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Nahverkehr Bus statt Bahn in Magdeburger City

Die Straßenbahn-Gleise im Breiten Weg in Magdeburg werden ab Juli 2019 erneuert. Dann fahren nur noch Ersatzbusse.

Von Martin Rieß 04.04.2019, 01:01

Magdeburg l Ab Juli 2019 steht der Magdeburger Innenstadt eine weitere Großbaustelle bevor. Die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) lassen ab den Sommerferien die Gleise im Nordabschnitt des Breiten Weges sanieren. Dazu wird die Strecke zwischen Ernst-Reuter-Allee und Universitätsplatz für den Straßenbahnverkehr gesperrt. Die Linien werden umgeleitet, Busse rollen als Schienenersatzverkehr.

Zwischen Opernhaus und Julius-Bremer-Straße werden die alten verschlissenen Gleise herausgerissen. Die komplette Strecke erhält einen neuen Aufbau und neue Schienen, die mit Rasen begrünt werden. In der Innenstadt gibt es bereits begrünte Rasengleise im südlichen Bereich des Breiten Wegs zwischen Keplerstraße und Himmelreichstraße. Unterbrochen wird der grüne Streifen dort nur durch Haltestellenbereiche, einige Übergänge und die Kreuzung mit der Danzstraße.

Rasengleise werden inzwischen an vielen Stellen eingesetzt, auch außerhalb  Magdeburgs. So nennen die Dresdner Verkehrsbetriebe diese Grünstreifen zwischen den Gleisen „eine ökologische Alternative zum Schotteroberbau bei Stadtbahnen“. So könnten sogar neue Grünflächen geschaffen werden. Zudem könne Regenwasser direkt versickern, und auch eine lärmmindernde Wirkung der Raseneindeckung sei nachgewiesen.

Die Haltestellen Opernhaus und Am Katharinenturm werden barrierefrei ausgebaut. Die stadtauswärtige Haltestelle Opernhaus soll während der Bauzeit in Richtung Große Steinernetischstraße verlegt werden. Ziel ist es hier, dass die Wege für die Fahrgäste zwischen den Straßenbahnen und den Bussen verkürzt werden. Am Opernhaus halten die MVB-Busse der Linie 73 sowie die Regionalbusse 701 und 720.

Mit dem Neubau sollen auch die Schleichfahrten der Bahnen ein Ende haben. Aufgrund des Gleiszustands rollen die Bahnen auf dem Nordabschnitt derzeit langsamer als früher. Mit dem Ausbau sollen somit auch die Reisezeiten verringert werden.

Bis zum 4. April 2019 läuft eine Ausschreibung für den Ersatzverkehr, der laut Ausschreibung zwischen dem 4. Juli und dem 10. Oktober 2019 angeboten werden soll. Falls die Arbeiten an der Gleistrasse nicht wie geplant vorankommen, umfasst die Ausschreibung auch eine Option, die Ersatzbusse bis zum 27. Oktober 2019 fahren zu lassen.

Hintergrund für die Ausschreibung: Die Flotte der MVB ist aufgrund der bereits bestehenden Baustellen und Umleitungen in Magdeburg so ausgelastet, dass das kommunale Verkehrsunternehmen auf die Dienste anderer Betriebe zurückgreifen möchte. Gute Erfahrungen hatten die MVB 2018 mit diesem Modell gesammelt, als die Strecke nach Reform wegen der Bauarbeiten an der Kreuzung Leipziger Straße/ Wiener-Straße/ Raiffeisenstraße für den Straßenbahnverkehr gesperrt war.

Auch dieses Mal soll eine Buslinie 41 als Ersatz zum Einsatz kommen. Sie soll zwischen Ernst-Reuter-Allee und Listemannstraße pendeln, wo weiterhin Straßenbahnen rollen. Die Ringlinie der Busse soll durch die Jakobstraße nach Norden und zurück durch die Weitlingstraße, die Julius-Bremer-Straße und die Otto-von-Guericke-Straße führen.

