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Fahrstuhl-Posse Ein Liftboy zum Weihnachtsmarkt

Fahrstuhl im Schneckentempo: Zum Weihnachtsmarkt soll stets ein Liftboy im Stendaler Rathaus bereitstehen.

Von Thomas Pusch 07.11.2017, 08:35

Stendal l Der Stendaler Rathaus-Fahrstuhl hat es in die deutschlandweiten Fernsehmagazine geschafft und noch immer entdecken Sender die skurrile Geschichte für sich. Ein Fahrstuhl, der sich mit einer Geschwindigkeit von 15 Zentimetern pro Sekunde nach oben bewegt, bei dem der Knopf solange gedrückt bleiben muss, bis die gewünschte Etage erreicht ist, und der nur in Begleitung eines Verwaltungsmitarbeiters genutzt werden darf, das ist schon ein Schmunzeln wert. Allerdings ist die Geschichte nicht nur amüsant.

Im April beschloss der Stadtrat in Stendal, die für die kommenden beiden Jahre eingestellten 200.000 Euro für einen neuen Fahrstuhl mit einem Sperrvermerk zu versehen. Herbert Wollmann, Vorsitzender der Fraktion SPD/FDP/Bündnis90/Die Grünen, hatte sogar ursprünglich die Position vertreten, die Summe ganz aus dem Haushalt zu streichen. Schließlich verständigte man sich aber auf die Linie von CDU und Linken, die den neuen Fahrstuhl nicht ganz gestrichen haben wollten. Der Sperrvermerk bedeutete, dass die Summe erst nach einer gesonderten Entscheidung des Stadtrates freigegeben wird, zuvor sollten konkrete Planungen vorgelegt werden.

Mittlerweile hat die Stadt Stendal ihre Meinung geändert, von der Neuanschaffung eines Aufzuges war gegenüber der Volksstimme keine Rede mehr. Vielmehr solle der bestehende Fahrstuhl so lange es möglich ist, genutzt werden.

„Nun muss sich die Stadt auch gegenüber den Stadträten erklären“, forderte Herbert Wollmann im Gespräch mit der Volksstimme. 20.000 Euro hatte die Stadt für die Prüfung der unterschiedlichen Varianten (alt/neu) investiert. Diese werden aus dem diesjährigen Haushalt genommen, die übrigen 180.000 Euro werden aus dem Haushalt für das kommende Jahr gestrichen.

Die Nachfrage, wie groß das Problem mit der Fahrstuhlbeförderung eigentlich ist, konnte die Verwaltung der Stadt Stendal nicht konkret beantworten. „Hierzu wird keine Statistik geführt“, ließ Stadtsprecher Klaus Ortmann wissen. Die Nutzung sei hauptsächlich vor und nach Sitzungen und Veranstaltungen im Großen und Kleinen Festsaal konzentriert. Ältere Menschen und Gehbehinderte seien auf den Fahrstuhl angewiesen. Während der Sprechzeiten der Verwaltung unter der Woche werde der Fahrstuhl etwa zwei- bis dreimal wöchentlich genutzt.

Wenn es auch länger als bei durchschnittlichen Aufzügen dauert, bis man in der gewünschten Etage angelangt ist, so muss aber auf die speziell eingewiesenen Verwaltungsmitarbeiter nicht sonderlich lange gewartet werden. Die sind nämlich in der Tourist-Information der Stadt Stendal, im Standesamt, im Büro des Oberbürgermeisters Klaus Schmotz und im Stadtratsbüro beschäftigt, also ziemlich in der Nähe.

Am 14. Dezember wird der viertägige Weihnachtsmarkt eröffnet. Zu den Attraktionen gehören jedes Jahr die Kunsthandwerker und der Töpfermarkt in den oberen Etagen des Rathauses. Wer die Treppen nicht bewältigen kann, wird trotzdem diese Angebote besuchen können, auch am Wochenende „Während der Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes wird immer eine bedienberechtigte Person am Fahrstuhl sein“, kündigte Klaus Ortmann an.