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Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Mit Video: Magdeburg wird von Jahr zu Jahr schöner

Cornelia Habisch wohnt seit 30 Jahren in Magdeburg - und hat den Schritt an die Elbe nie bereut.

Von rs 04.08.2025, 17:00
Cornelia Habisch, Landeszentrale für politische Bildung.
Cornelia Habisch, Landeszentrale für politische Bildung. Pro M Magdeburg

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Cornelia Habisch, Landeszentrale für politische Bildung.

„Meine Familie war von der Teilung betroffen. Mein Vater stammt aus Oberschlesien. Als Soldat verschlug es ihn in die Lüneburger Heide. Ein Bruder lebte weiter in Polen, eine Schwester in Magdeburg. 1989 studierte ich in Hannover.“ Die Maueröffnung verfolgte Habisch gebannt vor dem Fernseher: „Das war ein einschneidender Tag für mich. Man wusste, dass sich jetzt alles verändern wird in Deutschland.“

Video: Serie 35 Jahre Deutsche Einheit: Cornelia Habisch, Landeszentrale für politische Bildung

(Stadtmarketingverein Pro M Magdeburg)

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Als damalige Pressesprecherin für die niedersächsischen Grünen erinnert sie sich gut an den Oktober 1990: „Da war Bundestagswahlkampf für die erste gemeinsame Wahl im Dezember. Ich freute mich, dass sich nun alles öffnete. Kurz zuvor war ich mit meinem Vater in seine schlesische Heimatstadt gefahren, jetzt wurde das einfacher.“

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Magdeburg begegnete sie erstmals Anfang der 90er. „Ich sah das alles mit großen Augen. Man spürte, dass viele Dinge fehlten. Die Gründerzeithäuser, heute wunderschön saniert, verfielen. Ich verstehe, dass die DDR den Schwerpunkt im Sinne der Menschen auf den Neubau legte, aber der Zustand der alten Häuser war traurig. Materiell war das eine Mangelgesellschaft; das berichteten auch alle, die ich beim Besuch traf.“

Referentin im Umweltministerium

Ende 1994 kam das Angebot als Referentin ins Umweltministerium nach Magdeburg zu kommen. „Nach acht Jahren in Niedersachsen sagte ich gerne zu. Mein Mann und ich hatten das Gefühl, die neuen Bundesländer sind nun der interessante Teil Deutschlands. Natürlich sahen wir, dass die Transformationsprozesse auch Schmerzen bedeuteten. Viele Menschen verloren ihre Jobs.“

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Habisch plante von Anfang an, zu kommen um zu bleiben: „Den Osten als Karrieresprungbrett, wo man für ein paar Jahre hingeht, das fand ich damals schon ein bisschen unehrenhaft als Lebensplan. Ich wollte mitgestalten, ohne mich in den Vordergrund zu drängen. Dann kam auch schnell meine Tochter; und wo man ein Kind bekommt, da ist das Zuhause. In dieser Hinsicht war die hervorragende Kinderbetreuung ein Glücksfall für mich, meine Tochter fühlte sich da pudelwohl. Die gute Ganztagsbetreuung in Kita und Schulhort machte diese Region viel attraktiver als den Westen.“

Politikberaterin in der Landeszentrale

2002 fängt die Politikberaterin bei der Landeszentrale für politische Bildung an. „Der Auftrag hier ist Bildungsarbeit. Wir erklären die Funktionsweise der Demokratie und motivieren fürs Mitmachen in einer freien Gesellschaft. Das ist eine dankbare Aufgabe, aus unseren Schulprojekten kommen engagierte junge Menschen.“

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Leider macht die Polarisierung der Gesellschaft auch vor ihrer Behörde nicht halt. „Im Internet erhalten wir auch hässliche Rückmeldungen auf Geschichtsprojekte. Wenn man zu Extremismus arbeitet, bekommt man auch Anfeindungen. Ich musst lernen, damit umzugehen.

Magdeburg hat sich wunderbar verändert

Die Stadt Magdeburg hat sich in den 30 Jahren meines Hierseins wunderbar verändert. Nun strahlt alles; auch die Elbe ist heute attraktiv. Aus den Brachen am Schleinufer wurden das moderne Wohnviertel und die Flaniermeile mit Gastronomie. Wenn ich von Stadtfeld zum Stadtpark laufe, gehe ich durchweg durch schönen Gegenden - das war 1995 anders. Auch Gäste sagen: Magdeburg wird von Jahr zu Jahr schöner.“

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Die Erschließung von Industriebrachen habe wunderbar funktioniert, findet Habisch: „Nie bereute ich, nach Magdeburg zu ziehen. Ich habe hier ein starkes Heimatgefühl. Nach 30 Jahren hier, kann ich mich ja kaum mehr als Westdeutsche bezeichnen. Freilich war die Diskussion zwischen Ost- und Westdeutschen wohl schon mal weiter und entspannter als in der letzten Zeit.“

Doch hält sie die Vereinigung und den Umbruch für einen großen Glücksfall, gerade auch für Osteuropa. „Wäre die Wende nicht gekommen, wäre das ein großer Verlust für alle. Deutschland halte ich für ein vereintes Land. Die Lebensbedingungen haben sich verbessert. Heute findet man Arbeits- und Ausbildungsplätze, das war in den 90ern anders. Magdeburg ist ein attraktiver Standort und dem Ziel der Weltoffenheit kommt sie immer näher“