1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Erstaunen über Naivität im Stendaler Rathaus

Briefwahl Stendal Erstaunen über Naivität im Stendaler Rathaus

Die Aufarbeitung der Wahlfälschung in Stendal sorgt im Untersuchungsausschuss des Landtages von Sachsen-Anhalt für Staunen.

10.11.2017, 23:01

Magdeburg l Die Mitglieder des Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Wahlfälschung in Stendal stoßen manches Mal auf eher verschlossene städtische Bedienstete. Die Antworten einer Mitarbeiterin auf Fragen des Grünen-Abgeordneten Sebastian Striegel sorgte für Erstaunen über so viel Naivität, das manche schon schmunzeln ließ:

Striegel: Wenn da jemand mit 20 oder 30 Unterlagen kommt, was haben Sie sich da so gedacht?

Antwort: Ach, der war ja fleißig, hätte ich mir gedacht.

Fleißig inwiefern?

Oder hilfsbereit, also zu den Leuten hinzugehen, das abzuholen, oder wenn die das bringen. Das ist ja dann auch mit Arbeit verbunden, wenn man so viele Vollmachten hat und die Unterlagen alle mitkriegt, dass man die Leute dann anruft und sagt: „Mensch, ich habe das jetzt“, oder dass man hinfährt. Das ist ja zeitaufwendig.

Das würden Sie vermuten, dass jemand sich da so viel Arbeit macht?

Würde ich vermuten, ja.

Was könnte das denn für eine Motivlage sein, wenn sich jemand so viel Arbeit macht?

Freundlichkeit? Ich bin immer so: Ich denke immer nicht an das Schlechte im Menschen. Ich hoffe immer auf das Gute, und deswegen denke ich vielleicht, dass derjenige einfach nur hilfsbereit ist, weil die anderen vielleicht nicht so viel Zeit haben, um das zu machen, um da hinzukommen oder so.

Bereits am Wahlabend war das hohe Wahlergebnis für die CDU in Stendal aufgefallen. 

Der ehemalige Stendaler CDU-Stadtrat Holger Gebhardt wurde wegen der Wahlfälschung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, die er in der Justizvollzugsanstalt Halle absitzt. Eine von ihm beantragte Verlegung nach Burg scheiterte.