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Anlässlich des Weltwassertags unterrichtete die Unicef Viertklässler der Grundschule Nord Soweit Helenas müde Füße sie tragen können

Von Irene Bartkowski 23.03.2011, 04:33

Stendal. Leonard hält einen Globus vor seine Brust und dreht ihn. Sein Zeigefinger stoppt die Kugel, als er Brasilien erreicht. Hier wohnt Helena. Helena hat drei Kinder. "Für die muss sie immer sehr weit laufen, um Wasser zu holen", erzählt der Zehnjährige seinen Klassenkameraden von der Grundschule Nord. Doch Leonard kennt Helena nicht, nur einen Teil ihrer Geschichte, der auf einem Stück Papier steht. Sie steht für viele andere Menschen in der Welt, denen es nicht so gut geht wie uns in Deutschland.

Am gestrigen Weltwassertag hat die Unicef genau dies den Kindern aus den Klassen 4a und 4c näherbringen wollen. Sigrid Nellessen von der Ortsgruppe Stendal hat kleine Kärtchen in die Unterrichtsstunde mitgebracht. Darauf verewigt: Die Geschichten von vier Familien, die in vier verschiedenen Ländern leben – unter anderem auch in Indien und Bangladesh. Die Klasse wird in vier Gruppen aufgeteilt – und jede von ihnen setzt sich mit dem Leben einer Familie auseinander. "Wir haben uns die Geschichte von Helena gegenseitig vorgelesen", erzählt Sebastian. "Es ist traurig, wie sie und ihre Kinder leben müssen." Celina Marie (11) ergänzt: "Wir haben es hier wirklich viel besser."

Leonard erzählt unterdessen der Klasse, dass ihn vor allem eines traurig macht: "Helena hat wenig Zeit für ihre Kinder." Sigrid Nellessen wirft ein: "Doch es konnte ihr geholfen werden. Wie?" "Durch eine Zisterne", antwortet Leonard. "Und was ist das?", fragt Nellessen weiter. Celinas Hand schießt hoch, die Unicef-Beauftragte nickt dem Mädchen zu. Celina lacht und sagt: "Das ist ein Fass für Regenwasser." Und das ermöglichte es Helena, wieder mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. "Stellt euch vor, eure Mütter müssten Wasser holen? Da würde so viel Zeit verstreichen."

Anschaulicher Unterricht, der anhand persönlicher Geschichten erklärt, welche Probleme es mit der Wasserversorgung in anderen Länder gibt. Nellessen erklärt: "Solche Schulstunden dienen dazu, Kindern bewusster zu machen, dass es nicht überall gleich ist. Sie sollen so auch lernen, sich in andere Menschen hineinzuversetzen".