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  7. Selbstversuch: Ohne Alkohol im Januar: Zuckerfrei-Challenge, Veganuary und Dry January im Selbstttest in Magdeburg

Selbstversuch Vegan leben, auf Alkohol und Zucker verzichten: Der letzte Tag 

In der neuen Serie „Volksstimme verzichtet“ testen drei Magdeburger Reporterinnen verschiedene Internettrends, die zur Enthaltsamkeit aufrufen: Zuckerfrei-Challenge, Veganuary und Dry January. Ihre Erfahrungen halten sie täglich fest.

Von Lena Bellon, Sabine Lindenau und Romy Bergmann Aktualisiert: 31.01.2024, 18:58
Die Magdeburger Reporterinnen Romy Bergmann, Lena Bellon und Sabine Lindenau (v. l.)  starten im Januar jeweils einen Selbstversuch. Für die Volksstimme testen sie die Internettrends und verzichten auf Zucker, Alkohol und tierische Produkte.
Die Magdeburger Reporterinnen Romy Bergmann, Lena Bellon und Sabine Lindenau (v. l.) starten im Januar jeweils einen Selbstversuch. Für die Volksstimme testen sie die Internettrends und verzichten auf Zucker, Alkohol und tierische Produkte. Foto: Ivar Lüthe

Magdeburg - Ob Weihnachtsbraten an den Festtagen, Glühwein und Waffeln auf dem Weihnachtsmarkt oder Raclette und Prosecco an Silvester – zum Jahresende wird in vielen Haushalten geschlemmt und an allen Ecken in Magdeburg locken die Versuchungen.

In den Hauptrollen der Verlockungen sind vor allem Zucker, Alkohol und tierische Produkte zu sehen. Seit einigen Jahren kursiert daher im Internet der Trend, im Januar auf mindestens eine der drei großen Verführungen zu verzichten.

Wie es bei vielen Internet-Phänomenen so ist, haben sich daraus neue Wortschöpfungen ergeben. Der „Dry January“, ein trockener Januar ohne Alkohol, der „Veganuary“, ein veganer Januar ohne tierische Produkte und die Zuckerfrei-Challenge, die dazu auffordert, einen Monat ohne Industriezucker zu leben.

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Tägliche Erfahrungsberichte aus Magdeburg

Meine zwei Kolleginnen, Volontärin Romy Bergmann, Chefreporterin Sabine Lindenau und ich stellen uns je einer der drei Herausforderungen für den Januar und berichten im Wechsel täglich über unsere Erfahrungen und Herausforderungen im Alltag.

Dabei werden sowohl Fragen zum persönlichen Wohlbefinden beantwortet als auch dazu, wie sich der jeweilige Verzicht positiv oder negativ auf den Geldbeutel auswirkt und welches Fazit daraus gezogen wird. Auch aus ärztlicher Sicht wird der Verzicht beleuchtet.

Tag 31: Auf der Zielgeraden

Sabine Lindenau: Der letzte Tag der Challenge ist angebrochen. Und auch wenn es noch ein paar Stunden sind, bevor der für mich sehr trockene Januar endet, so bin ich mir doch sicher, dass ich die Herausforderung meistern werde. Anfang des Monats habe ich das Gläschen Prosecco in geselliger Runde schon vermisst. Aber das ist vorbei.

Studien zufolge soll es wohl zwischen 21 und 60 Tagen dauern, bis ein neues Verhalten zur Gewohnheit wird. Da scheint was dran zu sein. Neue Gewohnheiten müssen ja nicht radikal durchgezogen werden. Wenn es mir gelingt, weniger Alkohol zu trinken als bislang, hat der „Dry January“ doch schon viel gebracht. Zumindest habe ich es mir vorgenommen. Einfache Regel: Wenn es sonst zwei Aperol beim Ausgehen gab, reicht künftig einer. Im Dezember werde ich aber eine Ausnahme machen. Weihnachtsmarkt ohne Glühwein ist dann doch etwas, was ich mir so gar nicht vorstellen kann.

Tag 30: Vegan essen = mehr spülen

Lena Bellon: Von einer Kollegin habe ich den Tipp bekommen, dass „Food Watch“ vegane Fleischersatzprodukte getestet hat. Das Ergebnis ist eher durchwachsen. Das habe ich fast vermutet, weil Ernährungsexperten immer von verarbeiteten Produkten abraten – ob mit Fleisch und Fisch oder eben ohne tierische Produkte. Frisch und unverarbeitet ist immer am besten. Ich habe mir auch vor meinem Experiment Mühe gegeben, einigermaßen gesund zu essen. Aber muss hier festhalten: Vegan und gesund leben ist nichts für Faule. Es gibt im Supermarkt nämlich viel veganes Essen, aber oft eben Ersatzprodukte und Fertiggerichte.

Dadurch, dass ich mir jeden Tag auch Mittagsessen mit zur Arbeit nehme, ist mir etwas aufgefallen, woran ich zuvor nicht gedacht habe: Ich muss viel mehr spülen, die Spülmaschine läuft öfter, ich wische viel häufiger meine Küchenzeile ab – einfach weil jetzt viel mehr in meinem Haushalt gekocht wird. Dadurch, dass ich auch auf Eier und Käse verzichte, habe ich doch gerne mal zu Fleischersatz gegriffen, auch der Einfachheit halber. Mit der Zeit ist es aber weniger herausfordernd geworden, die Mahlzeiten zusammenzustellen. Was mir dabei geholfen hat: Die Vegan-Start-App der Tierrechtsorganisation Peta, zahlreiche Videos auf Youtube und Rezepte auf Blogs im Internet. Was überhaupt geholfen hat durchzuhalten: Zahlreiche Dokus über die Tierindustrie zu schauen, da verging mir der Appetit auf Käse, Fisch und Eier automatisch.

Tag 28/29: Fehlende Spontanität

Romy Bergmann: Heute werden Sie voraussichtlich ein letztes Mal in der Kolumne von mir lesen. Denn in bereits drei Tagen endet meine Herausforderung, einen Monat lang auf Zucker zu verzichten. Auch, wenn die vergangenen Wochen ohne größere Schwierigkeiten liefen, gab es doch eine Sache, die ich vermisst hatte: Spontanes Ausgehen. Denn leider habe ich noch kein Restaurant, Café und keine Bar gefunden, wo Zuckerfreies angeboten wird. Zumindest wurde nirgendwo damit groß geworben.

