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Hochwasser in Sachsen-Anhalt Mit Video: Hochwasserlage an der Helme bleibt angespannt - Innenministerin besucht Krisenregion

Sachsen-Anhalt hat das Hochwasser weiter nicht überstanden. Während sich die Situation an der Elbe langsam entspannt, erweist sich die Lage an der Helme weiter als brisant.

Von DUR/dpa Aktualisiert: 03.01.2024, 19:20
Eine Pegelmessanzeige im Hochwasser der Helme. Hier ist die Hochwasserlage weiter kritisch. Halten die Deiche? 
Eine Pegelmessanzeige im Hochwasser der Helme. Hier ist die Hochwasserlage weiter kritisch. Halten die Deiche?  Foto: Heiko Rebsch/dpa

Magdeburg/Halle (Saale) - Seit Weihnachten kämpft Sachsen-Anhalt gegen ein vielerorts schweres Hochwasser. Nach einer Woche gehen die Pegel vielerorts zurück, an anderen Stellen kämpften die Einsatzkräfte aber weiter gegen die Wassermassen. Im Landkreis Mansfeld-Südharz bleibt der Pegel der Helme weiter kritisch, in Magdeburg sinkt der Wasserstand langsam. Wir liefern einen Überblick:

Hochwasser-Gefahr: Wetterdienst warnt vor Dauerregen in Sachsen-Anhalt

Auch in den kommenden Tagen ist in Teilen Sachsen-Anhalts weiter mit teils ergiebigem Regen zu rechnen, der die Pegel der Flüsse weiter ansteigen lassen könnte. Der Deutsche Wetterdienst hat eine amtliche Unwetterwarnung vor ergiebigem Dauerregen für den Kreis Harz - Bergland (Oberharz) veröffentlicht, die voraussichtlich noch bis Donnerstag, 4. Januar 2024, 0 Uhr gilt.

Zudem gilt eine amtliche Warnung vor Dauerregen im Kreis Harz (Tiefland) und im Kreis Mansfeld-Südharz bis Donnerstag, 4. Januar, 0 Uhr.

Erfahren Sie mehr: Aktuelle Pegelstände in Sachsen-Anhalt im Überblick

 
Das Hochwasser von 2013 ist in Sachsen-Anhalt bis heute unvergessen. (Bericht:Bernd Stiasny/Material: Archiv TV Halle)

Woher kommt das aktuelle Hochwasser?

Im Norden von Sachsen-Anhalt haben starke Regenfälle bereits vor Weihnachten die ersten Flüsse über die Ufer treten lassen. Sturmtief Zoltan verschärfte die Lage dann deutlich. Denn es brachte neben dem Sturm auch Unmengen von Regen mit sich. Vor allem im Harz schüttete es kurz vor Weihnachten wie aus Kannen.

 
Die Hochwasserlage bleibt im Mansfeld-Südharz weiterhin angespannt. (Schnitt: Bernd Stiasny, Kamera: Frank Schedwill/Steffi Rohland)

Hinzu kam die Schneeschmelze. Der Sturm brachte auch milde Luft mit sich, die den Schnee auf den Harz-Hängen in kürzester Zeit schmelzen ließen. So wurden binnen weniger Tage aus kleinen Bächen wie Oker oder Helme reißende Flüsse. Talsperren liefen voll.

Welche Regionen waren vom Hochwasser in Sachsen-Anhalt betroffen?

Vom Weihnachtshochwasser waren nahezu alle Regionen in Sachsen-Anhalt betroffen, von der Unstrut im Süden bis zu Jeetze und Dumme in der Altmark. Nahezu alle großen Flüsse in Sachsen-Anhalt treten über Weihnachten über die Ufer. Zum Jahresende fallen die Pegel an Saale, Mulde oder Bode aber bereits wieder. Starke Regenfälle am Freitag und Samstag sorgten jedoch noch einmal für steigende Pegel an manchen Orten. Kritisch wurde dies jedoch nicht.

