1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Staßfurt
  6. >
  7. Radfahren und Verkehr: Aktuell 104 Mängel auf Wegen in und um Staßfurt

Radfahren und Verkehr Aktuell 104 Mängel auf Wegen in und um Staßfurt

Sind die Staßfurter zufrieden mit ihren Radwegen? Der Workshop zur Vorbereitung des Radverkehrskonzepts ist dürftig besucht. Bisher sind aber 104 Mängel registriert.

Von Falk Rockmann 05.07.2023, 12:09
Der überwiegende Teil der 104 "Maßnahmen" sind mit Stand 3. Juli 2023 "Linien", also desolate Fahrradwege oder gänzlich fehlende, wie hier an der K 1304 zwischen Rathmannsdorf und Hohenerxleben.
Der überwiegende Teil der 104 "Maßnahmen" sind mit Stand 3. Juli 2023 "Linien", also desolate Fahrradwege oder gänzlich fehlende, wie hier an der K 1304 zwischen Rathmannsdorf und Hohenerxleben. Falk Rockmann

Staßfurt - Gähnende Leere im großen Versammlungsraum vom Haus am See. Lediglich zwölf Teilnehmer finden Montagabend den Weg zum Bürgerforum, unter ihnen auch der Bürgermeister, der Stadtratsvorsitzende und einige Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Zu diesem Workshop hatte die Stadt Staßfurt eigentlich eingeladen, um mit Planungsbüro und Bürgern weiter an einem Radverkehrskonzept zu arbeiten.

Woran liegt es, dass die Resonanz nicht zu vergleichen ist mit der vom Auftakt zum Stadtradeln, bei dem gut 30 Teilnehmer gezählt wurden? Ist etwa alles in Butter mit den Radwegen in Staßfurt und Umgebung?

Eigentlich ein wunderschöner Radweg entlang der Liethe,  der Wipper- und Boderadweg zwischen Warmsdorf/Amesdorf und Staßfurt verbindet. Er ist aber teilweise kaum noch passierbar, weil fast zugewachsen. Das trifft übrigens auch auf das Gewässer zu.
Eigentlich ein wunderschöner Radweg entlang der Liethe, der Wipper- und Boderadweg zwischen Warmsdorf/Amesdorf und Staßfurt verbindet. Er ist aber teilweise kaum noch passierbar, weil fast zugewachsen. Das trifft übrigens auch auf das Gewässer zu.
Falk Rockmann

Uwe Schlegel, ein passionierter Radfahrer, der zudem täglich für seinen Arbeitsweg von Bernburg nach Staßfurt und zurück in die Pedale tritt, meint: „Die Einwohner haben sich offensichtlich mit dem Zustand abgefunden. Sonst wären heute mehr Leute hier.“

Schüler fahren nicht Rad, weil Übergänge „katastrophal“

Für seine Schüler von der Berufsbildenden Schule in Leopoldshall hat er als Erstes die Zustände entlang der Bernburger Straße im Visier und beschreibt sie mit „katastrophal“. Vor allem die Übergänge an den Seitenstraßen würden die Schüler davon abhalten, zwischen Bahnhof und Schule das Fahrrad zu nehmen.

Solche Strecken zwischen Bahnhof und Schulen, aber auch Arbeitsorten und Freizeiteinrichtungen macht Thomas Hannemann als Schwerpunktlinien für den Radverkehr aus. Der Planer des beauftragten Büros aus Dresden berichtet im Vorfeld des Austauschs davon, dass mit Stand 3. Juli 2023 immerhin 104 Maßnahmen im Gebiet der Stadt Staßfurt einschließlich ihrer Ortsteile registriert seien. Die könnten das Radfahren hier besser machen. Der überwiegende Teil davon mache „Linien“ aus, also Verbindungswege, die entweder desolat oder gar nicht vorhanden sind (entlang der L71, teilweise L63). Zehn bis 20 Prozent wären „Punktmaßnahmen“, also Auffahrten oder Hindernisse wie Poller, die im Dunkeln zur Gefahrenquelle würden. Uwe Schlegel bemängelt unter anderem noch die Überfahrt am Bahnübergang Neundorfer Straße ortsauswärts oder die Radfahrerführung an Kreisverkehren.