Das bedeutete leider für mich, dass ich in meinem Lieblingscafé meinen Freundinnen beim Kuchen-Essen zuschauen musste oder erst gar nicht ausgehen konnte. Und auch wenn in Magdeburg viele Lokale eine Lieferung nach Hause anbieten: Auch hier habe ich noch nichts gefunden, was eindeutig als zuckerfrei gekennzeichnet ist. Damit ging für mich schon ein Stück Lebensqualität verloren – denn ich bin schon immer eine große Freundin davon gesehen, mit guten Freundinnen und Freunden auszugehen und dabei viele unterschiedliche Lokale auszuprobieren. Hier sehe ich auf jeden Fall eine große Marktlücke, die hoffentlich in Zukunft noch gefüllt wird.

Tag 27: Magdeburger Reporterin macht den Alkohol-Test

Sabine Lindenau:  Zehn Entscheidungsfragen, zehn schnelle Antworten: Der Alkoholselbsttest, den ich im Internet auf dem Portal kenn-dein-limit.de durchgezogen habe, hat nur eine Minute gedauert. Und ich habe lediglich bei einer Frage mit „ja“ geantwortet. „Kam es während der letzten zwölf Monaten vor, dass Sie sich nicht mehr an den vorangegangenen Abend erinnern konnten, weil Sie getrunken hatten?“ Es passierte beim Kaiser-Otto-Fest. Und es waren nur zwei Frucht-Secco – aber aus dem XXL-Keramikbecher. Solch süßes Zeugs trinke ich sonst nicht. In Kombination mit zu wenig fester Nahrung kam es zum Äußersten: Ich hatte nach vielen Jahren mal wieder einen Filmriss, einen fürchterlichen Kater und einen gebrauchten Folgetag. Was auch dazu beitrug, dass ich wochenlang keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt habe.

Aber diese eine Frage beim Selbsttest hat in der Auflösung ernsthaft dazu geführt, dass ich in den orangefarbenen Bereich gerutscht bin: schädlicher Alkoholkonsum. Alkohol würde wohl zu viel Raum in meinem Leben einnehmen. Sanitäter in der Not? „Vielleicht ist das Trinken von Alkohol für Sie oft die einzige Möglichkeit, auf belastende Situationen und schmerzliche Gefühle zu reagieren“, heißt es in der Analyse. Spätestens an dieser Stelle war für mich klar: Dieser Test reiht sich in die Reihe vieler anderer Psychotests ein und sagt gar nichts aus. Alkohol ist nicht mein Sanitäter in der Not, sondern mein prickelnder Party-Begleiter. Und Partys sind bei mir echt selten geworden. Was lerne ich daraus? Nicht jeder Test im Internet gibt richtig Aufschluss.

Tag 26: Magdeburger Cafés und Restaurants haben vegane Alternativen

Lena Bellon: Ich war zu Beginn skeptisch, ob ich in Magdeburg außerhalb meiner vier Wände eine große Auswahl an veganem Essen finde. Nicht etwa in den Supermärkten, sondern in Restaurants und Cafés beispielsweise. Und ja, ich musste mich an der ein oder anderen Stelle gegen Kuchen entscheiden und öfter „nein“ sagen, wenn mir etwas angeboten wurde. Aber meistens war ich positiv überrascht.

Das liegt sicherlich auch daran, dass ich nicht alleine auf die Idee kam, einen veganen Januar zu machen. Wer in den sozialen Medien, zum Beispiel auf Instagram, den Begriff „Veganuary“ eingibt, bekommt fast 2 Millionen Ergebnisse angezeigt. Darunter Tipps zum veganen Start, Rezepte und oder veganen Restaurants. Als ich neulich abends Lust auf Burger hatte, gab es online eine ziemlich große Auswahl für Veganer. Auch die Dips zu den Pommes waren überwiegend vegan.

Mit dem Botanica oder dem „Vegan Living“ beispielsweise hat Magdeburg sogar rein vegane Restaurants. Das Café Crops in der Innenstadt ist ebenfalls ausschließlich vegan. Aber auch bei Cafés wie dem Kurt in Buckau, dem Pastel Blumencafé in Stadtfeld-Ost oder dem Thies am Breiten Weg gibt es immer vegane Alternativen für die Gäste. Und Milch-Alternativen für in den Kaffee sind längst in fast allen Bäckereien angekommen. Als ich diese Zeilen schreibe, bekomme ich den Hinweis eines Kollegen aus Barleben, dass sogar unsere Kantine statt eines vegetarischen Gerichts ein veganes Schnitzel auf der Speisekarte hat. Die Auswahl wird also immer größer.

Tag 25: Ziemlich verärgert über die Zuckerfallen

Romy Bergmann: Dass unglaublich vielen Lebensmitteln Zucker zugesetzt ist, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Die Frage, die mir aber in den vergangenen knapp vier Wochen immer wieder durch den Kopf schwirrt, ist: Warum eigentlich?

Gewürzgurken, Tomatensoße, Salatdressings oder Müsli: Was im ersten Moment gesund klingt, stellt sich schnell als kleine Zuckerfalle heraus. Das hatte mich im Januar dazu gezwungen, auf Fertigprodukte größtenteils zu verzichten und mir meine Mahlzeiten selbst zuzubereiten.

Und was soll ich sagen? Fast alles, was im Supermarkt abgepackt und mit Zuckerzusatz verkauft wird, lässt sich überraschend einfach auch ohne Industriezucker herstellen. Klar, Zucker hält einige Lebensmittel – wie beispielsweise Marmelade – länger frisch.

Alles eine reine Verkaufsmasch

Dadurch können die Produkte zu einem günstigeren Preis angeboten werden. Auch spart man eine Menge Zeit, wenn man den fertigen Kartoffelsalat kauft, anstatt sich in die Küche zu stellen und selbst einen zuzubereiten.

Doch ich denke, vordergründig ist und bleibt der Zuckerzusatz einfach eine simple Verkaufsstrategie. Der Mensch liebt süße Dinge, denn was süß schmeckt, schmeckt meistens gut – und was gut schmeckt, wird wieder gekauft.

