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Vergessene Orte Jahrsau - das verschwundene Dorf im Altmarkkreis Salzwedel

Mit der „Aktion Ungeziefer“ wurde Jahrsau 1970 zerstört. Heute erinnern noch wenige Hinterlassenschaften an den Ort. Mit einer App lässt sich das Dorf digital erkunden.

Von Alexander Rekow 20.08.2023, 07:00
Die Reste von Jahrsau hat die Natur zurückerobert. Es gibt aber noch einige Hinterlassenschaften der ehemaligen Bewohner.
Die Reste von Jahrsau hat die Natur zurückerobert. Es gibt aber noch einige Hinterlassenschaften der ehemaligen Bewohner. Foto: Alexander Rekow

Jahrsau - Es ist ein stückweit bedrückend, die Wüstung Jahrsau bei Jeebel aufzusuchen. Jener hunderte Jahre alter Ort bei Salzwedel, der wie viele andere auf Beschluss des DDR-Ministerrates dem Erdboden gleich gemacht wurde.

So sah Jahrsau einst aus: Klassisches Dorfleben in der Altmark.
So sah Jahrsau einst aus: Klassisches Dorfleben in der Altmark.
Foto: Alexander Rekow

Seine Lage, dicht an der Grenze zu Niedersachsen, wurde ihm zum Verhängnis. Bereits 1952 mussten die meisten Dorfbewohner ihre Heimat verlassen, ehe 1970 die Abrissbagger kamen. Was bleibt, ist eine Kopfsteinpflasterstraße, die ins Nichts führt.

Eine Türklinke ins Nichts.
Eine Türklinke ins Nichts.
Foto: Alexander Rekowao

Türklinken, die niemand mehr betätigt. Reste von Fundamenten, wo einst prächtige Bauernhäuser standen. Nun erinnern Schilder an die Höfe und Schicksale der Menschen. Am einstigen Dorfeingang steht seit 2022 ein Mahnmal, das anlässlich des 70. Jahrestag der „Aktion Ungeziefer“ aufgestellt wurde.

Die Witterung hat den Hinterlassenschaften zugesetzt.
Die Witterung hat den Hinterlassenschaften zugesetzt.
Foto: Alexander Rekow

Wer Jahrsau erkunden möchte, kann dies als interaktive Führung mit der Grenzwandler-App. Gewissermaßen eine Zeitmaschine für die Hosentasche. Auf diese Weise lässt sich digital in die Geschichte des Dorfes eintauchen. Die App steht kostenlos zum Download bereit und wurde vom Land Sachsen-Anhalt und Lotto Sachsen-Anhalt gefördert.

Hier ragt der Rest einer Grundstücksmauer aus dem Wald.
Hier ragt der Rest einer Grundstücksmauer aus dem Wald.
Foto: Alexander Rekow

Auch ohne Smartphone lohnt ein Besuch der Wüstung. Der Weg über die Kopfsteinpflasterstraße, die Haushaltsgegenstände, die zurückgebliebenen Reste der Wohnhäuser.

Dieses Mahnmal am ehemaligen Ortseingang erinnert an Jahrsau und sein Schicksal.
Dieses Mahnmal am ehemaligen Ortseingang erinnert an Jahrsau und sein Schicksal.
Foto: Alexander Rekow

Was bleibt sind Erinnerungen. An eine Zeit, die die Salzwedeler und unmittelbar in der Nähe lebenden Dorfbewohner besonders prägte. Die Grenznähe macht die Region besonders.

Dieses Schild vor Jahrsau zeigt die ehemalige innerdeutsche Grenze.
Dieses Schild vor Jahrsau zeigt die ehemalige innerdeutsche Grenze.
Foto: Alexander Rekow

Besonders mit dem Rad lohnt eine Tour am Grünen Band. Denn wo einst die innerdeutsche Grenze verlief, kann heute die Natur erkundet werden. Bis auf wenige Grenztürme gibt es weit und breit kein Gebäude.

Stephan Woltmann vor seinem Grenztum bei Jeebel am Grünen Band.
Stephan Woltmann vor seinem Grenztum bei Jeebel am Grünen Band.
Foto: Alexander Rekow

Einer der Grenztürme steht in unmittelbarer Nähe zu Jeebel bei Jahrsau. Auch dort lohnt ein Besuch.