Steinstraße und Weg zum Strandbad Fahrradstraßen?

Und noch zwei Anregungen hat Schlegel: Sowohl die Steinstraße als auch die Zufahrt zum Strandbad könnten als Fahrradstraße ausgewiesen werden. „Die wären trotzdem für Autos frei“, unterstreicht Schlegel nach kurzem Aufbegehren von Bürgermeister René Zok im Interesse der Gewerbetreibenden der Steinstraße.

Im Gespräch mit den wenigen, dafür aber mitarbeitenden Bürgern wird noch deutlich, dass viele Mängel relativ einfach zu beheben wären, wie teilweise zuwachsende Wege (R1 zwischen Staßfurt und Hohenerxleben oder der entlang der Liethe). Hannemann meint, das sei lösbar, die Verantwortlichen wären Ansprechpartner. Hier berichtet der Löderburger Bernd Fischer von enttäuschenden Erfahrungen: „Ist mir egal, wer verantwortlich ist. Es muss gemacht werden.“ Er verweist zudem auf Mülltonnen und Verkehrsschilder als Radfahrhindernisse an der Löderburger Straße.

Schwerlastverkehr auch ausschlaggebend bei Dringlichkeit

Hanneman erklärt, dass bei der Maßnahmeplanung 20 bis 30 Behörden zu beteiligen wären – von der jeweils zuständigen Straßen- bis zur Wasserbehörde. Bislang habe man aber „nicht wirklich Kritisches, keinen massiven Widerstand, der sich abzeichnet“ von ihnen erfahren.

Der Dresdner macht noch aufmerksam, dass bei der Abwägung von Maßnahmen die Nutzung ausschlaggebend wäre, auch der Fahrzeugverkehr insgesamt. Die Rede ist beispielsweise von 2500 Fahrzeugen pro Tag auf außerörtlichen Straßen, die Verkehrsbelastung ab 1000 bei Schulwegen (Bereich Prinzenberg).

Einen Bau erforderlich machen würde auch Schwerlastverkehr ab 500 Fahrzeuge pro Tag plus „begründete Gefährdungslagen“. Schüler würden zudem als „besonders schutzbedürftige Personengruppe für die Prüfkriterien“ angesehen.

Planer Thomas Hannemann (vorn links) konnte nur ein Dutzend Teilnehmer beim Bürgerforum zum Radwegeverkehrskonzept begrüßen. Unter ihnen Bürgermeister René Zok (links) und Stadtratsvorsitzender Peter Rotter (2. von rechts). Uwe Schlegel (Mitte) aus Bernburg und der Löderburger Bernd Fischer (rechts) hatten Vorschläge.
Planer Thomas Hannemann (vorn links) konnte nur ein Dutzend Teilnehmer beim Bürgerforum zum Radwegeverkehrskonzept begrüßen. Unter ihnen Bürgermeister René Zok (links) und Stadtratsvorsitzender Peter Rotter (2. von rechts). Uwe Schlegel (Mitte) aus Bernburg und der Löderburger Bernd Fischer (rechts) hatten Vorschläge.
Falk Rockmann

Wie die Stadt schließlich zu einer Priorisierung der Maßnahmen komme – auch fehlende Fahrrad-Abstellplätze an Salzlandtheater und Benneck’schem Hof gehören übrigens nunmehr dazu – liege an den entscheidenden Gremien, sagte Hannemann.

Ziel sei es, im September mit dem Konzept-Entwurf in den Stadtrat zu gehen. Bis Jahresende würde Stadtplanungskoordinatorin Petra Albrecht, gern eine Prioritätenliste vorliegen haben. Dabei verweist sie auf in Aussicht gestellte Fördermittel für das Radverkehrskonzept.