Es ist schade, dass die Konsumenten unter anderem dadurch unbewusst zum Kauf von ungesünderen Lebensmitteln verleitet werden. Denn auf den hohen Zuckergehalt wird auf der Vorderseite der Verpackungen natürlich nicht hingewiesen. Stattdessen werben manche Firmen sogar noch damit, dass ihre Zuckerprodukte eine wertvolle Vitaminquelle wären. Einfach eine riesige Frechheit.

Tag 24: Ich spüre nichts

Sabine Lindenau: Drei Wochen sind rum. Sollte ich nicht langsam mal irgendetwas spüren? Forscher der Universität in Sussex haben 2018 in einer Studie festgestellt, dass der Dry January, also der trockene Januar, reichlich positive Effekte bringt. Besser konzentrieren und schlafen, mehr Energie haben, Gewicht verlieren, ein besseres Hautbild bekommen: Von all diesen Dingen spüre ich nichts, rein gar nichts. Vielleicht kommt das ja noch im Schlussspurt. Eine Woche ohne Alkohol steht mir noch bevor. Da kann ja noch einiges passieren. Vielleicht sind die positiven Auswirkungen bei mir aber auch noch nicht so offensichtlich, weil ich ja immer nur zu bestimmten Anlässen trinke ...

Tag 23: Tierleid für Kleidung

Lena Bellon: An dieser Stelle muss ich zugeben, dass mir eine Sache schwerer fallen würde, als auf tierische Produkte zu verzichten: nichts zu shoppen. In meiner Jugend habe ich darüber kaum nachgedacht, mittlerweile versuche ich größtenteils auf billige Mode zu verzichten, weil bekannt ist, unter welchen schlechten Umständen die Kleidung produziert wird, wie schlecht es für die Umwelt und ist noch dazu geht die Ware schnell kaputt. Daher bin ich nach und nach auf überwiegend gebrauchte Kleidung umgestiegen. Flohmärkte, Second-Hand-Läden, Kleidertausch-Events oder Online-Plattformen, die gebrauchte Kleidung anbieten sind meine erste Anlaufstelle geworden. Was das mit Veganismus zu tun hat? Für Kleidung leiden nicht nur diejenigen, die sie unter oft unmenschlichen Bedingungen produzieren, sondern auch viele Tiere.

Für zum Beispiel Pelz- oder Echtlederjacken, Woll-Pullis, Daunen-Decken, Kaschmir-Schals und Lammfell-Schuhe werden Tiere ausgebeutet. Ich wusste bereits von den Tieren, die auf Pelzfarmen unter üblen Umständen gezüchtet, gehalten und dann getötet werden. Bei vielen anderen Produkten habe ich mir kaum Gedanken gemacht, wie sie entstehen.

Second Hand in Magdeburg

Aber diverse Berichte von Tierschutzorganisationen zeigen, dass zum Beispiel Kaschmirziegen für die Gewinnung ihrer Unterwolle ebenfalls großes Leid erfahren. Sie werden fixiert, bekommen Panik und werden nicht selten verletzt. Die Liste der schlechten Zustände und Methoden für Tiere, die der Kleiderindustrie dienen sollen, ist lang. Dabei gibt es für alles bereits gute Alternative, vegane Marken und wenn es echt sein soll, findet man vintage tolle Stücke – auch in Magdeburg.

Tag 21-22: Trauriger Geburtags

Romy Bergmann: Drei Wochen hat es gedauert, bis ich das erste Mal unter meiner Her-ausforderung gelitten habe. Denn am vergangenen Wochenende bin ich auf einem Familiengeburtstag gewesen, auf den ich mich schon lange gefreut hatte. Was ich natürlich nicht bedacht hatte: Unseren traditionellen Familiengeburtstagskuchen konnte ich dieses Mal nicht essen. Das hat mich zugegeben ziemlich traurig gemacht.

Denn ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich jemals zuvor auf diesen Kuchen verzichten musste. Bislang hatte ich es im Januar in meinen eigenen vier Wänden sehr gut geschafft, auf Lebensmittel mit Industriezucker zu verzichten. Auch nicht mehr auswärts essen zu gehen, habe ich bislang irgendwie überstanden. Doch Feiern im Familien- und Freundinnenkreis scheinen überraschenderweise mein Endgegner zu sein.

Zum Glück musste ich nicht untätig am Tisch sitzen und neidvoll den anderen beim Naschen zuschauen. Extra für mich wurde ein kleiner Himbeerkuchen ohne zusätzlichen Zucker gebacken, der zwar nicht an den Familienkuchen rankam, aber für eine zuckerfreie Variante doch ziemlich lecker war. Aber ich bin ehrlich: Ohne diese Alternative wäre es für mich wirklich, wirklich schwer gewesen, nicht in schlechte Laune zu verfallen.

Tag 20: Die Reaktionen aus dem Umfeld

Sabine Lindenau: Die einen ziehen mich auf, den anderen gefällt’s. Wieder andere muntern mich mit lustigen Sprüchen in den sozialen Medien auf. Die Reaktionen auf meine Challenge sind ganz unterschiedlich. Nur die wenigsten in meinem Umfeld hätten wohl damit gerechnet, dass ich es so ernst nehmen würde mit dem Alkohol-Verzicht.

Das reicht soweit, dass meine Freunde auf den Februar warten, um mal wieder mit mir auszugehen. Mein bester Freund, der in dieser Woche 30 Jahre alt geworden ist, verschiebt sogar seine Party. Damit wir „richtig“ anstoßen können. So habe ich den einen oder anderen Tag im Februar schon mit ursprünglichen Januar-Dates verplant. Noch ufert es nicht so aus.

Aber elf Tage Verzicht stehen mir ja noch bevor. Da könnte vielleicht doch noch die Gefahr lauern, dass ich im „Dry January“, also im „Trockenen Januar“, auch auf die Idee komme, einen trockenen Rotwein zu trinken. Das war eine der lustigen Tipps, die mich über Instagram erreicht haben.

Tag 19: Praktische Tipps für vegane Anfänger

Lena Bellon: Nachdem meine Kollegin einen so leckeren Alkoholfreien Cocktail gemixt hat, wollte ich mich ebenfalls der praktischen Tipps annehmen. Denn noch komplizierter ist es mit dem ein oder anderen veganen Gericht nicht. Was ohne viel Aufwand vegan werden kann, sind Suppen. Mein persönlicher Favorit ist Kürbis-Curry-Suppe: Ein Hokkaido-Kürbis schälen und in kleine Stücke schneiden. In Kokosöl anbraten, Curry und andere Gewürze dazu und mit Gemüsebrühe aufkochen lassen.

