Erfolgsrezepte der Gewinner Wirtschaftspreis Altmark: Vier-Tage-Woche, neue Ideen, Heimatverbundenheit
Fünf Unternehmen werden in Stendal mit dem Wirtschaftspreis Altmark 2025 ausgezeichnet. Sie alle haben in stürmischen Zeiten Kurs gehalten und etwas Besonderes erreicht.

Stendal - Ein Hauch von Oscar-Verleihung weht durch den großen Schulungsraum der Kreissparkasse Stendal als am Freitag der Wirtschaftspreis Altmark verliehen wird. Politiker aller Ebenen nutzen die Gala, um sich für die kommenden Wahlkämpfe in Stellung zu bringen, Wirtschaftsvertreter wollen netzwerken und die Nominierten fiebern der Entscheidung entgegen.
Immer wieder wird der Mittelstand als Rückgrat der Wirtschaft beschworen und gelobt, sind die Heimatverbundenheit, Tradition und Innovation wiederkehrende Themen der Laudatoren.
Neues Vergabegesetz schafft mehr Freiheit
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) erhält Beifall für das neue Vergabegesetz, eines der modernsten in Deutschland, wie er sagt. Im Kern gestattet es Kommunen Aufträge im Wert bis zu 100.000 Euro ohne große Ausschreibungen zu vergeben. Das sei wahrer Bürokratieabbau.
Der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Stendal, Jörg Achereiner, stellt drei Traditionsunternehmen aus Stendal und Tangermünde vor, die bereits „mehrere Jahrhundertwenden“ überdauert und sich dabei immer wieder neu erfunden haben: Die Fleischerei Der Altmärker und Zorn Instruments aus Stendal sowie die Konditorei Stehwien aus Tangermünde.
Von jetzt auf eben Firmenchef
Dann aber wird es ernst. Erster Preisträger in der Kategorie Existenzgründung ist Stefan Gräf, Inhaber des Dachdeckermeisterbetriebs Schramm aus Schönhausen. Der 34-Jährige musste den Betrieb von jetzt auf eben übernehmen, nachdem der langjährige Chef schwer erkrankt war. Es gelang ihm, den Betrieb zu stabilisieren, die Mitarbeiterzahl fast zu verdoppeln und den Berufsnachwuchs zu Spitzenleistungen im Landesmaßstab zu führen.
Auch der zweite Preis, vergeben in der Kategorie Gastronomie und Tourismus, geht nach Ostelbien. Das Bilderbuchcafé in Havelbegr hat sich nicht nur zum überregional bekannten Treffpunkt für Feinschmecker entwickelt, sondern mit Pension und rund um die Uhr geöffnetem Selbstbedienungsladen auch eine moderne Einkaufsmöglichkeit geschaffen.
600 Mitarbeiter an sechs Standorten - Ost-Bau
„Wir können das“, lautet das Motto des dritten Preisträgers, der Firma Ost-Bau aus Osterburg. Sie ist über alle Irrungen und Wirrungen der Wendezeit hinweg nicht nur stabil geblieben, sondern gewachsen – auf eindrucksvolle 600 Mitarbeiter an sechs Standorten, aber immer der Heimat verbunden.
Die Apenburger Landbäckerei ist seit fast 30 Jahren erfolgreich und noch immer die einzige Biobäckerei in Sachsen-Anhalt. Das Geheimnis von Chefin Karin Beier sind Biobackwaren in höchster Qualität, geschätzt von zahlreichen Stammkunden. Das ermöglicht eine kontinuierliche Herstellung und erspart kostspielige Experimente. Dennoch ist das Unternehmen Vorreiter: Nicht nur ist die gesamte Belegschaft weiblich, hier gilt seit mehr als zehn Jahren die Vier-Tage-Woche.
Lob von Fernsehmoderatorin Anja Kohl
Tradition und Moderne vereinigt die Tischlerei Pieper aus Ahlum bei Salzwedel. Geschäftsführer Axel Pieper bereitet allmählich den Übergang auf die fünfte Generation des Familienunternehmens vor. Bemerkenswert ist das Engagement der Tischlerei für die Ausbildung. Dazu zählen auch die Aufnahme von Umschülern und die Möglichkeit für Auszubildende der Berufsbildenden Schule Salzwedel, kostenlos Maschinen nutzen zu können, die ihnen sonst nicht zugänglich wären.

Von diesem Durchhaltevermögen, Fleiß und der Innovationsfreude zeigen sich nicht nur die 200 Gäste im Saal beeindruckt, sondern auch Festrednerin Anja Kohl. Die aus dem Fernsehen bekannte Journalistin und Börsenexpertin spricht zum Thema „Welt im Wandel“. Ihrer Überzeugung nach führt kein Weg am Ausstieg aus fossilen Energien vorbei. Deutschland un Europa müssten die gegenwärtigen Krisen als Chance begreifen.
Die Altmark habe „alles wie in Berlin, nur schöner“, sagt sie und erntet spontanen Applaus. Angesichts der erfolgreichen Preisträger schließt sie ihren Vortrag mit den Worten „Stendal ist Bombe, ich fühle mich jetzt schon wie eine von hier.“