1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Handwerkerprotest in Stendal: Forderungen an die Bundesregierung im Video

Protest Mit Video: Handwerker aus Stendal haben die Schnauze voll - das fordern sie von der Bundesregierung

Mehr als 200 Handwerker aus dem Landkreis haben sich zum bundesweiten Aktionstag in Stendal versammelt, um sich Gehör zu verschaffen. So lauten ihre Forderungen.

Von Moritz Bartz und Leon Zeitz Aktualisiert: 19.01.2024, 18:33
Auf dem Schützenplatz Stendal haben am 19. Januar Handwerker und Landwirte gegen die Ampel-Regierung protestiert.
Auf dem Schützenplatz Stendal haben am 19. Januar Handwerker und Landwirte gegen die Ampel-Regierung protestiert. Foto: Leon Zeitz

Stendal - Bäckermeister Marco Wetzel findet klare Worte, um seinem Ärger gegenüber der Ampel-Regierung Ausdruck zu verleihen: „Wir haben die Schnauze voll.“ Wir – damit meint der Mann aus Stendal all die Handwerker, Landwirte und Gewerbetreibenden, die mit der aktuellen Situation in Deutschland unzufrieden sind.

Handwerker-Protest in Stendal: Kritik an Politik der Bundesregierung

Für seine schnörkellose Rede erntet der Bäckermeister am 19. Januar auf dem Schützenplatz ordentlich Applaus. Etwa 200 Menschen haben sich am Vormittag dort versammelt, zahlreiche aus Osterburg und anderen Orten angereist, um am bundesweiten Aktionstag zu protestieren.

 
Handwerker demonstrierten am Freitagvormittag in Stendal. (Video: Moritz Barth)

Es ist ein vertrautes Bild, das sich den Stendalern auf dem Schützenplatz bietet. Der Parkplatz im Norden der Kreisstadt ist immer wieder Schauplatz von Aktionen wie Mahnfeuer und Kundgebungen gewesen.

Lesen Sie auch: Mit Video: Nach Bauernprotest - Jetzt wollen Handwerker aus Stendal ein Zeichen setzen

Als Bühne dient diesmal ein Autoanhänger. Am Mikrofon ist immer noch Marco Wetzel. Er kritisiert die Bundesregierung vor allem für ihre Sparmaßnahmen im eigenen Land. „Außerdem muss die Bürokratie abgebaut werden. Wir müssen so viele Vorschriften einhalten, dass wir kaum noch zum Arbeiten kommen“, fügt er hinzu.

Wozu das führen kann, erklärt André Stallbaum, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Stendal. „Wenn das so weitergeht, haben wir den Karren in ein paar Jahren vor die Wand gefahren, und dann ist es zu spät“, sagt Stallbaum und warnt vor Versorgungsengpässen und fortschreitendem Fachkräftemangel.

Oberbürgermeister Bastian Sieler (von links), Bäcker Marco Wetzel und Landwirt André Stallbaum beim Handwerkerprotest auf dem Schützenplatz in Stendal.
Oberbürgermeister Bastian Sieler (von links), Bäcker Marco Wetzel und Landwirt André Stallbaum beim Handwerkerprotest auf dem Schützenplatz in Stendal.
Foto: Leon Zeitz

Oberbürgermeister fordert mehr Wertschätzung für das Handwerk

Um dem entgegenzuwirken, müsse das Handwerk wieder mehr Wertschätzung erfahren, betont Oberbürgermeister Bastian Sieler (parteilos). Das Stadtoberhaupt von Stendal nutzt die Teilnahme an der Kundgebung für Kritik. Es liege in der Verantwortung der Bundesregierung, Kindern zu zeigen, dass man auch ohne Studium ein erfolgreiches Berufsleben führen kann. „Das Handwerk hat in der Gesellschaft keinen guten Stand. Es muss wieder mehr dafür getan werden, damit es für die junge Generation attraktiv wird“, sagt Oberbürgermeister Sieler.

Das fordert ebenso der Fotografenmeister Jörg Ullrich von der Bundesregierung. Der Stendaler will bald in Rente gehen und sein Geschäft in der Karlstraße an die nächste Generation übergeben. Doch der fehlende Nachwuchs und die Sparmaßnahmen der Ampel-Regierung bereiten ihm Sorgen. „Bald soll es den Leuten nur noch möglich sein, ihre Passbilder in Meldeämtern anfertigen zu lassen. Damit fehlt den Fotografen eine wichtige Einnahmequelle“, hadert Ullrich.

Lesen Sie auch: Elbbrücke Tangermünde - Wie geht es nach dem Demoverbot weiter?

Von vielen Anwesenden werden zudem die immer höher steigenden Kosten für beispielsweise Energie, Gas und Lebensmittel angeprangert. „Die Preise müssen runter. Es kann nicht sein, dass Familien mit Kindern ihren Einkauf nicht mehr bezahlen können“, sagt Thomas Kühn. Der Leiter eines Fitnessstudios in Stendal ist der Ansicht, dass Deutschland zu viel Geld ins Ausland abgibt.

Nächstes Mahnfeuer in Stendal angekündigt

Der Aktionstag ist noch nicht das Ende der Proteste, wie André Stallbaum verrät. Der Landwirt möchte sie als feste Größe in Stendal etablieren.

So soll am kommenden Freitag, 26. Januar, wieder ein Mahnfeuer auf dem Schützenplatz stattfinden. Beginn ist um 17 Uhr.