Schaden durch Unwetter Sturm knickt junge Bäume in Magdeburg um - so geht es nun weiter
In Magdeburg hat kürzlich ein Unwetter zahlreiche Bäume beschädigt. Geplante Pflegemaßnahmen können jedoch wegen des Denkmalschutzes vorerst nicht durchgeführt werden.

Magdeburg - Wer von der Seehäuser Straße aus in die Pappelallee geht, hat schon seit einiger Zeit einen ungewöhnlichen Anblick. Einige der dort vor gut zwei Jahren gepflanzten Jungbäume wachsen nicht mehr kerzengerade in die Höhe, sondern stehen reichlich windschief am Wegesrand. Etliche liegen sogar ganz um. Warum ist das so und kann keiner etwas dagegen unternehmen, wunderte sich eine Anwohnerin jetzt am Telefon der Volksstimme-Lokalredaktion. So lange lägen einige der umgestürzte Bäume nun schon da und niemand kümmere sich, erklärte die Leserin.
Zeitgleich fielen auch Evelin Schulz, Stadträtin der Tierschutzpartei Magdeburg und Sprecherin der Gemeinwesenarbeitsgruppe in der Beimssiedlung, die schiefen Bäume auf und sie erkundigte sich bei den Städtischen Werken Magdeburg (SWM) nach den Hintergründen. Denn das Versorgungsunternehmen ist aktuell noch für die frisch gepflanzten Pappeln zwischen Seehäuser Straße und Beimsstraße verantwortlich.
Bäume machen Platz für neue Fernwärmetrasse der SWM
Die Vorgängerbäume waren Anfang 2020 gefällt worden, weil entlang des Geh- und Radwegs durch die Beimssiedlung eine neue Fernwärmetrasse verlegt werden sollte. Die bis zu 30 Jahre alten Bäume hätten die Arbeiten nicht überstanden, wie ein Gutachter festgestellt hatte.
Deshalb wurde die Baumreihe beseitigt und gleichzeitig eine neue Allee mit knapp 190 Pyramidenpappeln angekündigt. Im Herbst 2020 wurden die ersten Ersatzbäume in die Erde gebracht. Bis die gesamte Allee wieder vollständig war, dauerte es noch bis in das folgende Jahr.
Unwetter hat leichtes Spiel wegen Ungleichgewicht der Bäume
In einer umfangreichen Antwort, die der Volksstimme vorliegt, erläutern die SWM, was in der Pappelallee passiert ist und wie es nun weitergeht. Demnach entstand der Schaden bei einem Unwetter in der Nacht vom 24. zum 25. Juli 2023. „Bei dem Starkwindereignis wurden mehrere Bäume aus den Verankerungen gerissen, gebogen, geknickt oder im Erdreich mit dem Ballen ausgedreht“, heißt es.
Ein Grund dafür, dass der Wind ganze Arbeit leisten konnte, sei der überdurchschnittlich gute Zuwachs der jungen Bäume. Es bestehe ein Ungleichgewicht zwischen der Krone und dem Wurzelballen. Dadurch sind sie stärker durch stürmische Winde gefährdet, die in einer Allee ohnehin schwerer wüten würden als in der freien Fläche, wie die SWM mitteilen.
Vandalismus an Pflanzhalterungen sorgt für Umsturzgefahr
Zudem habe es an einer größeren Zahl von Bäumen Vandalismus an den Halterungen gegeben, wodurch sie ebenfalls leichter hatten umkippen können. Andere Halterungen sind morsch geworden.
Gemäß der vertraglichen Vereinbarung mit dem Stadtgartenbetrieb soll nun eigentlich eine Fachfirma eine Reihe von Maßnahmen durchführen, um das Umstürzen weiterer Bäume zu verhindern. So sollen alle Pappeln auf etwa zwei Drittel ihrer jetzigen Höhe gestutzt werden. Außerdem sollen die Kronen um rund ein Viertel gelichtet werden. Weiterhin werden alle Pflanzverankerungen erneuert.
Denkmalamt kritisiert geplante Pflegemaßnahmen für Bäume
Ferner soll ein sogenanntes Aufasten an allen Bäumen durchgeführt werden. Dabei werden alle Triebe des Stamms bis zu einer Höhe von 2,50 Meter Höhe entfernt. Aktuell haben die Pappeln noch sehr viele Triebe im unteren Bereich. Durch diese Maßnahmen sollen es die Bäume dann selbst schaffen, ein Gleichgewicht zwischen Krone und Wurzelballen zu entwickeln, heißt es in dem Schreiben.
Allerdings hat das Denkmalamt offenbar etwas gegen die geplanten Arbeiten. Weil durch das Aufasten das ursprüngliche Bild der Pappelallee in der denkmalgeschützten Beimssiedlung gestört werden würde, müsse eine Genehmigung beantragt werden. Bis dahin sollen nun zunächst die umgeknickten Bäume wieder aufgerichtet werden. Die gänzlich verlorenen Bäume sollen voraussichtlich im Spätherbst ersetzt werden. Ob und wie die Kronen beschnitten werden können, ist aktuell noch unklar.
Zu viel Wasser für junge Bäume - Zufuhr wird reduziert
Dass die Bäume so gut wachsen, liegt offenbar an der eigens verbauten Bewässerungsanlage. Die alten Bäume krankten daran, zu wenig Wasser zu bekommen. Deswegen wurde bei der Nachpflanzung ein spezielles System eingebaut, um die Pflanzen ausreichend zu versorgen. Offenbar zu gut, weshalb die Zufuhr nun gedrosselt werden soll, wie die SWM weiter mitteilen. So sollen die Bäume auch tiefer in die Erde wurzeln, um weiteren Halt zu erlangen.