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Die Bürgermeisterkandidaten für Havelberg ganz privat an ihren Lieblingsplätzen / Heute: Bernd Poloski Die Havel ist lebendig und zugleich ein Ruhepunkt

Von Andrea Schröder 11.04.2015, 03:22

Havelberg l Am Ufer der Spülinsel zur Havel hin hat Bernd Poloski seine Lieblingsplätze. Mal steht er direkt am Ufer, mal sitzt er im Sand, im Gras oder auf einer Wurzel. Im Sommer geht er dort baden. "Dicht am Wohnhaus, sind diese Plätze schnell erreichbar, auch wenn ich nicht viel Zeit habe. Ich bin gern hier", sagt Havelbergs Bürgermeister, der sich bei dieser Wahl erstmals zwei weiteren Bewerbern stellen muss.

Die Havel ist neben dem Dom und der Altstadt das, was Havelberg im Besonderen ausmacht. "Sie stellt das Lebendige und Einzigartige dar, hier finde ich den Ruhepunkt, den man hin und wieder mal braucht."

Seit 1977 kennt der 57-Jährige Havelberg. Die Armeezeit hat ihn als Unterleutnant hierher verschlagen. Er lernte seine Frau Karina kennen. 1979 heirateten sie, drei Kinder wurden geboren. Als Mecklenburger war ihm der ländliche Charakter vertraut. Er fühlte sich stets wohl in der neuen Heimat.

Nach der Armeezeit arbeitete er zwei Jahre beim DRK. Von dort wechselte er 1981 für ein Jahr zur Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion, kurz KAP. "Die Arbeit in der Landwirtschaft war eine sehr schöne Erfahrung. Ich komme aus einem mecklenburgischen Dorf. Mein Vater hat in der Landwirtschaft gearbeitet, meine Mutter war Verkäuferin. Ich bin Traktor gefahren, habe beim Heuen geholfen und auch beim Einbringen der Kartoffeln und Rüben." Beim DRK war er verantwortlich für die Erste-Hilfe-Ausbildung und die Arbeit in den Ortsgruppen. Auch für den Sanitätsbereich an den Badestellen im damaligen Kreis Havelberg war er zuständig. Da sprach ihn ein Ratsmitglied an, ob er im Fachbereich Naherholung, Umwelt und Wasserwirtschaft mitarbeiten wolle. Er wechselte dorthin und bekam bald das Fachorgan Sekundärrohstoffwirtschaft übertragen. "Da war ich Leiter und Mitarbeiter in einem."

"Die Arbeit macht mir immer noch viel Spaß."

1983 wurde der Diplom-Staatswissenschaftler Ratsmitglied für Kultur und Bildung bei der Stadt. Unter dem Motto, "du spielst Gitarre und machst Musik, da ist dir die Kultur nicht fremd", hatte man ihn auserkoren. Doch ging es nicht nur um Kultur, sondern auch um Bauten in Schulkomplex und Kindergärten. 1988 erkrankte der damalige Bürgermeister plötzlich. Bernd Poloski wurde völlig unverhofft als amtierender Bürgermeister eingesetzt und erst im Frühjahr 1989 in dieses Amt berufen. So war das in der DDR. Ein Jahr später, nach der Wende, gab es die ersten freien Kommunalwahlen. Er kandidierte für die Stadtverordnetenversammlung, aus deren Mitte der Bürgermeister gewählt wurde. Als Einzelkandidat erhielt er von den Bürgern so viele Stimmen, dass in dem 20-köpfigen Rat sechs Sitze unbesetzt blieben. Einmütig votierten die Stadtverordneten für ihn und am 1. Juni 1990 trat er sein Amt an. Vier Jahre später gab es die ersten Direktwahlen. Bernd Poloski war einziger Kandidat - so wie auch bei den darauffolgenden Wahlen.

Mit fast 33 Jahren dürfte er 1990 der jüngste Bürgermeister einer Kreisstadt gewesen sein. Es waren bewegte Zeiten. "Man wusste nicht, was morgen sein wird, es gab nicht unbedingt Klarheit, wie die Entwicklung weitergeht. Aber ich war jung und relativ unbedarft, ich habe mir da keine großen Gedanken gemacht." In dieser Wendezeit stand auch die Frage, will man in Havelberg bleiben, oder geht man woanders hin. "Ich habe mich für Havelberg entschieden und es war die richtige Entscheidung." In 26 Jahren Bürgermeisterzeit hat sich viel in der Stadt entwickelt. Vor allem die neunziger Jahre bedeuteten die Blütezeit, viel Geld stand für Sanierungen bereit. Mit der Buga ist noch mal richtig Schwung dazu gekommen.

Ob er noch einmal zur Bürgermeisterwahl antritt, hat sich Bernd Poloski gründlich überlegt. Er weiß natürlich um die Probleme, etwa mit der Altstadt. Das Thema beschäftigt nicht nur ihn schon lange. Mit Gewerbestammtischen und verschiedenen Gutachten wie dem "Quickcheck" wurde mehrfach versucht, Lösungen zu finden. Oder die immer wieder in Kritik stehenden unsanierten Häuser von Privateigentümern. "Wir können niemanden zwingen zu sanieren." Und er kennt die Belastung, im Prinzip immer, auch an den Wochenenden, unterwegs zu sein und mit Problemen konfrontiert zu werden. "Dennoch hat mir die Arbeit immer Spaß gemacht und macht es noch heute. Auch wenn es immer weniger Mittel sind, die uns zur Verfügung stehen. Zu bedenken ist, dass 98 Prozent dessen, was wir als Stadt tun, unsere Pflichtaufgaben sind. Nur zwei Prozent des Haushaltes stehen für freiwillige Aufgaben zur Verfügung."

Für die erneute Kandidatur hat auch gesprochen, dass er nicht nur seine Frau hinter sich weiß, sondern auch "ein sehr engagiertes Team in der Kernverwaltung sowie in Bauhof, Touristinfo und Kitas. Und dann ist da mein Freundeskreis, der mir auch viel Kraft gibt und mich immer wieder mal zwingt, mich rauszunehmen". Konzertbesuche bei den Rolling Stones oder der Manfred Mann Earth Band, Musicals oder im Sommer mal für ein Wochenende an die Ostsee, sind liebgewonnene Abwechslungen. Dann sind da die drei Gitarren - eine Western-, eine Konzert- und eine Bassgitarre - die er regelmäßig benutzt, auch wenn es nur für zehn Minuten ist. Eines seiner Lieblingslieder: "Wish you were here" von Pink Floyd. Wenn Tochter Eileen zu Hause ist, "jodeln wir auch zusammen".