Nach 15 Minuten kann püriert werden. Den Schuss Sahne, den ich früher dazugegeben habe, habe ich durch vegane Creme ersetzt – und keinen Unterschied bemerkt. Auch Pasta ohne Ei ist leicht zu finden. Veganes Pesto ist ebenfalls lecker und überall erhältlich. Zur Resteverwertung eignet sich eine vegane Lasagne hervorragend. Die Nudelplatten müssen natürlich ohne Ei sein. Statt Hackfleisch einfach alles an Gemüse schnippeln, was weg muss. Etwas andünsten und schon kann mit veganem Reibekäse geschichtet werden.

Für alle, die sich ebenfalls an vegane Gerichte wagen wollen, habe ich noch ein paar Hinweise, die ich mir in den letzten Wochen erarbeitet habe: Wenn auf Produkten steht, dass es „Spuren von...“ enthalten kann, ist das lediglich ein Hinweis für Allergiker. Das bedeutet nämlich nur, dass in den Produktionsräumen auch etwas mit zum Beispiel Ei hergestellt wird. In dem Produkt ist trotzdem nichts davon enthalten. Ein Vorteil an der Öffentlichkeit unserer Challenge. Wenn ich beruflich zu einem Neujahrsempfang komme, wissen viele schon Bescheid, dass ich mich nicht auf die Salami-Brötchen stürze. Neulich kam tatsächlich eine nette Akteurin aus Nordwest mit einem Nuss-Riegel auf mich zu – so kann es laufen.

Tag 18: Weniger Appetit nach Zucker und anderen Gelüsten

Romy Bergmann: Meine Freunde und Verwandten kennen mich als waschechte Naschkatze. Noch vor der Herausforderung habe ich wirklich viel Süßes gegessen. Ob Schokolade, Kuchen oder Gummitierchen: Vor mir war keine Süßigkeit sicher.

Doch seit ein paar Tagen verspüre ich kein Verlangen mehr nach den süßen Verführungen. Mehr noch – auch der Appetit nach anderen Gelüsten scheint stark nachzulassen.

Statt des Gläschen Weins, das ich ab und an nach Feierabend getrunken habe, dürstet es mich immer öfter nach einem Tee. Und statt der Salzstangen, die ich bis dahin als zuckerfreie Snack-Alternative abends während einer Serie geknabbert hatte, mache ich mir doch mittlerweile tatsächlich freiwillig die Mühe, ein paar Gemüse-Sticks zurecht zu schnippeln. Wenn ich richtig motiviert bin, landet sogar noch ein selbst angerührter Quark-Dip auf dem Couchtisch.

Dass solche gesunden Alternativen durchaus richtig lecker sein können, ist für mich natürlich nichts Neues. Doch war es bislang einfach immer bequemer, die Packung Schokokekse aus dem Süßfach (meine Kurzform aus Süßigkeit plus Schubfach) zu holen. Außerdem werde ich das Gefühl nicht los, dass ich Obst und Gemüse plötzlich viel süßer schmecke.

Tag 17: Lecker Cocktail - Rezept für die alkoholfreie Version

Sabine Lindenau: Immer nur Wasser, Kaffee oder Tee: Das ist auf Dauer – immerhin sind es jetzt 17 Tage am Stück – auch etwas eintönig. Um etwas prickelnde Abwechslung in den Alltag ohne Alkohol zu bringen, habe ich mir ein Rezept für einen Cocktail rausgesucht, der ganz ohne Schuss auskommt.

Tatsächlich habe ich mich auch schon in Bars ab und zu für einen Mocktail, wie ein alkoholfreier Cocktail auch gern scherzhaft genannt wird, entschieden. Und dabei auch einen Favoriten entdeckt: Ipanema. Das ist quasi die alkoholfreie Variante des Caipirinha. Statt Rum wird hier zu Ginger Ale gegriffen. Der Drink ist nicht zu süß und schmeckt sehr erfrischend.

Die Zutaten für einen Ipanema:

  • Eine Limette
  • Zwei Teelöffel Rohrzucker
  • 80 Milliliter Ginger Ale
  • 40 Milliliter Maracujasaft
  • Zwei Blatt Minze
  • Drei Esslöffel zerstoßenes Eis (Crushed Ice)

Und so geht’s: Limetten in ein Glas geben und etwas zerdrücken. Als nächstes den Rohrzucker dazugeben und gut umrühren. Dann das Glas bis zum Rand mit dem Crushed Ice auffüllen, dann Saft und Ginger Ale dazugeben. Zum Schluss mit der Minze garnieren, Strohhalm rein und fertig. Prost!

Tag 16: Ist vegan immer teurer? 

Lena Bellon: Zur Halbzeit unseres Experiments stelle ich mir die Frage, wie sich meine vegane Ernährung auf meinen Kontostand auswirkt. Meine Erwartungshaltung war zunächst, dass ich mehr Geld fürs Einkaufen ausgeben werde. Die ganz große Differenz bleibt jedoch aus. Es stimmt aber: Einige vegane Alternativen sind etwas teurer als die herkömmlichen tierischen Produkte. Das hat verschiedene Gründe.

Ich habe oft festgestellt, dass vegan häufig auch bio ist beziehungsweise bekommt man in Bioläden viel vegane Auswahl. Das lockt natürlich dazu, dort vermehrt einzukaufen. Meiner persönlichen Wahrnehmung nach sind vegane Produkte auch seltener reduziert. Jedoch: Da der vegane Januar in den vergangenen Jahren populär geworden ist, gab es jetzt doch einige Angebote dazu. Bei dem Vergleich Kuhmilch und pflanzliche Milchalternativen kommt zum Beispiel dazu, dass Kuhmilch mit 7 Prozent besteuert wird, für Ersatzprodukte aus Soja oder Hafer beispielsweise gilt ein Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Ich habe aber auch festgestellt, dass ich durch die vegane Ernährung einige Kosten spare. Beispielsweise für Sekt oder meine Lieblingschips – dafür habe ich bisher keine gute Alternative gefunden.

