Promotionszentren an der Hochschule Magdeburg-Stendal Promotionsrecht bringt Aufschwung: Hochschule Magdeburg-Stendal stärkt Wissenschaftsnachwuchs
Seit 2021 können Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Sachsen-Anhalt eigenständig promovieren – ein Meilenstein für den Forschungsstandort. Die Leiter der Promotionszentren an der Hochschule Magdeburg-Stendal berichten im Interview über wachsende Promovierendenzahlen, internationale Erfolge und strukturelle Herausforderungen.

Magdeburg/vs. - In Sachsen-Anhalt gibt es seit 2021 das Promotionsrecht an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW). Prof. Dr. habil. Gabriele Helga Franke und Prof. Dr.-Ing. Bernd Ettmer leiten die zwei Promotionszentren an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Mit ihnen sprach Laura Naujoks, Mitarbeiterin der Hochschule. Im Interview berichten sie über Promovierende, Erfolge und Herausforderungen.
Wie hat sich die Rolle von HAW in der Forschungslandschaft verändert? Ettmer: Sachsen-Anhalt hat mit dem Promotionsrecht für HAW einen großen Schritt gemacht: Das Know-how bleibt im Land, statt nach dem Master abzuwandern. Inzwischen gibt es fünf Promotionszentren mit rund 180 Promovierenden. Für Sachsen-Anhalt ist das entscheidend, um junge Talente und Wissen mit Forschungsprojekten und Stellen hier zu halten.Franke: Spannend finde ich unsere Struktur: Betreuung und Begutachtung sind strikt getrennt, zusätzlich gibt es einen externen Gutachter. So kommen mehrere Perspektiven zusammen und Machtkonzentrationen wie an Universitäten werden vermieden. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Modell künftig auch in Promotionsordnungen von Universitäten stärker aufgegriffen wird.
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Forschung made in Sachsen-Anhalt
Was beschäftigt Promovierende? Franke: Die größten Herausforderungen sehe ich im Umgang mit wissenschaftlichem Feedback. Bei einer Doktorarbeit, die aus mehreren, thematisch zusammenhängenden Fachartikeln (kumulative Promotion) besteht, sind es die oft harten Gutachten von Fachzeitschriften, bei Monografien die ständige Forderung nach noch mehr Daten und Literatur. Beides kann krisenhaft sein, besonders da die meisten nur in Teilzeit promovieren und die Arbeit dadurch länger dauert.Ettmer: Die erste Frage ist immer die Finanzierung. Da viele Projekte nach drei Jahren enden, ist eine nachhaltige Förderung oft schwierig. Viele Promovierende kombinieren ihre Promotion zunehmend mit einer Tätigkeit außerhalb der Hochschule.
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Welche Erfolgsmomente verbinden Sie mit den Promotionszentren?Franke: Die Durchsetzung der kumulativen Promotion war entscheidend, da dadurch nun die Wahl zwischen Monografie und Publikationen ermöglicht wird – ein Gewinn an Modernität und Freiheit. Die erste erfolgreiche Promotion war zudem eine bewegende Bestätigung: Wir sind auf dem richtigen Weg.Ettmer: Darüber hinaus sehe ich Erfolge darin, dass unsere Promovierenden international sichtbar sind: Sie sind bei internationalen Konferenzen dabei und erhalten positives Feedback von Experten – ein klares Zeichen für die Qualität unserer Doktoranden und unserer Arbeit.

Promovieren an der Hochschule: Finanzierung bleibt größte Hürde
Wo sehen Sie Herausforderungen in der Weiterentwicklung der Zentren?Franke: Entscheidend ist die Verstetigung des Personals. Mit befristeten Projektstellen zur Begleitung der Promotionszentren lassen sich steigende Promovierendenzahlen nicht mehr stemmen – hier müssen die Hochschulen Verantwortung übernehmen.Ettmer: Eine weitere Herausforderung bleibt die Finanzierung der Promotion nach Ablauf von Projekten. Wichtig wäre, dass Hochschulen eigene Mittel bereitstellen, um Promovierende in der entscheidenden Abschlussphase zu unterstützen. Außerdem brauchen wir mehr internationale Sichtbarkeit durch englischsprachige Programme.