Kandidaten für den Magdeburger des Jahres 2025 Das Paar für alle Felle - Helfer für Tiere in Not
Zum 34. Mal sucht die Volksstimme gemeinsam mit ihren Lesern die Magdeburger des Jahres. Im Mittelpunkt stehen engagierte Elbestädter. Zu den zehn Kandidatenvorschlägen gehören auch Nicole und Michael Schneider, Retter und Vorsitzende des Gnadenhofs „Katzeninsel“.

Magdeburg. - „Hallo Ziva! Na, wie gehts dir?“ Wenn Nicole Schneider mit ihrem Mann Michael übers Gelände des Gnadenhofes „Katzeninsel“ vorbei an Gehegen streift, dann kennt sie nicht nur jedes Tier beim Namen. Sie könnte auch dessen Lebenslauf, seine Wehwehchen und Vorlieben spontan aufsagen.
Wie bei einer guten Lehrerin und ihren Schülern strahlen die Schneiders eben bei „ihren“ Tieren die passende Mischung aus Aufmerksamkeit und Verantwortung zu den ihr anvertrauten Geschöpfen aus, was nur noch von einer Eigenschaft überstrahlt wird: Ihrer unendlich großen Tierliebe.
Magdeburger des Jahres 2025 - Kandidat: Der Gnadenhof Katzeninsel von Nicole und Michael Schneider
(Kamera: Rainer Schweingel, Schnitt: Laura Helcl)Hinweis: Sollte das Video nicht angezeigt werden, laden Sie bitte Ihren Browser neu.
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Diese Grundeinstellung war es auch, die Nicole und Michael Schneider zu einer wichtigen Entscheidung motivierte. Als 2024 der Gründer des Katzengnadenhofes Konrad Trummer plötzlich verstarb, stand dessen seit 30 Jahren laufendes Projekt mit knapp 70 Tieren auf der Kippe. Noch auf dem Sterbebett versprachen sie ihrem Vorgänger, dessen Lebenswerk nicht untergehen zu lassen.
Neustart nach Abschied
Mit einer Handvoll äußerst engagierter Mitstreiter starteten alle schon in den ersten Tagen nach dem traurigen Abschied vom Gnadenhofgründer durch. Akten wurden geordnet, der Verein neu strukturiert. Und das Wichtigste: Die Tiere waren und sind zu versorgen.
So wurden die Schneiders innerhalb weniger Tage zu dem, was sie nie vorhatten: Chefs eines Vereins mit 66 Tieren, vor allem Katzen, sowie Kamerunschafen, Sittichen, Waschbären, Ziegen und sogar drei Shetlandponys und – ja – auch rund 300 Goldfischen. Ein vielbeiniges und vielflossiges lebendiges Erbe, das es liebevoll und rund um die Uhr zu pflegen gilt.
Weg über den Regenbogen - Begleitung bis in den Tod
So gibt der Verein insbesondere Katzen eine wohlbehütete Heimat bis zum Weg über den Regenbogen. Denn die Samtpfote, die auf dem abgelegenen Gelände in der Windmühlenstraße 70 in Rothensee nahe der Bahnlinie betreut werden, sind in der Regel alt oder todkrank - oder sogar beides.

Damit der Verein bei dieser wertvollen Hospizarbeit für Tiere nicht von Haltern ausgenutzt wird, die kein Geld oder keine Lust mehr auf ihre einstigen Lieblinge haben, gibt es ein Aufnahmeverfahren: „Mit jedem sprechen wir ausführlich über das Tier und die Hintergründe, die beide zu uns führen“, erklärt Vereinschefin Schneider. Mann und Stellvertreter Michael schiebt nach: „Bei Geldnot vermitteln wir an Vereine, die Futterspenden anbieten.“
70 Tiere aus 5.000 Quadratmetern
Doch so idyllisch sich alles anhört, so herausfordernd ist der Unterhalt des Gnadenhofes. Knapp 70 Tiere verlangen spezielle Betreuung - die unterschiedlichen Futterzeiten sind eine davon. 5.000 Quadratmeter Gesamtfläche müssen ebenfalls gepflegt werden. Obendrauf kommen die Kosten für die Anlage sowie Futter, Tierärzte, Heizung, Strom und mehr. Doch den so häufig zitierten Katzenjammer kennt man auf dem Gnadenhof nicht. Sind Probleme da, werden sie als Aufgaben verstanden. Als jüngst die Heizung ausfiel, half sogar ein Volksstimme-Artikel mit. Eine Frau las vom Dilemma und spendierte eine neue Anlage für mehrere Tausend Euro.
Notleidende Tiere aufgenommen und dem Amt geholfen
So kämpfen Nicole und Michael Schneider mit ihren Mitstreitern für die Tiere und helfen auch schon mal anderen aus der Klemme – wie einem Veterinäramt. Das musste Kamerunschafe einer Halterin wegnehmen und suchte dringend Platz. Der Gnadenhof kümmerte sich nicht nur um die geschundenen Tiere, sondern sicherte auch deren Überleben. Denn aus der Übergangslösung wurde ein dauerhaftes Zuhause in Rothensee – und bewahrte die possierlichen, aber teils kranken und von Inzucht durchsetzen Paarhufer vor der Schlachtbank.
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Sie im Sanitätshaus, er als Unternehmer
Bei allem Einsatz müssen die Schneiders auch auf sich aufpassen. Schließlich stehen beide Vollzeit in Berufen – sie in einem Sanitätshaus, er als selbstständiger Handwerker. Obendrauf kommt der ehrenamtliche Zweitjob mit bis zu 30 Stunden extra pro Woche im Gnadenhof.

Damit trotzdem alles halbwegs leistbar bleibt, wurde ein Drei-Schicht-System mit allen Helfern organisiert, so dass täglich zwischen 8 und 18 Uhr immer jemand für die Tiere da ist. Rund 50.000 Euro von der Futterdose bis zur Dachgroßreparatur fallen jährlich an Kosten an – die Tausenden ehrenamtlichen Stunden aller Beteiligten nicht eingerechnet. Logisch, dass jeder Spendeneuro willkommen ist – selbstverständlich mit Quittung.
Liebe zu den Tieren steht über allem
Was aber ist der Antrieb der Schneiders, sich an die Spitze des Vereins zu stellen und das private Leben fast ausschließlich auf dem Gelände zu verbringen? Es sei die Tierliebe: „Wenn wir hier das Gatter öffnen und in die Augen der Tiere blicken, ist die Last des Alltags vergessen und man taucht in eine neue Welt ein“. Nahezu logisch, dass auch ihre Tochter auf dem Hof mithilft und beide auch noch zu Hause privat zwei Katzen halten. Nicole und Michael Schneider sind eben ein Paar für alle Felle.