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  7. Wie Fritz Speck auf „The Voice of Germany“ blickt und sich die Show auf sein Leben auswirkt

Altmärker im Interview Mit Video: Fritz Speck über „The Voice of Germany“, Selfies, Supermärkte und Schnulzen

Bei den Blinds von „The Voice“ bekam er alle vier Buzzer. Doch was hat sich nach dem Aufritt im Fernsehen geändert, welche Musik hört Fritz Speck aus Polkern in der Altmark eigentlich privat und wie geht es für ihn weiter? Vor einem Konzert in Salzwedel sprach der junge Musiker über sich, seine Heimat und die Zukunft.

Von Alexander Rekow Aktualisiert: 23.01.2024, 10:12
Fritz Speck sang kürzlich in Salzwedels Traditionsclub Hanseat vor ausverkauftem Haus. Vorab plauderte er aus dem Nähkästchen.
Fritz Speck sang kürzlich in Salzwedels Traditionsclub Hanseat vor ausverkauftem Haus. Vorab plauderte er aus dem Nähkästchen. Foto: Kai Kestner

Salzwedel. - Mit seiner Stimme überzeugte Fritz Speck die Jury bei „The Voice of Germany“. Mittlerweile bekommt er Anfragen für Auftritte über Deutschland hinaus. Wie sich die Teilnahme an der Sendung auf sein Leben auswirkt, erzählt er unter anderem bei einem Interview im Norden Sachsen-Anhalts vor seinem Auftritt.

Hallo Fritz, ich falle gleich mit der Tür ins Haus: Was die Menschen wohl interessiert ist, welche Erfahrungen du bei „The Voice“ gesammelt hast?

Fritz Speck: Es gab Positives und Negatives. Positiv waren das Team und die Leute um einen herum. Aber natürlich auch die Erfahrung, als Musiker bei einem Event zu sein, wo nur Musiker sind. Wir hatten einen Proberaum und alle hatten dasselbe Interesse: Musik zu machen. Das ist durch und durch geil.

Im Video: "The Voice"-Teilnehmer Fritz Speck in Salzwedel

 
Fritz Speck am 20. Januar 2024 im Club Hanseat in Salzwedel. (Video: Kai Kestner ).

Und die Schattenseiten?

Fritz Speck: Du bekommst immer eine Kamera vors Gesicht. Aber das wussten wir, es ist halt Fernsehen. Dann hieß es, „Mach’ mal was“. Ich bin nicht so ein showaffiner Mensch. Ich sitze hinter meinem Klavier, mache meine Musik – dann passt das. Wenn ich vor einer Kamera aus mir herauskommen soll, ist das für mich keine einfache Sache.

Bist du eher introvertiert?

Speck: Was so was angeht, ja. Ich mag es nicht, mich vor eine Kamera zu drängen. Wenn mich jemand sehen möchte, ist das toll und in Ordnung. Aber wenn ich etwas machen soll, nur des Tuns wegen, obwohl ich das in der Situation nicht würde, will ich das ungern vor der Kamera. Ich möchte einfach nichts machen, was ich sonst auch nicht tun würde.

Wirst du seit „The Voice“ auf der Straße erkannt? Sprechen dich Leute an?

Speck: Tatsächlich, ja, recht oft sogar. Im Supermarkt beispielsweise. Ich war ja vorher lokal, im ganz kleinen Kreis, nicht völlig unbekannt, habe schon mit meinen Eltern Musik gemacht. Das Lied „5 Meter Mauern“ das durch die Decke gegangen ist, damit kannten mich schon ein paar. Aufgrund des Fernsehens werde ich nun öfter erkannt, werde angesprochen oder bekomme Nachrichten über Instagram wie, „ich habe dich heute im Supermarkt gesehen, mich aber nicht getraut, dich anzusprechen“.

Dann musst du sicherlich auch Selfies mit Fans machen.

Speck: Das passiert eher nach den Shows. Ich hab’ schon „Add-ins“ von mir auf Tik Tok gesehen, mehrere Bilder von mir zusammengeschnitten. Das ist ganz süß. Es ist nichts Übertriebenes, was mich stören würde.

Ich bin ja auch nicht berühmt, kein Star. Das ist ganz wichtig zu wissen. Ich war bei „The Voice“: Und es läuft für mich für den Start, selbst Musik zu machen, super. Ich führe aber nach wie vor ein ganz normales Leben.

Wirkt sich die Show-Teilnahme auf deine Auftritte beziehungsweise die Anzahl der Besucher bei Konzerten aus?