Manche Kosten entfallen

Außerdem spare ich mir die Kosten für die Kantine, weil es dort keine veganen Gerichte gibt und ich daher nun jeden Tag mein eigenes Mittagessen mit zur Arbeit bringe – dadurch spare ich viel Geld. Als Fazit würde ich also sagen, dass es weder viel teurer noch günstiger ist. Jedoch kommt das auch immer auf den Lebensstil an. Bei einer mehrköpfigen Familie kann sich das ganz anders auswirken.

Tag 14-15: Tipps für den Alltag ohne Zucker

Romy Bergmann: Die Hälfte vom Januar ist fast rum. Nur noch etwas mehr als zwei Wochen, dann ist die Herausforderung geschafft – unfassbar, wie schnell die Zeit vergangen ist! Und unfassbar, wie kalt mich der Verzicht auf Industriezucker derzeit noch lässt. Bislang kann ich mich nicht über Entzugserscheinungen oder Heißhungerattacken beschweren. Das hätte ich zu Beginn nie gedacht. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich mich bis heute auf jeden einzelnen zuckerfreien Tag akribisch vorbereitet habe: Ich habe immer wieder nach passenden Zutaten und Rezepten recherchiert, mir die Zutatenliste jedes Produkts im Supermarkt ganz genau angeschaut und mir ausreichend Zeit zum Kochen genommen.

Vorbereitung ist das A und O

Dabei habe ich immer gleich riesige Portionen zubereitet, sodass ich mindestens zwei davon mit zur Arbeit nehmen kann. Denn leider bietet unsere Kantine bis auf ein paar Salate nichts Zuckerfreies an. Vorbereitung ist für mich in diesen Tagen wirklich das absolute A und O. An meinem Arbeitsplatz stapeln sich bereits etliche Snacks, vor allen Dingen Nüsse oder Magerquark mit Früchten esse ich gerne für den kleinen Hunger zwischendurch. Mir ist natürlich bewusst, dass ich mich damit in einer absolut privilegierten Position befinde. Ich habe keine Kinder und sonst keine größeren Verpflichtungen, um die ich mich nach Feierabend kümmern müsste. Da fällt es etwas leichter, mir ausreichend Zeit für die Vorbereitung der Mahlzeiten zu nehmen.

Ich möchte aber all jene, die meinen, nicht genügend Zeit dafür zu haben, zumindest ermuntern, es einmal zu versuchen. Und wenn es nur Möhren sind, die als Snacks fertig geschnitten in einer Dose im Kühlschrank liegen. Jede Vorbereitung hilft, nicht doch aus Zeitmangel zu schnellen Mahlzeiten mit Industriezucker zu greifen.

Tag 13: Ganz knapp davor, zum Sektglas zu greifen

Sabine Lindenau Das Lampenfieber war fast unerträglich. Schon Tage vor der Gala zum Magdeburger des Jahres kroch die Nervosität in mir hoch. Ich habe noch nie auf einer Bühne gestanden und erst recht noch nie vor Publikum eine Laudatio gehalten. Ach, ich trinke vorher einfach ein kleines Gläschen Prosecco, dachte ich mir noch im Dezember. Da war auch noch nicht klar, dass der Januar ein trockener Monat für mich wird.

Am Dienstagabend bei der Volksstimme-Gala zum Magdeburger des Jahres stellte ich mir zum ersten Mal die Frage, warum ausgerechnet ich den ganzen Monat lang ohne Alkohol auskommen soll. Nicht mal in der Silvesternacht habe ich den prickelnden Tropfen vermisst. Aber nun, wo ich extrem aufgeregt war, hätte ich gern zum Sektglas gegriffen – so wie es gefühlt alle Menschen um mich herum getan haben. Alle wirkten so entspannt, während meine Anspannung stieg. Ich war hin- und hergerissen.

Aber wer sich für eine Herausforderung entscheidet, muss sie auch durchziehen. Also habe ich Wasser getrunken. Und bin mit zittrigen Knien auf die Bühne gegangen. Es hat dennoch geklappt. Zum Glück.

Tag 12: Vegane Kosmetik gehört dazu

Lena Bellon: Nach über einer Woche läuft es mit dem Essen immer besser. Zeit also, auch den Rest meiner Gewohnheiten unter die Lupe zu nehmen. Zu einem veganen Lebensstil gehört schließlich nicht nur die Ernährung. Tierleid so gut es geht zu vermeiden, heißt auch, dass man auf tierische Kleidung verzichtet und von tierischen Kosmetik- und Hygieneprodukten absieht. Klar: Make-up, Nagellack oder Haarstylingprodukte sind ein Luxusgut und verzichtbar. Seife, Shampoo oder Gesichtspflege hingegen Bestandteil jedes Haushaltes. Ein kleiner Check in meinem Bad hat gezeigt, dass schätzungsweise die Hälfte meiner Produkte bereits vegan sind (ohne dass ich zuvor darauf geachtet habe).

Läuse im Nagellack

Wenn Sie sich jetzt fragen, was an Creme oder Shampoo nicht vegan sein sollte, habe ich hier ein paar Beispiele gesammelt. Zu möglichen Inhaltsstoffen zählen beispielsweise Milch, Farbstoffe wie Karmin oder Bienenwachs. Diese werden bei veganen Produkten durch pflanzliche oder synthetisch hergestellte Stoffe ersetzt. Tierischer Glitzer Wussten Sie, dass für roten Nagellack oft Schildläuse verwendet werden? Genauer gesagt: der Stoff Karmin, der durch das Zerquetschen der Läuse entsteht. In Glitzerlacken steckt oft Guanin, ein glitzerndes Erzeugnis aus Fischschuppen. Die Vorstellung löst ein ungutes Gefühl in mir aus.

Wegwerfen kommt für mich jedoch nicht infrage – ist ziemlich sicher auch nicht im Sinne des Veganismus. Nachdem ich mich jetzt aber etwas intensiver damit beschäftigt habe, würde ich beim Kauf von neuen Produkten doch genauer hinsehen. Bestimmt lässt sich das ein oder andere Produkt leicht ersetzen.

Tag 11: Der kurze Moment des Vergessens

Romy Bergmann: In dieser Woche habe ich einen, wenn nicht sogar den größten Fehler gemacht, den man bei so einer Herausforderung hätte machen können: Ich habe sie für einen kurzen Moment schlichtweg vergessen.

