Besondere Pflege Hund auf Rädern: Das macht diesen Bewohner des Tierheims Stendal-Borstel so besonders
Der 12-jährige Schäferhund Omar ist auf einen Rollstuhl angewiesen, um sich fortbewegen zu können. Für eine optimale Pflege reicht das allerdings noch nicht.

Stendal - Ohne große Umwege folgt Omar seinem Frauchen auf eine Wiese vor dem Tierheim Stendal-Borstel. Den Kopf stets gesenkt, beschnüffelt er auf seinem Weg alles, was ihm vor die Nase kommt. Viel unterscheidet Omar nicht von anderen Hunden seiner Art, bis auf eine Besonderheit: Statt auf vier Beinen läuft er nur mit den Vorderpfoten. Seine Hinterbeine werden von zwei Rädern unterstützt.
Auf diese ungewöhnliche Art der Fortbewegung ist er wegen der unheilbaren Krankheit Spondylose angewiesen. Die auch als Wirbelgelenksarthrose bekannte Krankheit entsteht, wenn die Gelenke der Wirbelsäule stark abgenutzt sind, erklärt Martha Henschel. Seit März dieses Jahres kümmert sie sich ehrenamtlich um den Schäferhund.
Sie geht mit ihm spazieren und spielt mit ihm. Zu ihren Aufgaben gehört es aber auch, Omar vor und nach den Ausflügen zu putzen. Denn ohne seinen Rollstuhl sitzt und liegt der zwölfjährige Rüde die meiste Zeit und zieht seine Hinterbeine hinter sich her. Wird er dann nicht regelmäßig gewaschen, kann es schnell zu Entzündungen kommen.
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Tierheim Stendal-Borstel: Betreuung ist ein Vollzeitjob
„Die Betreuung von Omar ist ein Vollzeitjob“, sagt Susanne Wieske, Vorsitzende des Altmärkischen Tierschutzvereins des Landkreises Stendal. Umso dankbarer ist sie für die Unterstützung von Martha Henschel, denn: „Ohne die Arbeit der Ehrenamtlichen könnten wir seine Versorgung kaum stemmen“, bedauert Susanne Wieske.
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Damit Martha Henschel genug Zeit für den Hundesenior hat, plant sie ihre Woche um ihn herum. „Ich versuche, mindestens fünf Mal in der Woche hier zu sein und mich um Omar zu kümmern. Die Betreuung teile ich mir mit zwei anderen Freiwilligen“, sagt die Kindheitspädagogin.
Dabei sei der Hund mit dem schwarzbraunen Fell nicht immer ein Intensivpflegefall gewesen, verrät sie. „Omar war zwar schon etwas schwerfällig, seit er im vergangenen Sommer ins Tierheim kam, aber im Rollstuhl sitzt er erst seit gut zwei Wochen.“
Tierheimbewohner: Hunderollstuhl war ein Glücksfall
Dass sich so schnell eine Gehhilfe für ihren Schützling fand, war ein großer Glücksfall, erinnert sich Martha Henschel. „Als Omar nicht mehr laufen konnte, haben wir überall Flugblätter verteilt, in der Hoffnung, dass jemand einen Rollstuhl übrig hat.“ Und tatsächlich: Kurze Zeit später wurden die Tierschützer fündig. Eine Frau aus der Prignitz hatte zufällig einen Hunderollstuhl übrig und überließ ihn dem Tierheim an der B189.
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Dass der verschmuste Rüde wieder laufen kann, freut nicht nur Martha Henschel und die anderen Tierpfleger. „Man merkt Omar an, wie glücklich er ist, sich wieder bewegen zu können, auch wenn er sich noch ein wenig daran gewöhnen muss“, sagt Martha Henschel erleichtert.
Der Schäferhund und seine Artgenossin Hedry, mit der sich Omar einen Zwinger teilt, sind der Stendalerin so ans Herz gewachsen, dass sie schon über eine Adoption nachgedacht hat. „Ich wollte schon immer einen Hund haben. Aber meine jetzige Wohnsituation lässt eine artgerechte Haltung nicht zu.“
Pflegebedürftiger Hund im Tierheim Stendal-Borstel: Ein neues Zuhause wäre das Beste
Ein neues Zuhause für Omar und Hedry, mit dem der Rüde vor über einem Jahr im Tierheim abgegeben wurde, wäre das Beste für sie, sagt Susanne Wieske. „Für Omar wünschen wir uns ein Zuhause, wo man sich viel Zeit für ihn nimmt“, erklärt sie. Diese Zeit wird vor allem für seine Pflege benötigt.
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Der Tierschutzverein würde Omars zukünftige Menschen damit aber nicht allein lassen, versichert die Vereinsvorsitzende und macht einige Versprechungen: So würden das Futter, die Kosten für Medikamente und Tierarztbesuche vom Verein übernommen werden. Außerdem gäbe es die Möglichkeit, einmal in der Woche mit Omar zur Physiotherapie zu gehen.
Sollte Omar kein Zuhause finden, muss es mit Hilfe von Spenden weitergehen, sagt Susanne Wieske. Einschläfern kommt für die Tierschützerin auf keinen Fall in Frage. Dafür habe er noch zu viel Lebensfreude und Energie.