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Mieten in Sachsen-Anhalt „Dach brennt lichterloh!“: Wohnungsunternehmen wenden sich an Politik

Ihre Lage ist bedrohlich, schreiben die kommunalen Wohnungsunternehmen aus Sachsen-Anhalt an die Politik. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, ist die Insolvenz der Umland Wohnungsbau in Egeln mit 1400 Wohnungen.

Von Robert Gruhne 13.07.2023, 17:27
Die Umland-Wohnungsbaugesellschaft aus Egeln hat Insolvenz angemeldet.
Die Umland-Wohnungsbaugesellschaft aus Egeln hat Insolvenz angemeldet. Foto: René Kiel

Magdeburg - Die kommunalen Wohnungsunternehmen aus Sachsen-Anhalt haben sich mit einem Brandbrief an Landes- und Bundespolitik gewandt. „Das Dach brennt lichterloh!“, lautet der Titel. Der Verband der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt stehe „vor den größten Herausforderungen der letzten 30 Jahre“, heißt es darin.

„Der Versorgungsauftrag, breite Schichten der Bevölkerung sozial verantwortlich mit Wohnraum zu versorgen, ist gefährdet“, teilt der Verband weiter mit. Er fordert höhere Zuschüsse von Land und Bund für die Sanierung von Bestandswohnungen.

80 kommunale Unternehmen mit 180.000 Wohnungen gehören dem Verband an. Drei Unternehmen hat er in den letzten drei Jahren laut Direktor Jens Zillmann verloren. Vergangene Woche meldete die Umland Wohnungsbaugesellschaft aus Egeln mit 1400 Wohnungen Insolvenz an.

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Von Intel-Ansiedlung profitieren nur wenige Wohnungsunternehmen

Zillmann spricht von einem „unheilvollen Cocktail“ an Problemen, die zusammenkämen. Da sei zum einen der demografische Wandel. Schon heute liege der Leerstand in den kommunalen Wohnungen bei fast 15 Prozent. Dieser Trend werde sich trotz Ansiedlungspolitik weiter verschärfen. „Die Intel-Ansiedlung wird in Genthin und Elbingerode nicht viel Wirkung entfalten“, sagt Zillmann.

Zum anderen sehen sich die Wohnungsunternehmen für Investitionen kaum mehr in der Lage. „Die Explosion der Baukosten, der rasante Zinsanstieg, das Fördermittelchaos des Bundes sowie die Energiepreisentwicklung bedeuten vielerorts das Aus im Wohnungsbau“, heißt es im Schreiben. Viele Banken vergäben gar keine Kredite mehr an Wohnungsunternehmen, sagt Zillmann. Die ausbleibende Bautätigkeit führe zudem zu starken Einbrüchen bei der Bauwirtschaft.

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Heizungstausch könnte zu 1,87 Euro mehr Miete pro Quadratmeter führen

Auch vor den Kosten der Energiewende und des geplanten Heizungsgesetzes warnen die kommunalen Wohnungsunternehmen. Die Kosten für den Heizungsaustausch würden im Schnitt zu Mieterhöhungen von 1,87 Euro pro Quadratmeter führen, hat der Verband ausgerechnet.

Nicht zuletzt kritisiert der Verband einen politischen Stillstand. „Die Politik schaut gleichgültig zu, wie wir Instrumente der Daseinsvorsorge gegen die Wand fahren“, sagt Zillmann. Man brauche höhere Zuschüsse für den Wohnungsbau. Vom Land seien dafür im Jahr 2022 nur 5,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden.

Die Baupolitik des Bundes wird im Brandbrief als für Sachsen-Anhalt „realitätsfern und unsinnig“ beschrieben. Der Fokus liege zu stark auf dem Neubau von 400.000 Wohnungen. Dabei müsste auch die Sanierung der Bestandswohnungen im Osten gefördert werden.