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Wandern als neuer Trend Wie Altmark und Wendland Geld in die Region spülen wollen

Salzwedel, Lüchow und Seehausen machen gemeinsame Sache: Ziel ist, Touristen in die dünn besiedelte Region zu locken. Gestresste Großstädter sollen am Grünen Band Ruhe finden. Und zwar mit Bewegung. Eine spezielle Tour zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen entlang.

Von Alexander Rekow Aktualisiert: 07.03.2024, 07:20
Ob Familienausflug, allein oder in Gruppen: Das Grüne Band, wie hier die Wirler Spitze, bietet Raum zum Entschleunigen.
Ob Familienausflug, allein oder in Gruppen: Das Grüne Band, wie hier die Wirler Spitze, bietet Raum zum Entschleunigen. Archivfoto: Beate Achilles

Salzwedel/Gartow/Lüchow/Seehausen. - Einst trennte sie die Menschen, galt als Todeszone. Die innerdeutsche Grenze. Heute aber verbindet sie, gilt als Lebensader für bedrohte Tierarten und seltene Pflanzen. Das Grüne Band, ein gesamtdeutsches Naturschutzprojekt.

„In Salzwedel liegt schon ein ganzer Karton voll“, sagt Susanne Kamien vom Wendland Regionalmarketing. Gemeint sind die neuen Flyer mit Infos zu dem 80 Kilometer langen Wanderweg zwischen Dahrendorf in Westen des Altmarkkreises und Schnackenburg an der Elbe im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Über mehrere Zielpunkte, auf denen Wanderer auch ein- oder aussteigen können, führt die Route entlang des Grünen Bandes.

„Wir haben drei Jahre daran gearbeitet“, erzählt Susanne Kamien. Die Pandemie habe die Zeit dafür geschaffen. Eine Kollegin sei mit ihrem Mann die Strecke Stück für Stück mit dem Rad abgefahren, habe geprüft, wo es sich gut wandern lasse, Bänke zum Verweilen stehen, die Natur genossen werden kann. Ein Förster aus Wustrow sei ebenfalls beratend dabei gewesen. „Das war eine große Herausforderung.“ Herausgekommen sei diese Empfehlung. Man könne beispielsweise mit dem Zug aus Berlin in Salzwedel ankommen und so an Punkt 5 von 13 einsteigen.

Auf der Wandertour geht es auch durch den Geisterort Jahrsau. Ein Dorf, dass der DDR zu nah am Westen war und die Bewohner vertrieben wurden.
Auf der Wandertour geht es auch durch den Geisterort Jahrsau. Ein Dorf, dass der DDR zu nah am Westen war und die Bewohner vertrieben wurden.
Foto: Alexander Rekow

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Besonders die Unterkünfte zu finden, sei nicht einfach gewesen. „Der durchschnittliche Wanderer geht 15 Kilometer am Tag.“ Doch die Orte, in denen Reisende übernachten könnten, lägen nun mal nicht immer direkt an Wegesrand. Das habe man bei der Planung berücksichtigen müssen.

So gibt es auch einige kleinere Rundkurse. „Die Menschen, die nur einen Wochenendausflug machen, können einen der Rundkurse wählen.“ Beispielsweise bei Klein Grabenstedt und Bergen oder Volzendorf und der Wüstung Jahrsau. Letztere ist als Gedenkort besonders gekennzeichnet, ebenso die ehemaligen Grenztürme, Gedenksteine und Tafeln. Ein Gang zwischen Geschichts- und Natureindrücken.

Die einstige Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen trennte die Menschen - und verbindet sie heute.
Die einstige Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen trennte die Menschen - und verbindet sie heute.
Foto: Alexander Rekow

„Wir wollten damit ganz bewusst etwas für den Tourismus machen“, sagt Kamien. Die Touristinfo aus Salzwedel sei sofort dabei, Bürgermeister Olaf Meining davon begeistert gewesen. Mit Arendsee habe es sich etwas schwieriger gestaltet. Im nächsten Anlauf, wenn eine Überarbeitung anstehe, wolle man den Luftkurort aber mit einbauen, heißt es.

Mit dem neuen Angebot aus Altmark und Wendland wolle man gezielt einen Trend aufgreifen, erklärt die Mitarbeiterin des Wendland Regionalmarketings. „Die Menschen wandern wieder gerne.“ Was lange Zeit als nicht mehr zeitgemäße Art der Freizeitgestaltung galt, sei mit Corona wieder in das Bewusstsein der Deutschen gelangt, erfreue sich selbst bei Jüngeren großer Beliebtheit.

Es gebe nur ein Problem, so Susanne Kamien: „In Norddeutschland gibt es kaum lange zusammenhängende Wanderwege.“ Meist würden diese von Straßen zerschnitten. Nicht so am Grünen Band. Dort seien ruhesuchende Großstädter weit weg von Lärm und Abgasen.

Das Grüne Band: Kaum ein Ort bietet mehr Raum für Wanderer, Radfahrer und Naturliebhaber.
Das Grüne Band: Kaum ein Ort bietet mehr Raum für Wanderer, Radfahrer und Naturliebhaber.
Archivfoto: Alexander Rekow

Das Grüne Band ist mit einer Länge von 1.393 Kilometern der längste Biotopverbund in Deutschland. 343 Kilometer davon entfallen auf Sachsen-Anhalt. Es ist ein Refugium für 1.200 seltene und gefährdete Pflanzen- und Tierarten. Seit mehr als 30 Jahren bemüht sich der Bund für Umwelt- und Naturschutz um das nationale Naturmonument.

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