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Privater Netzausbau Langsamere Leitung, schneller beim Kunden

Wird die Telekom zur Konkurrenz für den Zweckverband Breitband im Raum Salzwedel? Der weist das zurück. Doch die Realität sieht anders aus.

Von Alexander Walter 11.03.2016, 00:01

Salzwedel l Es ist erst ein paar Tage her, dass die Telekom ihr nächstes Ausbau-Projekt für schnelleres Internet in der Altmark angepriesen hat: 9500 Haushalte in Salzwedel sollen bis Ende 2016 mit bis zu 100 Mbit pro Sekunde im Download surfen können. Nach Osterburg und Tangermünde wird damit bereits die dritte große Kommune in der Altmark ausgebaut. Insgesamt 20.000 Haushalte sollen bis 2017 am Netz sein.

Die Botschaft des Unternehmens ist klar: Die Privatwirtschaft sorgt für schnelles Netz, andere Anbieter sind nicht nötig. Doch was bedeuten solche Projekte für den Zweckverband Breitband Altmark (ZBA), der sich 2012 ja eigens für die kommunal initiierte Anbindung der Region ans schnelle Netz gegründet hat?

Das Bündnis der altmärkischen Landkreise und Gemeinden reagiert gestern betont gelassen: „Grundsätzlich nein“, antwortet Geschäftsführer Michael Ziche auf die Frage, ob private Projekte Auswirkungen auf die Aktivitäten des ZBA haben.

Es handele sich allerdings um eine „sehr, sehr komplexe Frage“, fügt der Geschäftsführer hinzu. – Ein Hinweis darauf, dass der Privatausbau jedenfalls nicht ganz spurlos an den Planungen des ZBA vorbeiläuft. Ziche stellt dann auch die Alleinstellungsmerkmale des Verbandes heraus: Anders als private Anbieter errichte der ZBA ein komplett auf Glasfaserkabeln beruhendes Netz, das ohne „bis zu“-Angaben auskomme, sagt er. „Wir bauen ein qualitativ höherwertiges Netz, wie es in zwei bis drei Jahren überall benötigt werden wird.“

Und: Der ZBA stelle das entstehende Grundnetz gemeinsam mit dem Pächter DNS:Net allen interessierten Anbietern zur Verfügung: „Unternehmen, die mit Übergangstechnologien punkten wollen, könnten jetzt schon das Glasfasernetz nutzen“, sagt Ziche. Eine Erklärung, die nicht so recht nach Gelassenheit klingen mag.

Kann sie auch nicht. Denn tatsächlich werden dem ZBA mit jedem privaten Ausbau potenzielle Kunden entzogen. Um wirtschaftlich zu bleiben, hat sich der Verband gleichzeitig selbst auferlegt, dass mindestens 60 Prozent der Haushalte eines Gebietes erklären müssen, das ZBA-Netz nutzen zu wollen, bevor ausgebaut wird. Überall dort, wo private Anbieter planen oder ausgebaut haben, wird das schwierig. Genau deshalb liegen die Hoffnungen nun darauf, dass Kunden wie Internet-Anbieter den Technologievorsprung des ZBA zu schätzen wissen und es den bald überholten Privatnetzen mit Kupferkabeln auf den letzten Metern vorziehen.

Offen ist zudem die Frage, ob der ZBA in bereits von privaten Anbietern erschlossenen Gebieten für den eigenen Ausbau Fördergeld erhalten kann. „Es finden von Seiten der Privatwirtschaft in erster Linie DSL-Erschließungen statt, aber kein flächendeckender NGA-Ausbau (Glasfasernetz, Anm. d. Red)“, sagt Michael Ziche dazu. Da Fördergeld nur für einen NGA-Ausbau eingesetzt werden kann, gehe er davon aus, dass der ZBA weiterhin förderfähig sei. Die Telekom sah das gestern auf Nachfrage anders.

Wie auch immer: An seinen Ausbauplänen hält der ZBA jedenfalls fest. Ende 2016 werde man den „Startcluster“ Arneburg-Goldbeck und Elbe-Havel-Land fertigstellen, bekräftigte Michael Ziche gestern. Wenn die Gremien des ZBA zustimmen, sollen Tangerhütte, Arendsee und Beetzendorf-Diesdorf folgen. Perspektivisch soll die Erschließung bis 2019 abgeschlossen sein.