Weihnachtsmärchen am Theater der Altmark Zum Träumen schön: „Der kleine Prinz“ reist musikalisch durchs All
Als Familienstück begleitet „Der kleine Prinz“ am Theater in Stendal durch die Vorweihnachtszeit 2025. Gezeigt wird eine Fassung von Schauspielerin Kerstin Slawek.

Stendal - „Es ist soooo schön!“ Das sagt der Autor dieser Zeilen über einen aufgeweckten Jungen von einem fernen Planeten, der seit mehr als 80 Jahren die kleinen und großen Träumer dieser Welt begeistert. Und der seither um keinen einzigen Tag gealtert ist: „Der kleine Prinz“, ein zeitloses Stück Weltliteratur des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry.
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„Es ist soooo schön!“ Das sagt er über das Familienstück des Theaters der Altmark in Stendal, das am Sonnabend, 8. November 2025, im Großen Haus Premiere gefeiert hat und Kinder und Erwachsene durch die Adventszeit begleiten wird. Er sagt es als großer Mensch, der für den kleinen Prinzen zur Spezies „sonderbarer Typ“ gehört. Wie alle Erwachsenen, die keine Zeit haben und nur sich selbst sehen (wenn sie sich nicht gerade eine Premiere im TdA anschauen).
„Es ist soooo schön!“ Das sagt der große Mensch nach dem, was er gut eineinhalb Stunden lang zuvor gesehen hat – mit seinen Augen. Und hofft, dass der kleine Prinz ihm das abnimmt. Denn der schenkt bekanntlich ja einem Fuchs mehr Glauben und dessen Worten: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Jede einzelne Rolle ist ein Erlebnis
Stimmt. Das nimmt auch das Stendaler Publikum als eine Moral von der Geschicht mit auf den Nachhauseweg – noch lange im Ohr vom Finalsong. Mit den Liedzeilen „Nur das Herz kann alles seh’n, nur das Herz kann es versteh’n“ setzen die drei Darsteller den Gänsehaut-Schlusspunkt hinter eine kurzweilige Abenteuergeschichte, hinter das Sternen-Hopping des kleinen Prinzen, der einen Freund sucht.
Lukas Franke in der Titelrolle steckt an mit seiner Neugier auf alles, was den Prinzen da draußen im Universum erwartet, auf die Figuren und Lebewesen, denen er begegnet. Mit diesem Jungen als Reisegefährten ist man gern unterwegs – weil er in Momenten der Unsicherheit und der Angst ebenso besteht wie in den Situationen, die ihn selbstbewusst und mutig zeigen, in denen er lernend wächst. Lukas Franke spielt den Jungen mit allen seinen Facetten überzeugend. Und hat mit Barbara Weiß und Tilo Werner zwei Kollegen an seiner Seite, die sich im Wechsel der Charaktere auf der Bühne ausleben können. Und dies zur Freude des Publikums auch machen, wie der frenetische Beifall nach der Premiere gezeigt hat.
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Barbara Weiß ist als Rose, Geschäftsfrau, Laternenanzünder, Schlange und Fuchs zu erleben, Tilo Werner als König, Pilot, Säufer und Geograf. Die drei Rosen werden von Patricia Hachtel, Tara Oestreich und Amelie Maria Prüfert gesprochen. Jede einzelne Rolle ist ein Erlebnis für sich, jeder einzelne Auftritt hat das Potenzial zur Theatererinnerung. Ein Vergleich oder Abwägen unmöglich.
Warum auch? Am Ende sind es „nur“ Einzelszenen, die wir mit den Augen sehen – aber ein Theaterstück, das wir mit dem Herzen sehen, das wir spüren, weil es berührt und amüsiert, weil es ermuntert, hinter die Dinge zu schauen. Weil Sehen nicht immer etwas mit guten Augen zu tun hat.
Ein Lied für gute Freunde
Sondern mit Emotionen. Genau die in ihrer Vielfalt spricht Patricia Hachtel mit ihrer Inszenierung des Familienstückes an. Dafür hat sie eine Fassung von „Der kleine Prinz“ auf die Stendaler Bühne gebracht, die von Kerstin Slawek stammt. Seit mehr als zwölf Jahren nimmt sich die österreichische Schauspielerin, die zum festen Ensemble des TdA gehört, bekannte Stoffe vor, um daraus Bühnenfassungen zu erschaffen.
Sehr oft arbeitet sie dabei mit dem ungarischen Musiker und Komponisten Levente Gulyás zusammen. Er hat für den Prinzen eine träumerisch-eingängige Reisemelodie geschaffen, die ihn durchs Weltall (Ausstattung Sofia Mazzoni) begleitet.
Und es gibt Lieder mit Ohrwurm-Potenzial. Das zum Beispiel über „gute Freunde“, die immer da sind, auch wenn man sie wie Sterne nicht immer sieht, und die man wie Blumen gut pflegen muss. Denn für Freundschaft und Partnerschaft gilt, was (wieder) der Fuchs dem Prinzen mit auf den Weg gibt: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“
Die Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry ist dem Autoren dieser Zeilen seit Jahrzehnten vertraut. Aber die Stendaler Inszenierung hat ihn so berührt, dass er nach der Premiere daheim gleich das Büchlein aus dem Regal gezogen und am nächsten Tag mal wieder gelesen hat. Andere haben vielleicht ihren Kindern oder Enkeln nach dem Theaterbesuch daraus vorgelesen. Denn: „Es ist soooo schön!“