, und anstelle der zerstörten engen Bebauung der Vorkriegszeit wurde die Elbuferpromenade - damals noch unter dem Namen „Promenade der Völkerfreundschaft“ - als Park entlang dem Westufer der Stromelbe angelegt.

In den vergangenen Jahren war die Brücke, über die auch ein Teil des fahrradtouristischen Verkehrs des Elberadwegs fließt, immer wieder saniert worden. Zuletzt geschah dies in den Jahren 2010 und 2016.