 
Die Hochwasserlage bleibt an vielen Orten in Sachsen-Anhalt angespannt. (Schnitt: Alexander Pförtsch, Kamera: VS-Redaktion/MZ-Redaktion)

Zum Jahreswechsel gab es nur noch im Landessüden an der Helme Alarmstufe 4, nachdem auch die Ohre in Wolmirstedt langsam zurückgeht.

Sowohl an der Ohre in Wolmirstedt als auch an der Unstrut in Wangen ging der Flusspegel soweit zurück, dass Neujahr nur noch Alarmstufe 2 gilt. Martina Große-Sudhues, Direktorin des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) spricht dennoch von einer leichten Entspannung der Lage: „Das Wasser fließt in den Flüssen kontrolliert ab“.

 
Jeetze und Dumme: Überflutungen im Altmarkkreis - Tierpark in Salzwedel überschwemmt (Kamera: Alexander Rekow)

An welchen Flüssen in Sachsen-Anhalt ist die Lage noch kritisch?

An der Elbe rollt der Scheitelpunkt des Hochwassers durch Sachsen-Anhalt. Von Wittenberg bis Magdeburg sinken die Pegelstände am Silvestermorgen bereits. Bereits am Donnerstag wurde das Pretziener Wehr gezogen, das vor allem Magdeburg entlastet. Die Lage gilt an der Elbe als beherschbar. Es gilt maximal die zweite von vier Warnstufen.

 
Die Elbe hat sich in Magdeburg in einen breiten Strom verwandelt. Unter anderem sind viele Elbwiesen inzwischen überflutet. Wegen des Hochwassers besteht nun aber doch eine Verbindung auf dem Wasser bis hinein in den Industriehafen. (Kamera: Martin Rieß, Schnitt: Torsten Grundmann)

Was ist das Pretziener Wehr?

Das Pretziener Wehr ist eine mehr als 100 Jahre alte Hochwasserschutz-Einrichtung südlich von Magdeburg an der Elbe. Bei Hochwasser kann das Wehr geöffnet werden, dann fließt etwa ein Drittel der Wassermassen der Elbe in einem 21 Kilometer langen Kanal östlich an Schönebeck und Magdeburg vorbei.

 
Das Pretziener Wehr nahe der Ortschaft Pretzien ist Teil eines Deichsystems zum Schutz der Städte Magdeburg und Schönebeck vor Hochwasser der Elbe. Am Donnerstagvormittag wurde diese geöffnet. (Kamera: Thomas Schulz, Schnitt: Torsten Grundmann)

Das sorgt nach Angaben des Landesbetriebs für Hochwasserschutz dafür, dass das Wasser nicht mit voller Wucht auf die Dämme und Deiche trifft. Am Donnerstag wurde das Wehr erstmals seit 2013 gezogen. Folge sind Straßensperrungen, unter anderem ist die B246a zwischen "Alte Fähre" und dem Ortseingang Plötzky gesperrt. Das Gebiet könne nur großräumig über Magdeburg oder Dessau umfahren werden.

Die Hochwasserlage in Sachsen-Anhalt ist weiter angespannt: Pretzien: Zwei Fotografen stehen zum Sonnenaufgang am Pretziener Wehr.
Die Hochwasserlage in Sachsen-Anhalt ist weiter angespannt: Pretzien: Zwei Fotografen stehen zum Sonnenaufgang am Pretziener Wehr.
Foto: dpa/stephan schulz

Wie ist die Hochwasser-Lage an der Helme?

Am gefährlichsten ist die Hochwasser-Lage im Landkreis Mansfeld-Südharz rund um den Stausee Kelbra. Der ist mit rund 38 Millionen Kubikmeter noch immer über das Maximum hinaus gefüllt. Daher muss so viel Wasser wie möglich abgelassen werden, was wiederum zu einem Hochwasser an der Helme führt. Hier gilt die höchste Alarmstufe 4. Unter anderem wurde den Anwohnern in Thürungen eine freiwillige Evakuierung des Ortes empfohlen. Auch in Oberröblingen behält sich Sangerhausen weiter eine Evakuierung vor. Die Lage ist hier weiter kritisch. Hunderte Helfer kämpfen gegen das Wasser.

