Lichterkette um den Weihnachtsmarkt Mit Video: Ein Jahr nach dem Anschlag - Magdeburger senden leuchtendes Zeichen für die Opfer
Am ersten Jahrestag des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt gab es viele Veranstaltungen in der Innenstadt. Bewegender Höhepunkt war eine Lichterkette am Abend.

Magdeburg. - Der 20. Dezember 2024 wird für immer ein besonderer Tag in Magdeburg bleiben. Doch auch der 20. Dezember 2025 soll nicht alltäglich werden. Schließlich jährt sich der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt zum ersten Mal. Die Volksstimme ist am Nachmittag und Abend in der Stadt unterwegs.
Schon um 14 Uhr beginnen die drei Mahnwachen, um die wichtigsten Plätze zu besetzen. Am Hasselbachplatz, am Willy-Brandt-Platz und auf dem Domplatz beziehen engagierte Magdeburger Position.
Jahrestag des Anschlags - Wintergarten der Milchkuranstalt öffnet trotz Kritik
Vor dem Dom zum Beispiel die Omas gegen Rechts. Sie wollen verhindern, dass eine angemeldete Demo aus dem rechten Spektrum dort hinziehen kann, sagen sie.
Wenige Meter entfernt läuft an der Schweizer Milchkuranstalt der normale Betrieb. Der dortige Wintergarten ist trotz des Jahrestags geöffnet. Ein Umstand, der im Vorfeld auch für Kritik gesorgt hatte. Doch schon am Nachmittag sind etliche Besucher dort, später am Abend werden es noch mehr sein.
Polizei sperrt Magdeburger Innenstadt mehrere Stunden lang ab
Die Hütten des Winterzaubers am Hundertwasserhaus sind hingegen anlässlich des Jahrestags verschlossen. Wenige Meter weiter sperrt die Polizei kurz nach 15 Uhr den Breiten Weg. Selbst Fahrradfahrer werden angehalten. Sie müssen im Sperrbereich bis zur Julius-Bremer-Straße absteigen und schieben.
In Höhe des Allee-Centers und Ulrichshauses bringen Polizisten Sperrgitter in Position, während viele Menschen ihre letzten Weihnachtseinkäufe erledigen. Dort rollt über Stunden nichts mehr entlang. Dicht sind auch die Jakobstraße und die Ernst-Reuter-Allee.
Touristen wundern sich über geschlossenen Weihnachtsmarkt in Magdeburg
Dort stehen bereits die ersten Holzkisten mit den Kerzen für die Lichterkette. Freiwillige geben sie später aus. Am neu aufgestellten Gedenkstein an der Hartstraße - der Ort, wo die meisten Todesopfer zu beklagen sind - liegen bereits viele Blumen und Kerzen.
Auf dem Weihnachtsmarkt selbst sind die Buden verschlossen, das Riesenrad steht still. In den Gängen laufen die Menschen umher, darunter auch Touristen, die sich wundern, warum der Markt an einem Sonnabend geschlossen ist.
Große Polizeipräsenz am Hauptbahnhof wegen kleiner Rechten-Demo
Blau-weiß ist es auf dem Willy-Brandt-Platz. Es sind aber nicht FCM-Fans, die vom erfolgreichen Auswärtsspiel zurückkehren, sondern massive Polizeikräfte. Gut 30 Mannschaftswagen sind rund um den Vorplatz des Hauptbahnhofs verteilt.
Der Grund: ein kleines Häuflein Demonstranten, die einen „Trauermarsch“ angemeldet haben. Mit Fahnen der „Patriotischen Bewegung“ ziehen sie schließlich einmal ums Karree. Es bleibt zum Glück störungsfrei.
Stimmen der Betroffenen und Angehörigen der Opfer hallen durch die Straßen
Zwischenzeitlich hat sich die Straße vor der Johanniskirche gefüllt. Die Gedenkfeier mit den Betroffenen, Helfern und Politikern beginnt um 17.30 Uhr. Kurz gibt es Irritationen wegen Krakeelern. Sie verstummen angesichts der bewegenden Worte auf dem Bildschirm.

Die Stimmen der Angehörigen der Opfer und der Betroffenen hallen eindringlich durch die umliegenden Straßen. Manche Zuhörer haben Tränen in den Augen. An den fünf Ausgabestationen finden sich immer mehr Menschen ein. Circa 5.000 Kerzen liegen dort insgesamt für sie bereit.
Magdeburger erzählen, warum sie an der Lichterkette teilnehmen
„Es ist wichtig, dass wir zusammenstehen und uns gemeinsam Halt geben“, erklären Angelika und Angela, warum sie gekommen sind. „Da wo Lichter sind, wo Kerzen brennen, da ist kein Raum für Hetze und Hass“, meint Angelika. Sie wollen Dankbarkeit zeigen, dass so viele Leute da sind und sich friedlich begegnen.

Angelika Magnus ist aus Wolmirstedt in die Magdeburger Innenstadt gekommen. Sie hatte im vergangenen Jahr den Weihnachtsmarkt vor dem Anschlag noch mehrmals mit der Urenkelin besucht. „Derzeit wird durch den Prozess fast mehr über den Täter als über die Opfer gesprochen“, sagt sie. Deswegen wolle sie bei der Lichterkette „mit Herzen und Kerzen“ dabei sein.
Teilnehmer an Lichterkette wollen an Opfer des Anschlags erinnern
Luisa und Elli sind mit ihren Müttern gekommen, um sich in die Lichterkette einzureihen. „Wir wollen an die vielen Menschen erinnern, die damals verletzt und getötet wurden“, sagen die beiden Mädchen.

Kerstin wohnt in der Nähe des Alten Markts und hatte die Geschehnisse vor einem Jahr erschüttert auf der Couch verfolgt. „Auch wenn man manchmal nicht das Gefühl hat, sieht man heute, dass Magdeburg zusammensteht“, sagt sei. Deshalb war es ihr ein Bedürfnis, auch ein Teil davon zu sein.
Tausende Magdeburger bilden Lichterkette um den Alten Markt
Während der Gedenkfeier und direkt danach ist es vor der Johanniskirche ganz still. Nur in der Ferne dröhnt leise der Polizeihubschrauber. Ein junger Mann singt „We shall overcome“, während dicht an dicht Tausende Magdeburger eine Lichterkette bilden, die rings um den Alten Markt reicht. Ein bemerkenswerter Moment für alle.

Dann, ganz langsam, zerstreuen sich die Menschen wieder. Ihre Kerzen stellen sie am Gedenkstein und in der Hartstraße ab, sowie auf den grün-roten Schutzblöcken. So leuchtet ihr Licht noch ein wenig länger.

Dann ist der Jahrestag vorüber, doch die Trauer bleibt bei vielen. Die Lichterkette ist immerhin ein wichtiges Zeichen, dass sie damit nicht allein sind.