Bildung Wie der Flachwassersimulator bei der Binnenschifferausbildung in Schönebeck helfen kann
Technische Hilfsmittel erleichtern unseren Alltag. Das Handy ist beinahe ein Alleskönner. Doch die Technik hilft nicht nur im Alltag, auch in anderen Bereichen wie bei der Ausbildung, gibt es Möglichkeiten. In naher Zukunft soll ein Simulator bei der Berufsausbildung helfen.

Schönebeck/Duisburg - Etwas Zeit ist noch da. Erst 2025 muss der Flachwassersimulator in der Berufsbildenden Schule (BbS) „Otto Allendorff“ zur Verfügung stehen. „Bei der neuen Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän ist eine Praxisprüfung erforderlich“, erklärte die Schulleiterin der BbS, Astrid Mann, vor ein paar Monaten.
Deswegen ist die Anschaffung für die Schule eine Notwendigkeit. Ausbildungsbeginn war der 1. August 2022, so dass spätestens 2025 – also drei Jahre später – für den Ausbildungsgang der Simulator einsatzbereit sein müsste.
Träger der Schule ist der Salzlandkreis. Der hat seine Bereitschaft, das Projekt zu unterstützen, signalisiert. „Erste Gespräche mit dem Salzlandkreis als Schulträger und dem Land Sachsen-Anhalt haben wir geführt“, berichtet die Schulleiterin über die positiv verlaufenden Gespräche. Der große Knackpunkt ist einmal mehr der Kostenfaktor. Laut Astrid Mann lägen Gesamtkosten mit Umbau derzeit bei 1,8 Millionen Euro. Angedacht ist die Anschaffungen eines Simulators mit drei Fahrständen. Im Haushaltsplan des Kreises ist die Anschaffung des Flachwassersimulators vermerkt.
Die Frage ist lediglich, wie hoch der Eigenanteil sein wird. „Der notwendige Antrag ist am 30. Juni der Investitionsbank Sachsen-Anhalt übergeben worden. Eine Eingangsbestätigung liegt uns vor“, gibt Marko Jeschor aus der Pressestelle des Salzlandkreises eine „Wasserstandsmeldung“ ab. Derzeit werde der Antrag noch geprüft, fügt der Sprecher hinzu. Solange die finanziellen Mittel noch nicht bewilligt sind, heißt es für die Beteiligten warten bis zur abschließenden Entscheidung.
Seit 20 Jahren aktiv in die Ausbildung eingebunden
Die Berufsbildenden Schule (BbS) „Otto Allendorff“ ist eine von zwei Schulen in Deutschland, in der in langer Tradition Binnenschiffer und Binnenschifffahrtskapitäne ausgebildet werden. An Deutschlands längstem und wasserreichsten Fluss – dem Rhein – bildet seit mehr als 130 Jahren das Schiffer-Berufskolleg Rhein (SBKR) ebenfalls Binnenschiffer aus. Am SBKR wird aktiv ein Flachwassersimulator genutzt. Dort ist er seit mehr als 20 Jahren ein fester Bestandteil der Ausbildung.
Entsprechend hat das SBKR seine Erfahrungen mit dem Flachwassersimulator gemacht und diesen fest in die Ausbildung integriert. Dabei wird der Simulator als fester Bestandteil des Unterrichts eingesetzt. Mit dieser Möglichkeit wird für den Bereich Nautik praxisorientierter Unterricht angeboten und durchgeführt, parallel neben dem theoretischen Unterricht. Insgesamt steht den Auszubildenden an dem Schiffer Berufskolleg ein Simulator mit sechs vollständigen „Fahrständen“ oder auch Schiffsbrücken zur Verfügung.
Die angehenden Binnenschiffer können dabei vor eine vielfältige Palette von Herausforderungen gestellt werden. So ist es möglich, beim Fahren auf den simulierten Binnengewässern nahezu alle entscheidenden Parameter zu verändern.
Dazu zählen die Wetterverhältnisse, der Verkehr, die Tageszeit, der Wind und einiges mehr. Entsprechend ist der Auszubildende gefordert, darauf zu reagieren. Der Simulator deckt die gesamte Ausbildungsbandbreite ab. Dies geht vom einfachen Fahren, über das Ab- und Anlegen, dem Überholen und Begegnen, der Kommunikation mit anderen Schiffen oder der Reaktion auf unterschiedliche Strömungsverhältnisse. Das kann alles durch den Simulator abgebildet werden. Es stehen verschiedene Fahrstrecken auf den Binnenwasserstraßen zur Auswahl. So wird nicht nur auf dem Rhein gefahren.
Da auch erfahrene Binnenschiffer als Lehrer am SBKR den Unterricht durchführen, erhalten die Auszubildenden auch entsprechende fachkundige Hinweise und Auswertungen. Den 400 Schülern wird am Schiffer-Berufskolleg Rhein durch die verschiedenen Szenarien und Herausforderungen abwechslungsreicher Unterricht geboten. Lesen Sie dazu auch den Kommentar des Autors
„Wir wollen den Simulator in die Ausbildung zum Binnenschiffer und Binnenschifffahrtskapitän einbinden sowie für die Prüfung nutzen“, sagt der Ausbildungsleiter Jörg Krumm. In der aktuellen Klasse in Schönebeck werden derzeit 24 Binnenschiffer ausgebildet. Davon haben sich sieben Azubis bereits für die Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän entschieden. Diese, so fügt Jörg Krumm hinzu, sei sehr durchlässig. Deswegen sind noch weitere Anmeldungen möglich. Bis 2024 – dem Ende des zweiten Lehrjahres – haben sie noch Zeit sich zu entscheiden. Der Simulator wird dann wohl auch da sein.