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300 Einsätze Die Aschersleber Feuerwehr im Dauereinsatz

Die Freiwillige Feuerwehr Aschersleben rückte zu ihrem 300. Einsatz 2020 aus. Zeit, für einen kurzen Blick auf das bisherige Jahr.

Von Dan Tebel 19.11.2020, 20:00

Aschserleben l Bei den Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr Aschersleben steht der Piper eigentlich nie still. Die Feuerwehrleute sind beinahe täglich mehrmals in und um Aschersleben im Einsatz, um Menschen in Not zu helfen oder vor Gefahren zu schützen. Nicht selten werden die Feuerwehrleute aus dem Salzlandkreis fünf Mal am Tag alarmiert, teilt Feuerwehrmann Eric Eilhardt vom 1. Löschzug mit.

Die viel befahrene A36 ist nicht weit, das Einsatzgebiet mit viel Industrie und weitläufiger Infrastruktur groß. Durchschnittlich sind die insgesamt 46 aktiven Einsatzkräfte etwa 28 Mal pro Monat und sechs Mal pro Woche ehrenamtlich mit Blaulicht unterwegs. Auch wenn es oft ein Brandmelder-Alarm, eine Notöffnung oder ein Containerbrand ist - jedes neue Ausrücken kann eine neue Gefahr für die Freiwilligen bedeuten.

Die Aufgaben der Helfer passen sich aber auch mit der Zeit an, erklärt Eilhardt. Als Beispiel zu nennen seien eben die vielen Einsätze bei Brandmeldern, die seit einigen Jahren verpflichtend auch in Privatwohnungen vorgeschrieben sind. Auf der anderen Seite steht zum Beispiel auch die Absicherung bei Landungen des Rettungshubschraubers. Das macht einen deutlichen Anstieg der kleinen Einsätze, so der Feuerwehrmann. Und die machen einen Großteil der Gesamtzahl aus.

Am Sonnabend, 14. November, fuhren die Einsatzkräfte der Aschersleber Feuerwehr also nun zu ihrem 300. Einsatz in diesem Jahr. Am Nachmittag meldete die Leitstelle einen Brandmelder in einem Schulgebäude am Dr.-Wilhelm.Külz-Platz. Die Männer rückten aus und richteten sich schon vorsorglich auf einen möglichen Brand ein. Vor Ort gab es dann aber Entwarnung - kein Feuer. Eine technische Störung war vermutlich der Auslöser. Doch so gnimpflich wie an diesem Tag laufen viele Einsätze der Aschersleber nicht. Von den stattlichen 300. Einsätzen in diesem Jahr beschäftigen die Feuerwehrleute einige ganz besonders - ein kurzer Rückblick.

Das Jahr 2020 begann bereits früh für die Aschersleber Einsatzkräfte. Bereits eine halbe Stunde nach Mitternacht stand eine Wohnung in Flammen. Nach ersten Hinweisen sollte sich sogar noch ein Kind darin befinden. Während die Feuerwehrleute aus Aschersleben und Mehringen mit allen Mitteln gegen das Feuer kämpfen, stehen Hunderte Schaulustige auf einem nahen Parkplatz. Sie feiern und behindern teilweise die Löscharbeiten. Ein Kind war zum Glück nicht mehr in der Wohnung und der Brand war nach einiger Zeit auch unter Kontrolle - aber es sollte nur der erste von insgesamt vier Einsätzen am Neujahrsmorgen sein.

Nur wenige Tage später am Freitag, 10. Januar, mussten die Feuerwehrleute zu einem schweren Einsatz auf der B185 in Richtung Ermsleben ausrücken. Ein Auto war von der Straße abgekommen, mit einem Baum kollidiert und wieder auf der Straße zum Stehen gekommen. Der Fahrer wurde eingeklemmt und schwer verletzt. Nur wenige Stunden später, am Sonnabend ging es zum nächsten schweren Unfall - Frontal-Zusammenstoß zweier Autos. Auch wenn dieses Mal niemand eingeklemmt worden war, wurden bei beiden Unfällen binnen weniger Stunden insgesamt fünf Menschen zum Teil schwer verletzt. Der Januar sollte mit 36 Einsätzen bis dato der einsatzreichste Monat werden.

Wenn ein Sturm übers Land zieht, sind die Feuerwehren meist im Dauereinsatz. So auch am 9. und 10. Februar, als Sturmtief "Sabine" im Salzlandkreis wütet. Innerhalb von 20 Stunden musste allein die Freiwillige Feuerwehr Aschersleben sturmbedingt zu 27 Einsätzen ausrücken - der bislang einsatzreichste Tag des Jahres 2020.

