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Tasse Kaffee Der Wind kommt immer von vorn

Uwe Baron aus Salzwedel plaudert bei einer Tasse Kaffee über seine große Leidenschaft, das Rennradfahren.

Von Uta Elste 10.03.2018, 02:00

Salzwedel l Mal eben mit dem Rennrad von Salzwedel auf den Brocken und wieder zurück. An einem Tag, versteht sich. Mit dem Rad Straßen im Allgäu bezwingen, die gute 20 Prozent Steigung aufweisen und auf denen man bergab locker Geschwindigkeiten von 80 Kilometern pro Stunde erreicht. Der Salzwedeler Uwe Baron erzählt von solchen Touren leichthin und lächelnd, als handele es sich um Ausflüge an die vor der Hansestadt liegenden Stapelteiche.

Der 57-Jährige ist hauptberuflich der für die Museen des Altmarkkreises und die Musikschule zuständige Hausmeister. Seine Freizeit aber gehört der Familie und dem Rennrad.

Schon als Kind sei er stets in Bewegung gewesen. „Kein Baum war mir zu hoch zum Hinaufklettern. Wir sind damals auch Rollerrennen gefahren“, erzählt er. In der Schule war er im Judo aktiv, später im Motorsport in der Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Und natürlich im Radsport. In Salzwedel fanden damals DDR-offene Rennen statt, an denen der junge Uwe Baron, trainiert von Peter Rechenberg, teilnahm. „1972 habe ich im Rennen ,Rund um die Post‘ den 2. Platz belegt, und Täve Schur hat mir die Urkunde überreicht. Da war ich richtig stolz.“ Als Täve Schur 2010 zur Wiederauflage der Kleinen Friedensfahrt nach Salzwedel kam, ließ sich Uwe Baron die Urkunde von seinem Idol signieren.

Die Schlosserlehre unterbrach das intensive Radfahren. Später folgte die Armeezeit. Dann rückte die Familie in den Vordergrund. Erst nach der Wende, die Kinder waren inzwischen erwachsen, kam Uwe Baron zum Radsport zurück. Aber zum Kauf eines Rennrades konnte er sich damals noch nicht entschließen. Dafür sei auch der Zustand vieler Straßen nicht geeignet gewesen, begründete Uwe Baron seinen Entschluss, sich zunächst ein Mountainbike zu kaufen. Doch inzwischen ist Uwe Baron wieder seit mehreren Jahren auf dem Rennrad und mit den Kollegen von den Altmark-Tourern unterwegs. Gemeinsam nehmen sie auch an Radrennen teil. „2011 war ich zum ersten Mal bei einem 200-Kilometer-Radrennen im Spreewald dabei und bin da auch gleich gestürzt“, erzählt Uwe Baron.

Der Sturz bremste den begeisterten Fahrer jedoch nicht, im Gegenteil. Inzwischen stehen erfolgreiche Teilnahmen an den Cyclassics in Hamburg, am Veloton in Berlin und vielen anderen Veranstaltungen auf seiner Liste. Die Fitness dafür holt er sich im Winter. „Kraftsport vor allem, das ist auch gut für die Gelenke.“ Trainingsfahrten und Wettkampfteilnahmen - Uwe Baron legt pro Jahr bis zu 15.000 Kilometer auf dem Rad zurück. Inzwischen hat er auch viele bekannte Fahrer persönlich getroffen, etwa Marcel Kittel, John Degenkolb, André Greipel und Jan Ulrich, aber auch Friedensfahrt-Legenden wie Uwe Raab und Olaf Ludwig. Wenn einer seiner Helden als Doping-Sünder erwischt wird, „das ist dann enttäuschend und tut richtig weh“.

Der Aufenthalt in der Natur, das Miteinander mit Menschen, die seine Leidenschaft teilen, der Ausgleich von Stress - all das fasziniert Uwe Baron am Rennradfahren. Und nach einer elfeinhalbstündigen Tour wie der von Salzwedel auf den Brocken, „dann fühlt man sich top, weil man es geschafft hat“. Denn eine Erfahrung hat Uwe Baron beim Radfahren in all den Jahren verinnerlicht: Der Wind kommt immer von vorn.