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Ladenschließung Tante-Emma-Laden macht dicht

Das Lebensmittelgeschäft in Schönebeck wird schließen. Inhaber Torsten Pillat macht dafür einen nicht mehr ausreichenden Umsatz geltend.

Von Ulrich Meinhard 01.06.2017, 01:01

Schönebeck l „Wenn an der Tür die Glocke klingelt, ist das beinah schon Poesie...“ So besang Udo Jürgens bereits Ende der 1970er Jahre das Einkaufserlebnis in einem sogenannten Tante-Emma-Laden. Solche Tante-Emma-Läden sind mittlerweile selten geworden. Einen seiner Art gibt es noch im Schönebecker Stadtteil Frohse. Noch. Denn das kleine Geschäft in der Straße Alt Frohse, das Torsten Pillat betreibt, wird schließen. Ende Juli. Das versichert der Inhaber im Gespräch mit der Volksstimme. Einfach so?

„Einfach so auf keinen Fall. Ich habe mir viele Gedanken gemacht und es fällt mir sehr schwer“, betont Torsten Pillat. Aber die wirtschaftliche Bilanz sei nicht mehr akzeptabel. Zu wenige Kunden, zu wenig Umsatz. Dagegen stehen Betriebskosten wie die des bezogenen Stroms, der auch für die Klimaanlage gebraucht wird. Und obwohl Pillat keine Miete zahlen muss, weil das Gebäude sein Elternhaus ist, geht die Rechnung nicht mehr auf.

Diese Entwicklung zeichne sich bereits seit Jahren ab. Bevor ihm die Insolvenz drohe, wolle er lieber einen Schlusstrich ziehen. „Man muss auch bedenken, dass Frohse mal knapp 2000 Einwohner hatte. Heute sind es noch gut 800“, verweist Pillat auf einen deutlichen Einwohnerschwund, der sich zu einem Kundenverlust entsprechend ins Verhältnis setzen dürfte. Jüngere Menschen, so die Erfahrung des Unternehmers, würden ihre Lebensmittel zumeist in Supermärkten einkaufen. Gegen diese Konkurrenz könne ein im Vergleich kleiner Einzelhändler nicht ankommen, allenfalls in einer Alleinlage auf dem Land vielleicht. „Es tut mir auch leid für Frohse“, führt Pillat weiter aus und meint damit einen spätestens seit der Wende fortlaufenden Rückgang an Einzelhandelsgeschäften und Gastronomie. Den Juni über will er wie gewohnt öffnen, ab Juli werde nur noch vormittags geöffnet sein.

Torsten Pillat hatte das Geschäft 1994 übernommen und zwar von seinem Vater, der es zwei Jahre zuvor gegründet hatte, allerdings als Spätverkauf. Der Sohn richtete ein Lebensmittelgeschäft ein. Doch im Gegensatz zu anderen Artikeln wie etwa Textilien sei die Gewinnspanne bei Lebensmitteln sehr gering. Da müsse von einem Produkt schon eine Menge verkauft werden, damit es sich für den Einzelhändler lohnt, gibt Pillat zu bedenken.

Das ebenfalls von ihm betriebene Geschäft am Schönebecker Markt (Lotto-Toto/ Tabakwaren) will er aber auf jeden Fall weiterführen. Hier hat er ein kleines Bistro eingerichtet und in Schönebeck heißt es, dass die beste Bockwurst der Stadt ebendort zu erstehen sei. „Meine ganze Leidenschaft, die ich über die Jahre für den Laden in Frohse aufgebracht habe, werde ich nun für das Geschäft am Markt verwenden“, zeigt Pillat Emotion. Mehr noch: Beim Gedanken an die geplante Schließung in Frohse lässt er wissen: „Da hängt auch Wehmut dran, Herzblut auch.“ Etwas Gutes hat der Rückzug dennoch für ihn: Frühmorgens aufstehen und zum Großhandel fahren - das muss nun nicht mehr sein.

Gegenüber der Volksstimme bedauerten bereits mehrere Bürger die Schließung in Frohse. So machten Mitarbeiter der Volkssolidarität darauf aufmerksam, dass von dem Aus vor allem ältere Bürger betroffen sind, deren Mobilität nicht mehr so groß ist wie bei jüngeren Menschen.