Ich möchte ehrlich sein und muss gestehen, dass ich aus Versehen etwas Zuckerhaltiges konsumiert habe. Und das ausgerechnet bei der großen Magdeburger des Jahres-Gala, die am Dienstag stattfand.

Total berauscht von den vielen Siegerehrungen bin ich im Anschluss mit Kolleginnen an die Bar, um auf den erfolgreichen Abend anzustoßen. Bis dahin hatte ich es geschafft, nur Wasser zu trinken und nichts vom Buffet zu essen. Man kann ja nie wissen, ob zuckerhaltige Zutaten verwendet wurden.

Euphorie und Spaß hatten gesiegt

Doch für einen kurzen Moment hatte ich all das vergessen und griff euphorisiert beim Sekt-Tablett zu. Hätte ich mehr auf meine Kollegin Sabine Lindenau geachtet, die wegen ihres Alkoholverzichts brav zum Wasserglas griff, wäre mir vermutlich früher bewusst geworden, dass ich gerade eine wahre Zuckerquelle trank.

Das fiel mir aber erst beim etwa dritten Schluck auf und ich stellte das Glas schnell wieder weg. Ich bin froh, dass es mir doch noch aufgefallen ist – jedoch werde ich in Zukunft wohl noch strenger aufpassen müssen.

Tag 10: Alkoholfalle im Lieblingsessen

Das erste Drittel ist fast geschafft. Noch kein einziger prickelnder Tropfen in diesem Jahr – aber es stört mich nicht großartig. Allerdings gibt es eine Hürde, die ich im Vorfeld gar nicht auf dem Schirm hatte. Alkohol wird ja nicht nur in Flaschen abgefüllt, sondern ist auch in einigen Nahrungsmitteln enthalten. Gut, dass mir mit Schnaps gefüllte Pralinen nicht munden.

Doch beim Restaurantbesuch musste ich feststellen, dass in viele Gerichte Wein wandert. Ich hatte Lust auf Risotto. Klar, der Reis wird mit Weißwein abgelöscht. Also fiel das bei der Bestellung schon einmal raus. Und auch die Pasta mit Garnelen und Weißweinsauce war tabu. So habe ich mich nach einer kurzen Rückfrage bei der freundlichen Bedienung für die Spaghetti Arrabiata entschieden. Der Kellner war sehr geduldig mit mir. Zumal ich ihn bei der Dessert-Bestellung erneut verzweifelt anschaute. Stand da doch ernsthaft meine Lieblingsnachspeise auf der Karte. Nein, Tiramisu ist es nicht.

Es gab tatsächlich einen Schwedeneisbecher. Sie wissen schon, der Klassiker aus DDR-Zeiten mit Apfelmus und Eierlikör. Also war das Eis genauso tabu wie Tiramisu. Zum Glück fand ich noch ein Dessert, das frei von Alkohol, dafür voll von Kalorien ist: Crème brûlée.

Nach dieser Restaurant-Erfahrung habe ich auch beim Einkaufen etwas genauer auf die Zutatenliste der Lebensmittel geschaut. Nicht, dass ich unwissend doch ein paar Promille aufnehme. Ich konnte aber aufatmen. Alkohol versteckt sich vor allem in hochverarbeiteten Lebensmitteln. Und diese kaufe ich ohnehin nicht.

Tag 9: Vegan in anderen Haushalten

Lena Bellon: Nach einer Woche veganer Ernährung würde ich sagen, dass ich mich gut schlage. Beim Einkaufen werde ich flotter, in den sozialen Medien bekomme ich zahlreiche leckere Rezepte vorgeschlagen und das Vorkochen ist zwar mühsam, aber machbar. Nun stand ich am Wochenende vor einer neuen Herausforderung. Ich bin zu meiner Mama in die Heimat gefahren und war auf einem Geburtstag eingeladen.

Zwar hatte ich überall angekündigt, dass ich vegan esse, aber etwas Überforderung hatte sich vor allem bei meiner Mama dann doch bemerkbar gemacht. Darf ich noch in Butter anbraten? Kann ich das Brot kaufen, das ich immer kaufe? Weil sie sonst so gerne meine Lieblingsspeisen macht, wenn ich sie besuche, war es für sie eine Umstellung – aber zusammen haben wir die drei Tage gut überstanden.

Erdnüsse statt Chips zum Filmabend

Und sie nimmt sogar etwas mit: Statt in Butter will sie jetzt mehr in pflanzlichem Öl anbraten. Erdnüsse statt Chips Spontan war ich noch bei Freunden zum Filmabend eingeladen und was soll ich sagen: Während alle genüsslich Chips gegessen und sich die Snack-Schüsseln herumgereicht haben, knabberte ich an ein paar ungesalzenen Erdnüssen, die sie noch im Schrank hatten.

Das nächste Mal würde ich mich besser vorbereiten und einfach selbst vegane Knabbereien mitbringen. Meine beste Freundin hatte für ihren Geburtstag eine Bar mit vielen veganen Speisen und Getränken ausgewählt – da hatte ich viel Auswahl und habe keinen wirklichen Verzicht gespürt. Mehr zum Veganismus erfahren Sie im Interview mit Ernährungsexperten des Klinikums auf.

Tag 6-8: Zuckerfrei leben - erste Effekte spürbar

Romy Bergmann: Die erste Woche ist geschafft. Sieben Tage, 168 Stunden, 10.080 Minuten lebe ich nun also schon ohne Industriezucker. Ich gebe zu: Bei meinem täglichen Schokoladenkonsum im vergangenen Jahr hätte ich nicht gedacht, dass mir der Verzicht so leicht fallen würde.

Ab und an gibt es zwar noch kleine Zucker-Fallen, denen ich mir erst im allerletzten Moment bewusst werde. Ein Klassiker: Kaugummis. Die habe ich während meiner Arbeitszeit immer sehr gerne genascht, weil ich mal gehört hatte, dass das Kauen bei der Konzentration helfen soll. Sozusagen eine Win-win-Situation.

Diese Nascherei vermisse ich zugegeben derzeit am meisten – aber zum Glück gibt es ja genug zuckerfreie Alternativen, die vielleicht nicht ganz so süß schmecken, aber ihren Zweck erst einmal erfüllen.