 
Der Stausee Kelbra und die Helme sind am Freitag die am stärksten vom Hochwasser betroffenen Gebiete. In Roßla helfen Einwohner und Einsatzkräfte beim Verbauen von Sandsäcken. (Schnitt: Christian Kadubietz/Kamera: Steffi Rohland)

Am Samstag rief der Landrat des Landkreises Mansfeld-Südharz den Katastrophenfall aus. Damit geht die Zuständigkeit für die Hochwasser-Abwehr auf den Landkreis über, der die Maßnahmen so zentral koordinieren will.

Nach der Feststellung des Katastrophenfalls schaltet der Landkreis ab Samstagabend 18 Uhr ein Bürgertelefon. Dieses ist ab Sonntag dann regulär von 8-20 Uhr unter der Nummer 03464 – 535 1960 erreichbar.

Einsatzkräfte kämpfen um Deiche an der Helme

In Sangerhausen-Oberröblingen kämpfen die Einsatzkräfte weiter gegen das Helme-Hochwasser. Unter anderem wird versucht, den Mühlgraben, der direkt durch den Ort führt, zur Helme hin abzudichten und mit Pumpen den Wasserpegel des Mühlgrabens niedrig zu halten, damit das Wasser nicht Wohnhäuser überflutet.

Zudem gebe es immer wieder Schadstellen an den aufgeweichten Deichen, die mit Sandsäcken verstärkt werden. Hunderte Helfer sind entlang der Helme im Einsatz, um die Deiche zu halten.

Für den Transport von Sandsäcken wurde die Bahnstrecke Sangerhausen – Erfurt gesperrt. Hier ist nun ein spezieller Güterzug im Einsatz, der Sandsäcke zu den Deichen transportiert. Im Gewerbegebiet Oberröblingen ist eine Sandsackfüllstation mit zahlreichen Helfern im Dauerbetrieb.

Gezielte Deichöfnung in Thüringen nimmt kurzzeitig Druck heraus

Die B85 und weitere Straßen sind gesperrt. Zwischen Berga und Kelbra haben Feuerwehrleute bereits am Donnerstagabend einen Ersatzdeich geschaffen. Er soll das Wasser westlich der Straße halten. Der Wasserstand in der Helme steht dutlich über 2,40 Meter.

Auf Thüringer Seite wurde ein Helme-Deich nahe Mönchpfiffel-Nikolausrieth geöffnet, um das Wasser aus dem Fluss auf Felder abzuleiten. Am Sonntag wurde die Deichöffnung noch einmal vergrößert.

 
Hochwasser in Sachsen-Anhalt: Talsperre Kelbra ist fast vollgelaufen. (Kamera: Frank Schedwill)

Aufgrund weiterer Regenfälle in der Region soll die Abgabemenge aus dem Stausee Kelbtra wieder erhöht werden, hieß es am Neujahrstag. Denn neuer Dauerregen ist angesagt und noch immer ist die Talsperre randvoll.

An mehreren Orten reicht das Wasser bis zu den Häusern. Die Einsazkräfte sind hier mit einem Großaufgebot im Einsatz. Es gilt ein Betretungsverbot für die Deiche.

Hochwasser: An diesen Flüssen in Sachsen-Anhalt gilt aktuell Alarmstufe 4

  • Helme - Bennungen / Wasserstand = 243 cm
    (03.01., 19.15 Uhr)

Hochwasser: An diesen Flüssen in Sachsen-Anhalt gilt aktuell Alarmstufe 3

  • Bode - Staßfurt / Wasserstand = 304 cm
    (03.01., 19.15 Uhr)
  • Ohre - Wolmirstedt / Wasserstand = 258 cm
    (03.01., 19.15 Uhr)
  • Unstrut - Wangen / Wasserstand = 437 cm 
  • (03.01., 19.15 Uhr)
  • Aland -Klein Wanzer OP / Wasserstand = 531 cm
  • (03.01., 19.15 Uhr)

Wie wird sich die Hochwasser-Lage in Sachsen-Anhalt weiter entwickeln?

