1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Der Elefant in der Halle

Handball Der Elefant in der Halle

Das Derby-typische Knistern vor dem Duell zwischen Eintracht Gommern und dem Güsener HC bleibt aus.

Von Björn Richter 24.10.2020, 01:01

Gommern/Güsen l Es gibt Tage, an denen Handballtrainer um ihre Rolle zu beneiden sind. Etwa dann, wenn alle den Taktikfüchsen und Hexern an den Seitenlinien dieser Welt nach einem Sieg auf die Schulter klopfen. Daneben gibt es aber auch Phasen wie die zurückliegenden drei Wochen im Leben von Sebastian Munter. Die hätte der Coach der Gommeraner Verbandsliga-Mannschaft wohl nur zu gern gegen eine Pauschalreise oder auch nur den häufigeren Rückzug ins Private eingetauscht. Einfach, weil sie das Dasein als Übungsleiter selbst in den Maßstäben des Amateursports ins Absurde führen: „Von sechs angesetzten Trainingseinheiten konnten nur drei mit überschaubarer Beteiligung über die Bühne gehen. Wir hatten daneben Testspiel-Absagen aufgrund beruflicher Verpflichtungen oder krankheitsbedingter Ausfälle. Es wäre gelogen, zu behaupten, dass wir uns im Wettkampfmodus befinden.“

Die Eintracht steht nun jedoch vor der Aufgabe, bis heute Nachmittag eben dorthin zurückzufinden. Für 15 Uhr ist das Heimspiel gegen den Güsener HC angesetzt, der zwar „nur“ 14 statt 21 Tage zwischen dem jüngsten Liga-Auftritt zu überbrücken hatte, „aber es wäre auch für uns schön gewesen, wenn es nahtlos weitergegangen wäre“, umschreibt GHC-Coach Eric Steinbrecher. Nach dem optimalen Auftakt mit 4:0-Zählern wartet auf seine Mannschaft also ebenso wie auf die Gastgeber, die vor drei Wochen gegen Klein Oschersleben zu einem ausgeglichenen Punktekonto kamen, quasi ein zweiter Saisonstart.

Dabei dürfte „der Vorteil auf Seiten der Güsener“ liegen, wie Munter bekennt. „Abgesehen davon, dass sie etwas mehr als wir im Rhythmus sind, befinden sie sich auf der Euphoriewelle. Die Vorstellung gegen Biederitz (33:32, Anm.d.Red.) war phasenweise souverän. Daneben haben ihre Neuzugänge gut eingeschlagen.“ Dazu passt, dass der GHC sich keinesfalls abwartend gibt und laut Steinbrecher „den Anspruch hat, auch in Gommern zu gewinnen“. Mit Stand vor dem Abschlusstraining wird der Tabellendritte die Reise an die Ehle zudem nominell in Bestbesetzung antreten.

Doch gänzlich ungetrübt ist die Vorfreude auf beiden Seiten nicht. Aufgrund der besorgniserregenden Entwicklungen rund um die rapide ansteigenden Corona-Infektionszahlen wird in den Handballhallen des Landes am Wochenende auch ein Elefant sitzen. Die Sorge vor einem erneuten Stillstand des öffentlichen Lebens und damit auch des Sports ist allgegenwärtig. „Die Corona-Situation hängt uns allen in den Köpfen. Das ist etwas, das die Seele belastet“, erklärt der Eintracht-Trainer. Und sein Gegenüber pflichtet bei: „Es gibt zur Zeit mit Sicherheit andere Dinge, die wichtiger als ein Handballspiel sind.“ Bleibt für den Moment nur zu hoffen, dass alle Beteiligten auch in den nächsten Wochen allein aus sportlicher Perspektive beneidet oder bemitleidet werden dürfen.