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Populationswachstum Kein Mittel gegen die Taubenplage?

Das „Taubenhaus“ in der Jeverschen Straße ist nun abgerissen. Die Problematik allerdings bleibt.

Von Daniela Apel 01.10.2015, 12:00

Zerbst l „Ich bin vermehrt von Bürgern wegen der Taubenplage am Bahnhof angesprochen worden“, ergriff Hans Ulrich Müller auf der aktuellen Sitzung des Stadtrates das Wort. Der Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen Wählergemeinschaft Zerbst (UWZ) stellte den Antrag, die Problematik in den Hauptausschuss zu verweisen mit dem Ziel, dass die Stadt in der Angelegenheit endlich zu einer Ersatzvornahme greift. Dieser Verwaltungsakt sei lästig und aufwendig, ziehe aber einen Gebührenbescheid nach sich „und der ist vollstreckbar“. Es sei mühsam, an sein Geld heranzukommen, aber machbar, sprach er aus eigener konkreter Erfahrung mit dem jetzigen Eigentümer des Gebäudes.

Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) wies zunächst den anklingenden Vorwurf zurück, die Verwaltung würde nicht zu einer Ersatzvornahme greifen, weil diese mit Arbeit verbunden sei. Stattdessen fragte er sich, worauf genau sich der Antrag bezieht. Hinsichtlich der Verschmutzung des Bahnhofs-umfeldes sei ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden. Daraufhin habe der Besitzer eine Reinigung veranlasst.

„Die Problematik der Tauben ist anders zu bewerten“, führte der Rathauschef aus. Die Vögel haben sich längst an mehreren Stellen der Stadt angesiedelt. Neben Bahnhof und Markt listete Dittmann ebenfalls die Jeversche Straße auf. Dort hatten hunderte Tauben das einstige Gebäude der DDR-Staatsbank in Beschlag genommen. Das mehrgeschossige denkmalgeschützte Haus ist erst in der vergangenen Woche abgerissen worden, nachdem der Eigentümer die denkmalschutzrechtliche Abbruchgenehmigung erhalten hatte. Und während momentan der Abtransport des Materials läuft, hoffen die betroffenen Anwohner, dass die Tiere in dem direkt gegenüberliegenden ungenutzten Objekt keinen Unterschlupf finden. Dieses gehört der kommunalen Bau- und Wohnungsgesellschaft Zerbst (BWZ), die sich – so der Bürgermeister im Stadtrat – um eine entsprechende Sicherung des Gebäudes kümmert.

„Wir haben es hier mit einer Taubenpopulation zu tun, die außer Kontrolle ist“, bezog sich Dittmann auf die Situation innerhalb der Stadt. Stetig befasst sich das Ordnungsamt mit der Thematik, wie er darlegte. „Wir treten regelmäßig mit der unteren Naturschutzbehörde und dem Umweltamt des Kreises in Kontakt und erhalten regelmäßig eine Abfuhr“, berichtete er.

Vor einigen Jahre habe es mal eine Genehmigung gegeben, um gegen die vielen Tauben vorgehen zu können, blickte er zurück. Die Maßnahme stieß jedoch nicht bei jedem auf Zustimmung. Es gab Beschwerden, „so dass seither keine Genehmigung mehr erfolgt ist“, sah Dittmann einen direkten Zusammenhang. „Wenn kein Einvernehmen mit dem Kreis erreicht werden kann, ist die Grundproblematik nicht lösbar“, konstatierte er. „Selbstverständlich ist mir klar, dass man das Gesamtproblem nicht lösen kann“, reagierte Müller. „Wenn man aber die Öffnungen schließt, dann ist wenigstens eine Rückzugsmöglichkeit verwehrt“, entgegnete er.

Unterdessen wies Helmut Seidler (FFZ) auf die Nicolai-Kirche hin. Taubenkot sei eine der Hauptursachen, wodurch die Mauerkronenbegrünung geschädigt werde. Überhaupt „sollten wir uns überlegen, wie wir mit Nicolai umgehen“, hatte er die Bereitstellung von Mitteln für die Sicherung der Mauerkronen im Blick. Für die Stadt habe der Erhalt des Schlosses Priorität, antwortete Dittmann. „Wir leiten den Hinweis an den Eigentümer, die Kirchengemeinde St. Nicolai und St. Trinitatis weiter“, ergänzte er.