Am 20. April waren die Feuerwehren aus Aschersleben, Schierstedt, Giersleben bei einem Dachstuhlbrand im Einsatz. Die obere Etage eines Wohnhauses stand in Flammen. Über einen Zeitraum von etwa vier Stunden kämpften sich die Einsatzkräfte unter schwerem Atemschutz durch veraltete Dachkonstruktion und enge brennende Räume. Ein äußerst kräftezehrender Einsatz für alle Beteiligten.

Der 5. Mai 2020 wird den Feuerwehrleuten aus Aschersleben noch lange in Erinnerung bleiben. Innerhalb kurzer Zeit gingen etliche Anrufe über einen Brand in der Askanierstraße in Aschersleben ein. Ein Schuppen brannte. Die Passanten halfen den Feuerwehrleuten, machten eine gute Anfahrt möglich und informierten über die naheliegenden Hydranten. Doch dann ein Schockmoment: während der anfänglichen Brandbekämpfung wird ihnen von einer Frau mitgeteilt, dass sich ihr Ehemann noch in der Laube befindet. Gleich mit mehreren Trupps gehen die Einsatzkräfte gegen den Brand vor. Doch für den Mann kommt jede Hilfe zu spät. Er wurde leblos in den Trümmern der Brandruine gefunden.

Ein wirklich spektakulärer Einsatz ereilte die Einsatzkräfte Mitte Juni. Mitten in der Nacht wurden sie zu einem Unfall im Stadtgebiet alarmiert. Mehrere Personen sollen nach der Kollision mit einer Hauswand im Auto eingeklemmt sein. Und der Wagen soll bereits brennen. Bei den eingeklemmten Personen handelte es sich um mehrere Jugendliche, die schwer verletzt waren. Sie wurden zwischenzeitlich bereits von der eingetroffenen Polizei aus dem Wagen geborgen. Wie sich später herausstellte, war der Unfall das Resultat einer Verfolgungsjagd. Die Jugendlichen hatten den Wagen im Raum Schönebeck gestohlen. Für den 17-jähirgen Fahrer und seine Begleiter endete die Spritztour im Krankenhaus.

Somme, Sonne - Brandeinsätze. Insgesamt rückten die Feuerwehrleute binnen zwei Monaten - Juli und August - zu 46 strapazierenden Einsätzen aus. Ungewöhnlich: allein neun davon waren brennende Container. In einigen Fällen könnte Brandstiftung der Auslöser gewesen sein. In Erinnerung wird den Einsatzkräften in diesem Zeitraum aber der  1. August bleiben: binnen zwei Stunden entstanden ganze vier Brände - zunächst ein Flächenbrand auf der alten Burg, dann ein Stoppelfeldbrand und Hunderte brennende Strohdiemen sowie einen Schuppenbrand und einen Flächenbrand in Aschersleben. Gemeinsam mit den Aschserlebern waren sechs Ortsfeuerwehren und das technische Hilfswerk etwa 12 Stunden im Einsatz, um alle Brände unter Kontrolle zu bringen.

Dramatisch wurde es für die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr Aschersleben dann wieder Anfang September. Am 1. September stießen zwei Autos auf der L85 zwischen Aschersleben und dem Abzweig Frose/Reinstedt frontal zusammen. Als die Feuerwehrleute eintrafen war einer der beiden Fahrer bereits verstorben. Der andere Mann wurde aus dem Wrack herausgeschnitten, erlag aber noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen. Ein trauriger Tag für die Angehörigen und auch für die Ehrenamtlichen der Feuerwehr und sämtlichen Rettungsdiensten. Während die Aschersleber noch mit der Aufarbeitung des Unfalls zu tun hatten, mussten sie am 2. September zu einem weiteren schweren Unfall rausfahren. Ein Laster kippte beim Abfahren von der A36 Richtung Aschersleben Zentrum auf die Seite. Der Fahrer wurde schwer verletzt aus Führerhaus befreit aber trotz Widerbelebungsversuchen verstarb auch er noch an der Unfallstelle. Zwei schwere Unfälle mit drei toten Personen - das ist auch für die Kameraden von der Feuerwehr schwer zu verdauen.

Im sozialen Netzwerk Facebook teilen die Feuerwehrleute ihre Einsatzberichte mit mehreren tausend Abonnenten. Immer wieder wird auch dort ihre Arbeit honoriert - wenn auch nicht mit Geld aber zumindest Danksagungen und netten Worten.