An den meisten Flüssen geht das Wasser langsam zurück. Allerdings sorgen durchweichte Deiche und absackende Straßen weiter für viel Arbeit bei der Feuerwehr. Noch gilt nicht überall Entwarnung.

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Wie ist die Hochwasser-Lage in Magdeburg?

In Magdeburg stieg der Elbe-Pegel am Samstag weiter an, jedoch geringer als befürchtet. Der Scheitelpunkt war in der silvesternaht erreicht, der Wasserstand sinkt inzwischen.

 
Der Umflutgelände bei Magdeburg. (Schnitt: Bernd Stiasny, Kamera: Daniel Hesse)

Einige elbnahe Wege und Straßen sind gesperrt. Die Stadtverwaltung schätzt derzeit, dass vom Hochwasser keine größere Gefahr ausgehe. Vorsorglich wurde an der Galopprennbahn im Herrenkrug jedoch die mobile Flutschutzwand aufgebaut. Wer in Elbnähe Eigentum besitzt, wird gebeten, dieses in Sicherheit zu bringen.

Grundsätzlich sollten alle Deiche im Stadtgebiet nicht mehr betreten werden, um die Arbeit des Landesbetriebs für Hochwasserschutz (LHW) nicht zu beeinträchtigen.

Wie ist die Hochwasser-Lage in Halle?

In Halle geht das Hochwasser langsam, aber stetig zurück. Der Scheitel der Saaleflut hatte am Mittwoch die Stadt erreicht. Der Pegel Trotha meldete 4,94 Meter. Am Samstag war die erste Hochwaser-Warnstife wieder unterschritten. Die Lage normalisiert sich.

Laut Stadt wurden in Trotha zeitweise rund 400 Kubikmetern Wasser pro Sekunde in der Saale gemessen – das sei das Vierfache der statistisch sonst üblichen Menge gewesen. Größere Schäden habe das Hochwasser nicht angerichtet.

Wie ist die Hochwasser-Lage in Dessau-Roßlau?

Mit Mulde und Elbe ist Dessau-Roßlau gleich doppelt vom Hochwasser betroffen. Die Lage sei aber händelbar. Die Pegel von Elbe und Mulde sinken inzwischen, die Lage normalisiert sich langsam.

Worum bitten die Einsatzkräfte?

Die Feuerwehr bittet eindringlich darum, die Hochwasserarbeiten nicht zu stören und auch die Deiche nicht zu betreten. Diese sind durch die Wassermassen teils bereits durchgeweicht und nicht mehr so stabil wie in Normalzeiten.

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Von Meldungen aus anderen Bundesländern, dass Sandsäcke gestohlen werden, ist in Sachsen-Anhalt bisher nichts bekannt. Einen krassen Fall meldet die Feuerwehr allerdings: Mitten im Hochwasser-Einsatz mussten die Einsatzkräfte am 26. Dezember ausrücken, um Kitesurfer vom Stausee Kelbra zu holen.

Dazu gibt es mehrere Fälle, in denen sich Menschen leichtfertig auf Booten ins Hochwasser wagten und anschließend gerettet werden mussten.

In welchen Bundesländern ist die Hochwasserlage ebenfalls angespannt?

Die kritische Lage am Stausee Kelbra bedroht ebenfalls mehrere Orte in Thüringen. Noch brisanter ist die Hochwasserlage zudem in weiten Teilen von Niedersachsen und Bremen. Landesweit sind Tausende Hilfskräfte im Einsatz. Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte am Sonntag einige Hochwasser-Orte in Niederachsen und dankte den Helfern.