Speck: Definitiv, na klar. Das Hanseat ist ja auch ausverkauft, so weit ich weiß. Das Fernsehen macht einen totalen Impact. Leute sind interessiert, die es vorher nicht waren – obwohl ich immer noch dieselbe Musik mache. Es wirkt sich also auf die Anfragen aus, die reinkommen.

Deutschlandweit? Kommen auch Booking-Anfragen aus München?

Speck: Ja, aber ich nehme nicht alles an. Wenn kein Equipment am Veranstaltungsort ist und ich sechs Stunden fahren müsste, wird das eher nichts. Meine Eltern würden mich auch nicht überall hinfahren. Außerdem brauche ich meinen Vater als Tontechniker.

Ich bin noch in einem Kollektiv für Hochzeitsgesang, da kommen sogar internationale Anfragen rein. Ich habe beispielsweise eine Anfrage für einen Auftritt auf Mallorca.

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Kannst du von deiner Musik leben? Bist du Berufsmusiker?

Speck: Schwer zu sagen. Ich lebe zwar von meiner Musik, aber ich wohne noch bei meinen Eltern. Wenn ich jetzt ausziehen würde, könnte ich nicht allein davon leben. Ich bin dem durch „The Voice“ aber deutlich näher gekommen, habe Leute kennengelernt, Kontakte geknüpft. Ich muss nun schauen, wo mein Weg hinführt, ob das mit der Musik klappt. Es ist eine Branche ohne Rückhalt. Es hängt alles davon ab, ob es den Leuten gefällt, was ich mache. Wenn ich ein Lied hochlade und es gefällt den Menschen nicht, muss ich mir einen anderen Plan machen. Ich akzeptiere das aber erst am Ende, wenn es wirklich nichts wird. Für den Fall habe ich ja noch mein Abitur in der Tasche.

Wenn du beschreiben müsstet, was Musik für dich ist, was wäre das?

Speck: Schwierig (überlegt). Sagen wir so: Ich kann mir Musik nicht wegdenken. Wenn ich meine Stimme oder mein Gehör verlieren würde – das wäre sehr hart. Ich weiß nicht, ob ich damit klarkommen würde. Das kann ich mir nicht vorstellen – ich will gar nicht daran denken. Ich brauche Musik. Es gibt Themen, über die kann ich nicht reden; muss ich auch nicht, wenn ich singen kann. Das ist so toll.

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Welche Musik hörst Du eigentlich privat?

Speck: Ganz unterschiedlich. Ich höre gern Deutsch-Rap, auch Heavy Metal. Aber auch Indie. Eigentlich höre ich alles.

Welche Bands genau?

Speck: „System of a Down" höre ich ganz gern. Oder „Bring Me The Horizon“, die finde ich sehr geil. Ich habe eine Playlist mit Songs, die ich auswendig mitsingen kann, die läuft immer hoch und runter.

Und bei Hip-Hop?

Speck: „BHZ“ – da bin ich ganz Standard. Und ein paar No-Name-Rapper. Es wiederholt sich viel. Ich bräuchte wohl mal eine neue revolutionäre Band.

Wenn jetzt jemand zum ersten mal zu einem deiner Konzerte kommen würde: Was erwartet den Besucher eigentlich? Wie würdest du deine Musik beschreiben?

Speck: Deutsche Schnulze (lacht)! Ich habe ja begrenzte Möglichkeiten, es gibt mich und mein Klavier. Ich würde sagen, die Gäste dürfen sich auf deutsche Indie-Balladen einstellen. Ich bin bei der Einordnung nicht so gut, kein Musiktheoretiker. Dafür liegt mir die Praxis.

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Und abschließend vollende doch bitte diesen Satz: Deine Heimat, die Altmark, ist für dich ...

Speck: Fluch und Segen. Segen, weil du hier eine super krasse Kindheit hast. Mit zwölf konnte ich hinten aus unserem Hoftor mit dem Moped rausfahren. Mit unserem Strandbuggy haben wir im Winter Donuts gedreht. Schlittenfahren hinterm Traktor – das werden viele kennen, die hier aufgewachsen sind. Über die Ruhe und Natur kommt nichts – das ist Freiheit. Das Gefühl kann man nur nachvollziehen, wenn man in der Altmark oder anderswo in ländlichen Strukturen lebt. Der Fluch wiederum ist, wenn du älter wirst und Bock auf Action hast: Es geht nichts! Wir haben bei uns einen Club. Selbst da bin ich mit 18 Jahren gefühlt schon einer der Ältesten. Ich glaube, das hängt mit den eigenen Interessen zusammen. Ich habe jetzt Lust auf Großstadt, will 1 Uhr nachts noch mal rausgehen und einen Döner essen und mir im Späti noch ein Bierchen gönnen.