Ersatzverkehr der Magdeburger Verkehrsbetriebe

Neben den vorhandenen Haltestellen City Carré, Allee-Center, St. Petri und Listemannstraße werden Ersatzhaltestellen an der Kreuzung Weitlingstraße/ Große Steinernetischstraße und an der Kreuzung Julius-Bremer-Straße/Breiter Weg eingerichtet. Die Busse sollen an Sonnabenden und in den Ferien an Wochentagen in den Hauptverkehrszeiten im 15-Minuten-Takt fahren. An Sonntagen und in den Abendstunden ist ein 20-Minuten-Takt geplant. Für die Schultage ab 15. August sollen die Busse der Linie 41 alle fünf bis zehn Minuten fahren.

In der Ausschreibung ist auch die Ausstattung der Busse festgelegt. So sind die Barriere­freiheit der Fahrzeuge, eine Entwertungsmöglichkeit für Fahrkarten und zumindest der Verkauf von Einzeltickets, Platz für Kinderwagen, Rollstühle und Rollatoren sowie eine Haltestellenansage vorgegeben. Und auch das: Sie sollen mit dem Schriftzug „Ich wäre gern eine Straßenbahn“ beklebt werden.

Naturgemäß wird es auch bei den Straßenbahnen Einschränkungen geben. Der Nordabschnitt des Breiten Wegs ist immerhin die meistbefahrene Strecke der Stadt, in der die Linien 1, 2, 5, 9, 10 und N8 sowie einzelne Fahrten der Linie 8 rollen.

Voraussichtlich wird zumindest eine Straßenbahnlinie für die Zeit der Bauarbeiten über den Nordbrückenzug, durch die Herrenkrug- und die Brückstraße sowie über den Strombrückenzug umgeleitet. Andere Linien dürften unterbrochen und in Süd- und Nordlinien aufgeteilt werden.

Zu den detaillierten Informationen dazu üben sich die Magdeburger Verkehrsbetriebe allerdings in Zurückhaltung. MVB-Sprecher Tim Stein sagt: „Wir planen einen Presseauftakt zum Projekt Nordabschnitt im Mai.“

Der Magdeburger Fahrgastverband erklärt auf Nachfrage der Volksstimme, dass entsprechende Informationen von großer Bedeutung seien. Mit Blick auf die Unterbrechung des Straßenbahnverkehrs in Buckau Mitte März berichtet Verbandsvorsitzender Tom Bruchholz, dass damals Fahrgäste auch beim Verband nachgefragt hätten, wie sie die Innenstadt erreichen können. „Es braucht seine Zeit, bis die Fahrgäste umfassend informiert sind. Daher sollten die Verkehrsbetriebe bereits Wochen vorher ausführlich aufklären“, ermuntert Tom Bruchholz die MVB zu einer offensiven Informationspolitik.

Grundsätzlich sei klar, dass gebaut werden müsse und daher auch Einschränkungen in Kauf genommen werden müssen. „Dass die Busse aber nicht an der neuen Haltestelle City Carré, sondern am Straßenrand halten sollen, ist im Sinne der Barrierefreiheit schon bedenklich“, nennt er einen ersten Kritikpunkt an den Plänen.

Dass eine Sanierung der Strecke im Nordabschnitt notwendig ist, ist offenkundig: Schon vor Jahren hatten sich Steine aus der Oberfläche gelöst und tiefe Löcher hinterlassen. Diese waren zwar ausgebessert worden – eine Lösung auf Dauer ist dies aber nicht. Ursprünglich war bereits fürs vergangene Jahr eine Sanierung der Strecke anstelle einzelner Ausbesserungsarbeiten im Gespräch.

Übrigens: Auch an anderen Stellen des Breiten Wegs ist die Gestaltung des Verkehrs ein Thema. So gab es eine Initiative, wie den Nordabschnitt auch ein Stück südlich der Ernst-Reuter-Allee zu einem verkehrsberuhigten Bereich zu machen. Entsprechende Überlegungen hatte es schon einmal in den 1990er Jahren gegeben.