Körpergefühl verändert sich

Nach den ersten sieben Tagen hat mich neben meiner eigenen Disziplin jedoch noch etwas anderes überrascht: Wie schnell sich der Zuckerverzicht offenbar auf das eigene Körpergefühl auswirken kann.

Die ersten Veränderungen lassen sich aber etwas schwer in Worte fassen: Auf der einen Seite fühle ich mich tagsüber um einiges energiegeladener und weniger in mich zusammengesackt, wie es bei einem Büro-Job gerne mal der Fall ist.

Auf der anderen Seite bin ich am Abend umso müder und erschöpfter und muss seit Tag 5 mindestens eine Stunde früher ins Bett gehen – dafür schlafe ich aber besser als zuvor. Das Ganze klingt etwas widersprüchlich und verwirrt mich zum derzeitigen Moment auch noch selbst.

Gespräch mit Experten und Expertinnen soll Klarheit schaffen

In den kommenden Tagen möchte ich deshalb herausfinden, was es mit diesen Veränderungen auf sich hat und wie viel eventuell auch nur Einbildung ist.

Dazu werde ich bald mit Expertinnen und Experten sprechen und ihnen meine dringendsten Fragen stellen – und selbstverständlich Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit den Antworten auf dem Laufenden halten.

Tag 5: Kein Alkohol - es geht auch ohne

Sabine Lindenau: Prost Neujahr! Selten war mein Jahreswechsel so unlustig. Während ich am Silvester-Abend noch zwei Prosecco schlürfen konnte, habe ich mir kurz vor Mitternacht Saft in mein Sektglas gefüllt. Weder schick noch prickelnd. Aber die Verzichtschallenge gebietet es so. Für mich heißt es noch bis Ende des Monats: Saft statt Sekt, Wasser statt Wein.

Was im Alltag für mich völlig komplikationslos ist, hat mich im Urlaub dann doch herausgefordert. Beim Anstoßen um Mitternacht hatte ich den Verzicht noch auf dem Plan. Als eine Freundin am Neujahrsmorgen vergnügt fragte: „Sektfrühstück?“, wollte ich eigentlich ein vorfreudiges „Ja“ herausposaunen. Doch es blieb mir im Hals stecken. Stattdessen lehnte ich dankend ab. Kaffee reicht. Die nächste Versuchung lauerte bereits am Abend. Als wir essen gegangen sind, fiel es mir nicht leicht, meinen Lieblingsaperitif nicht zu bestellen. Und während meine Begleiterinnen ihren schweren Rotwein durchaus provokant im Glas schwenkten, nippte ich etwas freudlos an meinem Wasser. Immerhin mit Sprudel – etwas Prickeln muss sein. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht erinnern, wann ich das letzte Mal beim Essengehen auf ein alkoholisches Getränk verzichtet habe.

Glühweinreicher Dezember

Nach einem glühweinüberschwemmten Dezember dürfte sich meine Leber allerdings freuen, vorerst keinen Alkohol abbauen zu müssen. Ich werde aber einen großen Bogen um die noch verbliebenen Wintermärkte machen. Da ich eigentlich nur in Gesellschaft trinke, stellt der „Dry January“, wie der „trockene Januar“ in sozialen Medien genannt wird, keine so große Herausforderung dar. Ich bin dennoch froh, dass bei mir in den nächsten Wochen nicht allzu viele Partys anstehen. Einen ersten Effekt habe ich schon gespürt: Wasser trinken im Restaurant ist deutlich günstiger als Aperol. Und so wird es nicht nur ein trockener, sondern auch ein sparsamer Januar.

Tag 4: Vegan - Anfang ist gemacht

Lena Bellon: Der Umstieg von vegetarisch zu vegan sollte doch gar nicht so schwer sein. Das habe ich zumindest gedacht, als ich mir den veganen Monat – oder in Internetsprache den „Veganuary“ – vorgenommen habe. Dabei dachte ich daran, dass ich eben auf meinen Käse und ab und zu ein Rührei verzichten muss. Beim ersten Einkauf kurz vor dem Jahreswechsel habe ich dann gemerkt, dass es doch etwas verzwickter ist.

Wie bei vielen Lebensmitteln sind die versteckten Zutaten die Herausforderung. An der Brot-Theke war lediglich ein Brot mit „Vegan“ gekennzeichnet. Und plötzlich muss ich mich bei Snacks, Getränken, Süßigkeiten oder Aufstrichen fragen: Ist da ein tierisches Produkt drin? Um sicher zu gehen habe ich mich zunächst an die vielen Produkte gehalten, die eindeutig gekennzeichnet waren. Dazu reichlich Obst und Gemüse.

Mit App durch den veganen Monat

Daheim angekommen habe ich mit Erstaunen festgestellt: Einige Lebensmittel, die ich ohnehin immer esse, sind ebenfalls frei von tierischen Produkten. So muss ich zum Beispiel nicht auf meine Lieblingspasta, Marmelade, Ingwer-Shots oder Kokosjoghurt verzichten.

Um bestens informiert zu sein, Tipps und Motivation zu bekommen, habe ich mir eine App heruntergeladen, die zu einer 30-Tage-Challenge aufruft und diese begleitet. Allgemein glaube ich, dass das Kochen und Einkaufen nicht das größte Problem werden. Vielmehr ist es meine Bequemlichkeit, die eine Schwierigkeit darstellt: Jeden Tag Essen vorzukochen und mit zur Arbeit zu nehmen statt bequem das vegetarische Gericht in der Kantine zu essen, könnte meine tatsächliche Herausforderung werden.

Tag 1-3: Zuckerfrei leben - Süchtig nach Süßem

Romy Bergmann: Der Mensch wächst an seinen Aufgaben, heißt es ja immer so schön. Und wie so viele Menschen fühle ich mich kurz nach Silvester besonders motiviert, mein Leben umzukrempeln und das neue Jahr für einen Neuanfang zu nutzen. Da kam mir die Idee meiner beiden Kolleginnen, im Januar auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten, gerade recht.

So habe ich mich also für die Herausforderung entschieden, einen ganzen Monat lang auf Industriezucker zu verzichten. Denn jeder, der mich kennt, weiß, wie verrückt ich nach allerlei Süßem bin: Kuchen, Kekse, Fruchtgummis und Schokolade sind dabei nur einige meiner größten Schwächen.

