Vergessene Orte Jahrsau - das verschwundene Dorf im Altmarkkreis Salzwedel
Mit der „Aktion Ungeziefer“ wurde Jahrsau 1970 zerstört. Heute erinnern noch wenige Hinterlassenschaften an den Ort. Mit einer App lässt sich das Dorf digital erkunden.

Jahrsau - Es ist ein stückweit bedrückend, die Wüstung Jahrsau bei Jeebel aufzusuchen. Jener hunderte Jahre alter Ort bei Salzwedel, der wie viele andere auf Beschluss des DDR-Ministerrates dem Erdboden gleich gemacht wurde.

Seine Lage, dicht an der Grenze zu Niedersachsen, wurde ihm zum Verhängnis. Bereits 1952 mussten die meisten Dorfbewohner ihre Heimat verlassen, ehe 1970 die Abrissbagger kamen. Was bleibt, ist eine Kopfsteinpflasterstraße, die ins Nichts führt.

Türklinken, die niemand mehr betätigt. Reste von Fundamenten, wo einst prächtige Bauernhäuser standen. Nun erinnern Schilder an die Höfe und Schicksale der Menschen. Am einstigen Dorfeingang steht seit 2022 ein Mahnmal, das anlässlich des 70. Jahrestag der „Aktion Ungeziefer“ aufgestellt wurde.

Wer Jahrsau erkunden möchte, kann dies als interaktive Führung mit der Grenzwandler-App. Gewissermaßen eine Zeitmaschine für die Hosentasche. Auf diese Weise lässt sich digital in die Geschichte des Dorfes eintauchen. Die App steht kostenlos zum Download bereit und wurde vom Land Sachsen-Anhalt und Lotto Sachsen-Anhalt gefördert.

Auch ohne Smartphone lohnt ein Besuch der Wüstung. Der Weg über die Kopfsteinpflasterstraße, die Haushaltsgegenstände, die zurückgebliebenen Reste der Wohnhäuser.

Was bleibt sind Erinnerungen. An eine Zeit, die die Salzwedeler und unmittelbar in der Nähe lebenden Dorfbewohner besonders prägte. Die Grenznähe macht die Region besonders.

Besonders mit dem Rad lohnt eine Tour am Grünen Band. Denn wo einst die innerdeutsche Grenze verlief, kann heute die Natur erkundet werden. Bis auf wenige Grenztürme gibt es weit und breit kein Gebäude.

Einer der Grenztürme steht in unmittelbarer Nähe zu Jeebel bei Jahrsau. Auch dort lohnt ein Besuch.