Engagiert für meine Stadt Zehn Jahre „Herz statt Hetze“: Beim Straßenfest in Stendal wird Solidarität gefeiert
Das Bürgerbündnis „Herz statt Hetze“ feiert sein zehnjähriges Bestehen in Stendal und hat dafür zu einem solidarischen Straßenfest eingeladen. Die Akteure erzählen, warum das wichtig für sie ist.

Stendal - Stimmungsvolle Musik erfüllt die Ladenzeile in Stendal-Stadtsee. Mitglieder des Vereins Benskin tanzen zum Rhythmus und stecken das Publikum mit ihrer guten Laune an. Schnell wird klar: Hier gibt’s was zu feiern.
Das Bürgerbündnis „Herz statt Hetze“ wird zehn Jahre alt und hat zu einem solidarischen Straßenfest eingeladen. Für die Serie „Engagiert für meine Stadt“, in Kooperation mit der Freiwilligen-Agentur Altmark, hat sich die Volksstimme unter die Besucher gemischt.
„Mit dem Fest möchten wir gemeinsam mit den Gästen ein starkes Zeichen für ein solidarisches Miteinander setzen. Wir feiern und verteidigen die Demokratie und zeigen, wie ein vielfältiges und solidarisches Stendal aussehen kann“, sagt Karsten Schwarze. Der 54-Jährige ist von Anfang an Teil von „Herz statt Hetze“. Gerade im Hinblick auf die anstehende Landtagswahl 2026 sei es wichtig, demokratische Werte zu verteidigen, sagt er. „Wir sehen das Fest in diesem Sinne auch als Auftakt, um klar zu machen, worum es geht, und um aufzuklären und zu sensibilisieren.“
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Das Netzwerk aus Einzelpersonen und Vereinen gründet sich 2015, als wegen des Krieges in Syrien Geflüchtete nach Stendal kommen. „Es gab in dieser Zeit viele rechtsradikale Bewegungen, die Hetze verbreitet haben. Wir wollten dem entgegenstehen.“ Rund 40 Personen sind mittlerweile Teil des Bürgerbündnisses.

Mit verschiedenen Projekten und Veranstaltungen setzt sich „Herz statt Hetze“ seitdem für Demokratie, Toleranz und Menschenrechte ein . „In den vergangenen Jahren hat sich die Situation in Stendal leider weiter verschärft. Es gibt viele Institutionen, die daran etwas ändern wollen. Die Herausforderung ist, sie alle zusammenzubringen“, sagt Karsten Schwarze.
Vielfalt und Gemeinschaft in Stendal leben
Mit dem Straßenfest am 23. August ist das auf jeden Fall gelungen. An mehreren Ständen konnten sich Besucher informieren. So zum Beispiel beim Stendaler Migrantenverein, bei Fridays for Future, dem Kreis-Kinder- und Jugendring, der Interessengruppe „Barrierefreies Stendal“ und dem Theater der Altmark.
Für musikalische Unterhaltung sorgten unter anderem der Stendaler Verein Benskin, die Berliner Band Casino Gitano und ein ukrainischen Chor. Am Nachmittag gab es ein Impro-Theater und eine Gesprächsrunde über das Thema „Solidarisches Stendal“.
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In den vergangenen zehn Jahren ist viel passiert und „Herz statt Hetze“ hat einiges erreicht. Karsten Schwarze denkt vor allem an das erste große Fest am Dom 2015 zurück und die zahlreichen Demonstrationen. Aber auch an die vielen Projekte, die initiiert wurden und in Stendal Fuß gefasst haben. „Die Geschichtswerkstatt zum Beispiel. Es trifft sich auch regelmäßig eine Gruppe im ‚Plattenspieler‘, um gemeinsam zu kochen.“

Gerade solche Projekte seien wichtig, sagt Karsten Schwarze. „Es geht um Menschen. Solidarität bedeutet für mich, dass wir aufeinander schauen und uns unterstützen. Inkludieren statt auszugrenzen.“ Ähnlich sieht es sein Mitstreiter Jacob Beuchel. Der 37-Jährige ist von Beginn an dabei. „Wir leben in einer Gesellschaft mit viel Wohlstand. Niemand muss ausgegrenzt werden. In Stendal hat jeder Bürger Platz. Wir engagieren uns gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus.“
Zeichen gegen Rechtsruck
Die Ladenzeile in Stadtsee empfindet er als idealen Ort für das Straßenfest. „Stadtsee wird gerne als heruntergekommenes Stadtgebiet Stendals bezeichnet, dabei gibt es hier viele schöne Ecken.“
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Die zahlreichen Besucher sprechen für sich. Menschen allen Alters und verschiedener Herkunft versammeln sich, um gemeinsam zu feiern. Unter ihnen ist Paul Worms. Der 29-Jährige ist ehemaliges Ensemble-Mitglied des TdA und aus Berlin angereist, um dem Fest beizuwohnen und am Impro-Theater teilzunehmen. „Als ich davon gehört habe, war es für mich keine Frage, ob ich herkomme. Es ist wichtig, dass es solche Veranstaltungen gibt.“ Für den Schauspieler ist es ein kulturelles Zeichen gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft.
„Herz statt Hetze“ trifft sich immer am ersten Montag im Monat. Ideen können vorgestellt werden. Das nächste Treffen findet am 1. September um 18 Uhr in der Kleinen Markthalle in der Hallstraße in Stendal statt. Kontakt: info@herz-statt-hetze-stendal.de.