Und mit dieser sündhaften Liebe bin ich offensichtlich nicht allein:  Laut Bundesinformationszentrum für Landwirtschaft vernaschen die Menschen in Deutschland jährlich knapp 35 Kilogramm pro Kopf. Also etwa 95 Gramm Zucker am Tag – umgerechnet sind das 32 Zuckerwürfel. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt jedoch nicht mehr als 25 Gramm am Tag. Wir Menschen lieben Zucker einfach.

Große Herausforderung bereits vor Beginn: der Wocheneinkauf

Doch so gut er auch schmecken und wie glücklich er uns machen mag – die Nachteile überwiegen dann aber um Längen: Zucker enthält keine Vitamine oder Mineralstoffe, hält nicht lange satt, macht abhängig und fördert viele Krankheiten. Herausforderung Einkauf Grund genug also, von den ganzen süßen Versuchungen ein paar Wochen Pause zu machen.

 Die erste Hürde stellte sich mir jedoch bereits vor dem eigentlichen Start der Herausforderung in den Weg. Denn beim Einkaufen musste ich feststellen: Zucker versteckt sich in mehr Lebensmitteln, als ich am Anfang dachte.

Mein Wocheneinkauf entwickelte sich schnell zu einem ein Tanz aus Produkt nehmen, umdrehen, Zutatenliste inspizieren, wieder zurück legen. Aus etwa zwanzig Minuten, die ich normalerweise für meinen kompletten Wocheneinkauf brauche, wurde so prompt eine dreiviertel Stunde. Besonders traurig war ich, als ich Lebensmittel wie Brot, Gewürzgurken, Fruchtjoghurt oder Ketchup nicht mitnehmen durfte.

Mehr möglich als gedacht

Doch mein erster „zuckerfreier“ Einkauf brachte auch ein paar positive Erkenntnisse: Wenn man genau hinschaut, gibt es nämlich eine Menge Lebensmittel, die ohne Probleme für eine zuckerfreie Ernährung geeignet sind. Jegliches Gemüse und Obst (Fruchtzucker ist nach wie vor erlaubt), Nüsse, Couscous, Eier, Quark, Käse, Hülsenfrüchte, Haferflocken und andere unverarbeitete Lebensmittel landeten in meinem Einkaufswagen.

Normalerweise dürften sich auch Fleisch und Fisch einreihen. Doch da ich mich vegetarisch ernähre, habe ich um diese Produkte einen großen Bogen gemacht. In Ernährungs-Ratgebern bin ich in der Zwischenzeit auf viele zuckerfreie Koch- und Backrezepte gestoßen, die ich in den nächsten Tagen ausprobieren werde.

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Die Challenges im Überblick:

Wie wird das Umfeld reagieren? Was behalten wir auch nach dem Januar bei? Wie lässt sich Neujahr ohne Sekt begrüßen? Wie viel mehr Zeit wird mit Kochen und Einkaufen verbracht? Haben Magdeburger Restaurants genug Angebote, die vegan, zucker- oder alkoholfrei sind? Und wie gut sind die Magdeburger Supermärkte und Discounter mit alternativen Produkten ausgestattet? Dazu gibt es Rezepte für vegane und zuckerfreie Gerichte sowie alkoholfreie Cocktails.

Zuckerfrei leben

Die 26-jährige Volontärin Romy Bergmann stellt sich der Herausforderung, einen Monat ohne Industriezucker zu leben. Dabei geht es nicht nur um den offensichtlichen Zucker in Süßigkeiten oder zuckerhaltigen Getränken. Auch versteckter Zucker in beispielsweise Brot, Ketchup oder Müsli ist für 31 Tage tabu. Fruchtzucker hingegen ist erlaubt. Da sie Vegetarierin ist, fallen automatisch auch Fleisch und Fisch vom Speiseplan.

Trockener Januar (Dry January)

Der Internettrend „Dry January“ soll eine Art Entgiftung sein, mit der ins neue Jahr gestartet wird. Auch die Fastenzeit vor Ostern, den „Sober October“ (deutsch: nüchterner Oktober) oder den „No-Vember“ nutzen viele Menschen, um in Sachen Alkohol mal auf die Stopptaste zu drücken. Das macht für den Volksstimme-Selbsttest nun auch Magdeburgs Chefreporterin Sabine Lindenau. Zur größten Herausforderung werden dabei Events wie Neujahr, die „Magdeburger des Jahres“-Gala und runde Geburtstage, die bei ihr im Januar anstehen. Selbstverständlich wird auch auf jegliche Speisen mit Alkohol verzichtet.

Veganer Januar (Veganuary)

Die Definition von einem veganen Lebensstil lautet wie folgt: Veganismus ist eine Lebensweise, die versucht - soweit wie praktisch durchführbar - alle Formen der Ausbeutung an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden.

Dieser Challenge widme ich mich: Lena Bellon, 27 Jahre alt und Reporterin in Magdeburg. Für meinen Speiseplan heißt das: keine Eier, Milchprodukte oder Honig. Fleisch esse ich bereits seit knapp zehn Jahren und Fisch schon bestimmt 20 Jahre lang ohnehin nicht mehr. Zwar ist die Ernährung der größte Faktor im Veganismus, jedoch sind auch viele Kosmetik- und Hygieneartikel nicht vegan und auch Kleidung aus Wolle oder Leder sind für strenge Veganer tabu.

Alle Magdeburger können mitmachen

Wie sich die einzelnen Verzichte und Herausforderungen in dem einen Monat praktisch umsetzten lassen, wird in regelmäßigen Berichten in der Magdeburger Volksstimme zu lesen sein. Wir müssen jedoch nicht die einzigen Magdeburgerinnen sein, die sich im Verzicht üben. Wer eine oder mehrere der Challenges mitmachen will, kann sich gerne anschließen und uns über die Erfahrungen berichten. Eine ganz andere Herausforderung, zum Beispiel auf Rauchen verzichten oder mehr Sport machen, ist auch willkommen.

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Vielleicht sind uns manche Magdeburger auch schon einen Schritt voraus und leben bereits vegan, zuckerfrei oder trinken keinen Alkohol (mehr). Wer praktische Tipps zu den Challenges hat oder seine persönliche Erfahrung teilen will, kann sich gerne per Mail an lokalredaktion@volksstimme.de melden.