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Fallpauschalen-System vergrößert Schere zwischen Kosten und Erlösen Millionen-Defizit an Magdeburger Uniklinikum

Von Steffen Honig 23.02.2013, 02:12

Das Magdeburger Uniklinikum hat mit einem drastischen Rückgang der Einnahmen zu kämpfen. Resultat ist für 2012 erstmals ein Defizit in Millionenhöhe. Das Klinikum ist mit rund 4000 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber im Norden Sachsen-Anhalts.

Magdeburg l "Das auf Wettbewerb angelegte Fallpauschalen-System führt dazu, dass Leistungen ständig gesteigert werden müssen, ohne die Kosten aufholen zu können", beklagt Jan L. Hülsemann, Ärztlicher Direktor des Magdeburger Universitätsklinikums, in einem Volksstimme-Interview. Obwohl im Jahr 2012 mehr Patienten als im Vorjahr behandelt wurden, habe das Klinikum ein Millionen-Defizit eingefahren. Dessen Höhe sei noch nicht genau zu beziffern.

Das spiegelt die schwierige Wirtschaftslage der insgesamt 48 Krankenhäuser im Land wider. Nach Angaben der Kranken- hausgesellschaft Sachsen-Anhalt schreibt rund ein Drittel der Krankenhäuser rote Zahlen, ein Drittel hat einen ausgeglichenen Haushalt und nur ein Drittel kann auf schwarze Zahlen verweisen.

Als weiteren Grund für das steigende Defizit der Uniklinik führt Hülsemann die Maximalversorgung an, die hier im Gegensatz zu anderen Krankenhäusern in Sachsen-Anhalt geleistet werden müsse. "Wir können dabei keine Patienten ablehnen, müssen stets aufnahmebereit sein, wenn andere Häuser in gewissen Situationen nicht weiterkommen", so Hülsemann.

Zu den Extra-Leistungen zähle auch die Weiterbildung von Fachärzten. Diese werde in der Bundesrepublik zu 30 Prozent von den insgesamt 32 Unikliniken geleistet, ohne dass es dafür einen Zuschlag gebe. Außerdem würden die Unikliniken auch wegen des zunehmenden Ärztemangels einen großen Teil der ambulanten Versorgung übernehmen, was nicht deren Auftrag sei. Hülsemann: "Wir bekommen 58000 Fälle im Jahr finanziert, die reale Zahl liegt jedoch bei 91000. Das heißt, fast 40000 Fälle bekommen wir gar nicht vergütet."

Auf die Dauer allerdings führe kein Weg an einer Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung vorbei. "Ich halte in Zukunft die ambulante fachärztliche Versorgung im Krankenhaus für richtig und notwendig", erklärte Hülsemann. Dazu sei man mit der Kassenärztlichen Vereinigung im Gespräch. Seite 4